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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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schmunzelnd. »Ich hätte sogar noch mehrere.«
    »Mir reicht eine«, lachte Bachmann betont fröhlich auf und berührte den Wirt dankbar an der Schulter.
    »Wird ein Boot gewünscht?«, fragte der Wirt freundlich. »Zum Angeln?«
    »Nein, nein«, wehrte er die Frage ab. »Ich habe keinen Bedarf. Angeln ist nicht meine Welt. Ich kann nicht einmal eine Fliege töten. Und dann das Meer …«
    »Es ist ungefährlich auf dem Meer, solange kein Sturm aufzieht«, hörte er den Wirt verkünden. »Das eigene Leben ist nur bei hohem Seegang gefährdet. Wirklich.«
    »Ja, ja«, meinte Bachmann und wollte sich abwenden.
    »Apropos Leben«, sagte der Wirt, »da hätte ich einen tollen Tipp.«
    Leicht die Brauen hebend musterte er den Wirt fragend, der nun eifrig weitersprach. »Wenn man das ungefähre Alter wissen will, das man im Leben erreichen wird, dann kenne ich jemanden, der da Auskunft geben kann, einen richtigen Hellseher. Übersinnliche Kräfte besitzt er, unerklärbare, den Tod eines Fischers hat er gesehen, den ihm niemand glauben wollte, bis es so geschah, wie er es prophezeite.«
    »Tatsächlich?«, entfuhr es Bachmann überrascht.
    »Hier wohnt ein Alter im Dorf«, meinte der Wirt, »im letzten Haus bei seinem Sohn. Es ist ein rotes Haus, neu gebaut, mit einem schwarzen Dach, weiß eingefasst. Man kann es nicht verfehlen. Ein Gruß von mir genügt und die Voraussage erfolgt, wenn er beide Handflächen und die Augen studiert hat. Man lässt ein Trinkgeld da, dessen Höhe Sie selbst bestimmen. Bisher war der Alte zufrieden. Und seine Besucher waren es auch. Immer. Und die Leute hier, in der Gegend, halten große Stücke auf ihn. Sie kommen aus der ganzen Gegend zu ihm. Sie nennen ihn den Seher. Er sagt Krankheiten voraus, sogar den Tod.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Bachmanns Gesicht, ehe er sich vom Wirt abwandte. »Ich werde über den Vorschlag nachdenken«, sagte er noch. Dann ging er hinauf in ihr Zimmer und heftete das kleine Foto Manus an die Wand neben dem Fenster, so, dass es Sarah sofort sehen würde, wenn sie mittags den Raum betrat.
    Klein und winzig wirkte das Foto zwar, doch für Sarah musste es einen gewaltigen, eine zutiefst mahnende Warnung sein, ihre tote Tochter nie zu vergessen und ihren Mörder!
    Dann fielen ihm die Worte des Wirtes ein. Warum sollte er eigentlich nicht zu diesem Alten gehen? Er grinste zynisch, als er dachte: Ich werde also wissen, wer den Kampf gewinnt, Emmerlein oder ich, der Alte sagt es mir. Ich werde das Wörterbuch mitnehmen, für alle Fälle.
    Also machte er sich doch auf den Weg, fand am Ende des Dorfes ein hellblaues Haus und ein gelbes und noch ein beigefarbenes. Aber das letzte Haus, das zwischen Felsen stand, hinter denen er das Nordmeer sah, dunkelblau und mit einem grauen kleinen Band aus grauen Wolken darüber, war rot, besaß ein weiß eingefasstes Dach und eine gelbe Tür. Die Sonne schickte ihre Strahlen auf das Haus, so dass ihm das Rot entgegen leuchtete, als ob es ihn anlocken wollte.

    Als er das Haus erreichte, sah er keinen Menschen, weder auf dem Hof, noch hinter dem Haus oder an einem der Fenster mit den weißen Gardinen, und so klopfte er an die Haustür, klopfte einmal, zweimal, dreimal, hämmerte schließlich ungeduldig mit der Faust gegen das Holz, bis er schlürfende Schritte vernahm, die sich der Haustür von innen näherten.
    Die Tür wurde geöffnet und ein Greis stand im Türrahmen, ein Mann mit dünnem stahlgrauem Haar und tiefen Furchen im Gesicht, der ihn mit eisgrauen Augen von Kopf bis Fuß musterte, jedoch nicht überrascht schien.
    Er überbrachte mit englischen Worten den Gruß des Wirtes der Herberge, wobei er auf die Fläche seiner Hände wies.
    Der Alte nickte wissend, winkte ihm in das Haus zu folgen, in eine kleine Küche hinein, in deren Mitte ein blau gestrichener Tisch und vier Stühle standen. Auf einen wies der Alte, dessen wie aus einem Fels gehauenes Gesicht völlig unbewegt blieb, so, als wäre es eine steinerne Maske. Stählern war sein Blick und starr.
    Der Alte nahm auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz, als Bachmann sich setzte. Dann blickte er in die eisgraue Konzentriertheit zweier Augen, vielleicht zwanzig Atemzüge lang. Dieses Schweigen gehört wohl zum Ritual, dachte er und legte die Arme auf die Tischplatte, wobei er seine Hände öffnete, damit der Alte in seinen Handflächen lesen konnte. Der zog die Hände näher zu sich heran, senkte den Kopf über sie, dann schloss er die Augen, saß reglos, stumm,

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