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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dagegen unternehmen. Schließlich griff er nach einer Zeitschrift. Die nächste Stunde verbrachte er damit, alles zu lesen, was er in seiner Aktentasche vorfand. Dann begann er eine Unterhaltung mit dem Mann neben ihm. Er erfuhr, daß sein Nachbar ein englischer Ingenieur war, der für einen großen britischen Konzern an einem Projekt im Iran gearbeitet hatte. Sie plauderten eine Weile und tauschten dann ihre Zeitschriften aus.
    In ein paar Stunden, dachte Perot, bin ich entweder mit Margot in einer komfortablen Hotelsuite – oder allein in einer iranischen Gefängniszelle. Über letztere Möglichkeit dachte er lieber nicht weiter nach.
    Die Mittagszeit war schon vorüber, und der Nachmittag zog sich wie Kaugummi. Allmählich begann er, daran zu glauben, daß niemand hinter ihm her war.
    Um achtzehn Uhr wurde sein Flug endlich aufgerufen.
    Er stand auf, schloß sich der Schlange vor dem Ausgang an, wo eine Sicherheitskontrolle stattfand. Er wurde auf Waffen abgetastet, und man ließ ihn passieren.
    Jetzt hab ich’s fast geschafft, dachte er, als er die Maschine bestieg. Er saß eingeklemmt zwischen zwei übergewichtigen Mitpassagieren – auf diesem Flug gab es keine erste Klasse. Die Türen wurden geschlossen, und das Flugzeug setzte sich in Bewegung, rollte zur Startbahn, beschleunigte und hob ab.
    Er hatte es geschafft.
    Er war schon immer ein Glückspilz gewesen.
    Seine Gedanken kehrten zu Margot zurück. Sie wurde mit der kritischen Situation ebenso gut fertig wie damals zu Zeiten der Kampagne für die Kriegsgefangenen. Sie zeigte Verständnis für die Pflichtauffassung ihres Mannes und beklagte sich nicht.
    Abergläubisch fragte er sich, ob jedem Menschen nur ein bestimmtes Quantum Glück im Leben zustand. Er verglich sein Glück mit dem Sand in einem Stundenglas, das langsam, aber stetig durchrinnt. Was wird passieren, wenn er durchgelaufen ist? dachte er.
    Die Maschine setzte zum Landeanflug auf Kuwait an. Er befand sich nicht mehr in iranischem Luftraum – er war entkommen.
    Während das Flugzeug aufgetankt wurde, trat er in die offene Tür und atmete tief durch, hörte nicht auf die Stewardeß, die ihn wiederholt aufforderte, zu seinem Sitz zurückzukehren. Über der Rollbahn wehte eine angenehme Brise, und es war eine Erleichterung, den Schwergewichtlern zu seiner Linken und zu seiner Rechten für kurze Zeit entkommen zu sein. Schließlich gab die Stewardess auf und wandte sich anderen Aufgaben zu. Er beobachtete den Sonnenuntergang.
    Glück, dachte er. Ich wüßte zu gerne, wieviel mir noch zusteht.

8
    D AS RETTUNGSKOMMANDO IN Teheran bestand nun aus Simons, Coburn, Poché, Sculley und Schwebach. Simons beschloß, Boulware, Davis und Jackson nicht nach Teheran kommen zu lassen. Der ursprüngliche Plan war längst gestorben, deshalb brauchte er nicht mehr so viele Leute. Er schickte Glenn Jackson zur Erkundung der südlichen Fluchtroute aus dem Iran nach Kuwait. Boulware und Davis kehrten in die Staaten zurück, um dort weitere Befehle abzuwarten.
    Madjid teilte Coburn mit, daß General Mohari, der Leiter des Gasr-Gefängnisses, nicht leicht zu bestechen sei,aber zwei Töchter auf Schulen in den Vereinigten Staaten habe. Das Team beschäftigte sich kurze Zeit mit dem Plan, die Mädchen zu kidnappen, wodurch Mohari gezwungen werden sollte, Paul und Bill bei der Flucht zu helfen, verwarf ihn jedoch wieder. Perot ging später in die Luft, als er hörte, daß sie so etwas auch nur in Erwägung gezogen hatten. Der Plan, Paul und Bill im Kofferraum eines Autos herauszuschmuggeln, wurde erst einmal auf die lange Bank geschoben.
    Zwei oder drei Tage lang beschäftigten sie sich hauptsächlich mit der Frage, was zu tun sei, wenn Paul und Bill entlassen und unter Hausarrest gestellt würden. Sie schauten sich die Häuser an, in denen die beiden vor ihrer Verhaftung gewohnt hatten. Solange Dadgar Paul und Bill dort nicht überwachen ließ, wäre es ein leichtes, sie zu entführen. Sie würden zwei Autos brauchen, entschieden sie. Im ersten sollten Paul und Bill, im zweiten Sculley und Schwebach sitzen, deren Aufgabe es gewesen wäre, darauf zu achten, daß sich niemand an ihre Fersen heftete. Wieder einmal wurde den beiden die Dreckarbeit überlassen.
    Die beiden Wagen sollten sich über einen Kurzwellensender miteinander verständigen. Coburn rief Merv Stauffer in Dallas an und bestellte die nötige Ausrüstung. Boulware sollte sie nach London bringen, wo Schwebach und Sculley sie übernahmen. Außerdem sollte

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