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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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das tödliche Duo in London versuchen, gute Straßenkarten aufzutreiben, die sie bei der Flucht auf dem Landweg benutzen konnten. In Teheran gab es, wie der Jeep Club schon in glücklicheren Zeiten herausgefunden hatte, keine guten Karten. Gayden meinte, persische Karten erreichten ungefähr das Niveau von Hinweisen wie: »Beim toten Pferd links ab.«
    Auch auf die dritte Möglichkeit wollte Simons vorbereitet sein – die Befreiung von Paul und Bill durch den Mob, der das Gefängnis stürmte. Was sollte das Team indiesem Fall unternehmen? Coburn behielt die Lage in der Stadt ständig im Auge, stand ununterbrochen mit seinen Kontaktleuten beim militärischen Aufklärungsdienst der US-Streitkräfte und einigen vertrauenswürdigen iranischen Angestellten in Verbindung. Sollte das Gefängnis gestürmt werden, würde er schnell davon erfahren. Paul und Bill würden erst einmal gefunden und in Sicherheit gebracht werden müssen. Aber ein Haufen Amerikaner, der mitten in einen Aufruhr hineinfuhr, würde nur Unheil heraufbeschwören: Paul und Bill wären sicherer, wenn sie sich unauffällig unter die fliehenden Gefangenen mischten. Simons trug Coburn auf, bei seinem nächsten Besuch im Gefängnis mit Paul über diese Möglichkeit zu sprechen und ihn zu instruieren, sich im Falle eines Falles zum Hyatt-Hotel durchzuschlagen.
    Im übrigen lag auch kein Grund vor, warum sich nicht ein Iraner unter die Aufständischen mischen und nach Paul und Bill Ausschau halten sollte. Simons fragte Coburn, ob dafür nicht ein iranischer EDS-Angstellter in Frage käme; er müsse allerdings mit allen Wassern gewaschen sein.
    Coburn dachte sofort an Raschid.
    Raschid war ein dunkelhäutiger, gutaussehender junger Mann von dreiundzwanzig Jahren aus wohlhabender Teheraner Familie. Er hatte bei EDS einen Lehrgang als Informatiker abgeschlossen, war intelligent und einfallsreich und sprühte nur so vor Charme. Coburn erinnerte sich an eine Begebenheit, bei der Raschids Improvisationstalent voll zum Zuge gekommen war.
    Die Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums, die sich gerade im Bummelstreik befanden, hatten es abgelehnt, das Programm für die Lohnlisten zu schreiben, woraufhin Raschid die Unterlagen an sich nahm, sie in die Bank Omran trug, dort irgend jemanden überredete, sie zu programmieren. Das fertige Programm ließ er dann selbst über den Ministeriumscomputer laufen. Das Problem mitRaschid war nur, daß man ihn ständig im Auge behalten mußte, da er niemals fragte, bevor er eine seiner unkonventionellen Ideen in die Tat umsetzte. Seine Handlungsweise damals war einem Streikbruch gleichgekommen und hätte EDS in die größten Schwierigkeiten stürzen können; als Bill davon erfuhr, war er alles andere als begeistert. Raschid war leicht erregbar und impulsiv, und sein Englisch war nicht übermäßig gut. Daher neigte er dazu, ohne vorher auch nur ein Wort zu verlieren, einfach loszuflitzen und seine verrückten Dinger zu drehen – eine Neigung, die seine Vorgesetzten ziemlich nervös machte. Aber er kam immer damit durch. Mit seiner Beredsamkeit brachte er sich manchesmal in Teufels Küche – aber auch wieder heraus. Wenn er jemanden zum Flughafen fuhr oder dort abholte, gelang es ihm jedesmal, sämtliche Passengers-Only -Absperrungen zu passieren, ohne eine Bordkarte, einen Flugschein oder einen Paß bei sich zu haben.
    Coburn kannte Raschid gut und mochte ihn so gern, daß er ihn schon mehrmals zum Abendessen im Familienkreis eingeladen hatte. Außerdem vertraute er ihm hundertprozentig, besonders, seit er während des Streiks von ihm über feindlich gesonnene iranische Angestellte informiert worden war.
    Nur auf Coburns Aussage hin, so viel war klar, würde Simons Raschid nicht vertrauen. Ebenso, wie er darauf bestanden hatte, Keane Taylor kennenzulernen, bevor er ihn in das Geheimnis einweihte, würde er sich sein eigenes Urteil über Raschid bilden wollen.
    Coburn vereinbarte ein Treffen zwischen den beiden.
    *
    Als Raschid acht Jahre alt war, wollte er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden.
    Mit Dreiundzwanzig wußte er, daß das eine Illusion war,aber er wollte noch immer nach Amerika, und EDS war seine Eintrittskarte. Er wußte, daß er das Zeug dazu hatte, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden. Er kannte sich bestens in den Abgründen der menschlichen Seele aus, und er hatte nicht lange gebraucht, um hinter die Denkweise der EDS-Leute zu kommen. Sie forderten Ergebnisse, keine Ausflüchte. Wenn man eine

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