Auf den Schwingen des Adlers
beflissen in seiner Loseblattsammlung, konsultierte die Liste derjenigen, die nicht ausreisen durften, und meinte schließlich, mit Mr. Perot ginge alles in Ordnung. Mit dieser Auskunft kehrte Gallagher zu Perot zurück.
Perot machte sich dennoch Sorgen. Wenn sie ihn schnappen wollten, waren sie sicher gewieft genug, Gallagher Märchen zu erzählen.
Bill Gayden, der Präsident von EDS World, befand sich inzwischen auf dem Flug nach Teheran, wo er die Leitung des Verhandlungsteams übernehmen sollte. Gayden war schon einmal von Dallas nach Teheran aufgebrochen, hatte in Paris jedoch kehrtgemacht, als er erfuhr, daß Bunny Fleischaker vor neuen Verhaftungen gewarnt hatte. Diesmal war er, ebenso wie Perot, entschlossen, dasRisiko auf sich zu nehmen. Zufällig kam er gerade an, als Perot auf seinen Abflug wartete, so daß sie noch kurz miteinander sprechen konnten.
Gayden führte in seinem Koffer acht amerikanische Pässe von EDS-Managern mit, die entweder Paul oder Bill entfernt ähnelten.
»Wir wollten ihnen doch gefälschte Pässe besorgen«, meinte Perot. »Habt ihr nicht herausgefunden, wie man das anstellt?«
»Doch, schon«, erwiderte Gayden. »Wenn du schnell einen Paß brauchst, bringst du sämtliche Papiere in Dallas zur Stadtverwaltung, die stecken sie dort in einen Umschlag, den du selbst nach New Orleans bringst, wo sie den Paß ausstellen. Ist nur ein simpler Behördenumschlag, den sie mit Tesafilm zukleben. Den machst du dann auf, nimmst die Fotos raus, legst die von Paul und Bill rein, klebst den Umschlag wieder zu, und, ruck, ’zuck, hast du falsche Pässe für Paul und Bill. Ist aber leider illegal.«
»Wie habt ihr’s dann gemacht?«
»Ich habe unseren Heimkehrern erzählt, ich bräuchte ihre Pässe für den Rücktransport ihrer in Teheran verbliebenen Sachen. Auf diese Weise habe ich fast zweihundert Ausweise zusammengekriegt und daraus dann die besten acht rausgefischt. Dann hab’ ich mir einen Brief von irgendwem in den Staaten an irgendwen hier in Teheran gedichtet, in dem so ungefähr steht: ›Als Anlage erhalten Sie die von Ihnen angeforderten Pässe für Ihre Verhandlungen mit der Einwanderungsbehörde‹. So habe ich was Schriftliches vorzuweisen, wenn mich einer fragt, warum um alles in der Welt ich acht Pässe mit mir herumschleppe.«
»Aber Paul und Bill machen sich doch auch strafbar, wenn sie mit diesen Pässen die Grenze überschreiten.«
» Wenn wir überhaupt so weit kommen, dann nehmen wir das eben in Kauf.«
Perot nickte zustimmend. »Klingt ganz vernünftig.«
Sein Flug wurde aufgerufen. Er verabschiedete sich von Gayden und von Taylor, der ihn zum Flughafen gefahren hatte und Gayden nun ins Hyatt mitnahm. Dann machte er sich auf den Weg, um herauszufinden, was es wirklich mit der Sperrliste auf sich hatte.
Zunächst ging er durch einen Ausgang mit dem Vermerk Passengers Only, wo seine Bordkarte kontrolliert wurde. Er schritt durch einen langen Gang und kam an einen Schalter, wo er eine kleine Summe, die Flughafensteuer, entrichtete. Dann erblickte er zu seiner Rechten eine ganze Reihe von Paßkontrollschaltern.
Jetzt war der Augenblick der Wahrheit gekommen.
Hinter einem der Schalter saß eine junge Frau, die in ein Taschenbuch vertieft war, und auf diesen Schalter strebte Perot zu. Er reichte ihr seinen Paß und die gelbe Zollerklärung. Sein Name stand ganz oben auf dem Zettel.
Die junge Frau schlug den Paß auf, nahm die Zollerklärung an sich, stempelte den Paß und reichte ihn zurück, ohne Perot auch nur einmal anzusehen. Dann vertiefte sie sich sofort wieder in ihre Lektüre.
Perot betrat die Abflughalle.
Sein Flug hatte Verspätung.
Er ließ sich nieder. Er saß wie auf glühenden Kohlen. Jeden Augenblick konnte es passieren.
Es war immer noch möglich, daß die Frau das Buch, weil es zu Ende war oder sie einfach nur langweilte, beiseite legte und damit begann, die Namen auf den Zollformularen mit denen auf der Sperrliste zu vergleichen. Und dann, so malte Perot sich aus, würden sie ihn holen, die Polizei oder das Militär oder Dadgars Leute, er wanderte ins Gefängnis, und Margot würde es genauso ergehen wie Ruthie und Emily.
Alle paar Sekunden sah er auf die Tafel mit den Abflugzeiten. Nach wie vor hieß es dort: ›Verspätet‹.
Die erste Stunde verbrachte er gleichsam sprungbereit auf der Stuhlkante. Dann fügte er sich in sein Schicksal. Wenn sie hinter ihm her waren, würden sie ihn auf jeden Fall schnappen, und er konnte ohnehin nichts
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