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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hatten. Sie waren bei Recipe’s, einem Restaurant in der Greenville Avenue in Dallas, und tranken Erdbeer-Daiquiris.
    Liz Coburn wußte nur, daß Pat Sculley ebenso wie Jay sich irgendwo in Europa aufhielt, und jetzt redete Mary Sculley, als ob ihr Mann nicht in Europa, sondern im Iran sei.
    »Ist Pat in Teheran?« fragte Liz.
    »Ich glaube, sie sind alle in Teheran«, sagte Mary.
    Liz war entsetzt. »Jay in Teheran ...« Ihr Mann hatte stets behauptet, er sei in Paris. Warum konnte er ihr nicht die Wahrheit sagen? Pat Sculley hatte Mary doch auch die Wahrheit gesagt. Aber Jay war nicht wie andere Männer. Wenn andere Männer ein paar Stunden lang Poker spielten, mußte Jay die ganze Nacht hindurch und den ganzen nächsten Tag auch noch Poker spielen. Andere Männer hatten auch verantwortungsvolle Jobs, aber Jay mußte für EDS schuften. Schon in der Armee, als sie beide im Grunde noch Kinder gewesen waren, hatte Jay sich freiwillig für die gefährlichsten Helikoptereinsatze gemeldet. Und jetzt war er nach Teheran gegangen, mitten hinein in diese Revolution. Immer das gleiche dachte sie: Er ist nicht da, er belügt mich, und er ist in Gefahr. Plötzlichwurde ihr eiskalt, als hätte sie einen Schock bekommen. Er wird nicht zurückkommen, dachte sie benommen. Lebend kommt er dort nicht raus.
    *
    Perots Euphorie war bald verflogen. Er hatte Dadgar ausgetrickst, Paul und Bill im Gefängnis besucht und seelisch aufgemöbelt; aber im Endeffekt hatte Dadgar noch immer alle Trümpfe in der Hand. Perot war jetzt sechs Tage in Teheran und verstand allmählich, warum der politische Druck, den er auf Washington ausgeübt hatte, erfolglos geblieben war: Das alte Regime im Iran war machtlos geworden und kämpfte nur noch ums Überleben. Selbst wenn er die Kaution bezahlte – und bevor das geschehen konnte, gab es noch eine Menge Schwierigkeiten zu bewältigen –, so hieß das noch lange nicht, daß Paul und Bill auch ausreisen konnten. Und Simons’ Befreiungspläne waren nun, nach der Verlegung der beiden in ein anderes Gefängnis, reine Makulatur. Die Sache schien hoffnungslos. Noch am selben Abend suchte er Simons auf.
    Aus Sicherheitsgründen wartete er, bis es dunkel geworden war. Er trug einen Trainingsanzug, Tennisschuhe und einen dunklen Trenchcoat. Keane Taylor chauffierte ihn.
    Das Befreiungsteam war mittlerweile umgezogen. Dadgar kannte nun auch Taylor, und da er begonnen hatte, die EDS-Akten zu überprüfen, war es durchaus denkbar, daß er das Haus nach belastenden Unterlagen durchsuchen lassen würde. Zumindest schloß Simons das nicht aus. Er, Coburn und Poché hatten sich daraufhin in der ehemaligen Wohnung von Toni und Bill Dvoranchik einquartiert. Die beiden stämmigen Draufgänger Pat Sculley und Jim Schwebach, die bei dem ursprünglich geplanten und inzwischen hinfälligen Befreiungscoup dieFlanken hätten sichern sollen, waren mittlerweile, aus Paris kommend, eingetroffen.
    Nach einem in Teheran weitverbreiteten Usus lag die Wohnung der Dvoranchiks im Erdgeschoß eines Hauses, dessen Besitzer den ersten Stock bewohnten. Taylor und das Team ließen Perot mit Simons allein. Perot sah sich angewidert im Wohnzimmer um. Zu Toni Dvoranchiks Zeiten war die Wohnung vielleicht blitzsauber gewesen, jetzt aber, da fünf Männer darin hausten, von denen keiner etwas für den Haushalt übrig hatte, war sie schmutzig und heruntergekommen und stank nach Simons’ Zigarrillo.
    Der Oberst hatte seine massige Gestalt in einen Sessel sinken lassen. Er hatte einen weißen, dichten Schnurrbart und bereits recht lange Haare. Wie üblich rauchte er Kette, zog kräftig an seinem Zigarillo und inhalierte voller Behagen.
    »Sie haben sich das neue Gefängnis angesehen?« sagte Perot.
    »Jaa ...«, brummte Simons.
    »Was halten Sie davon?«
    »Über unsere ursprüngliche Absicht, so eine Art Frontalangriff zu starten, brauchen wir nun natürlich kein Wort mehr zu verlieren.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Es läßt uns immer noch ein paar andere Möglichkeiten offen.«
    Wirklich? dachte Perot.
    Simons fuhr fort: »Erstens: Wenn ich richtig informiert bin, werden auf dem Gefängnisgelände Autos geparkt. Vielleicht können wir Paul und Bill im Kofferraum eines Fahrzeugs rausbringen. Vielleicht könnten wir aber auch den General, dem das Gefängnis untersteht, bestechen oder erpressen.«
    »Also General Mohari.«
    »Genau. Einer von Ihren iranischen Angestellten sammelt schon Informationen über ihn.«
    »Gut.«
    »Zweitens:

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