Auf den Schwingen des Adlers
Treffen mit dem iranischen Premierminister, General Azhari, zur Sprache brachte.
Aber das alles führte zu nichts.
Die dreißig Tage Zahlungsziel, die Paul den Iranern gewährt hatte, liefen ab, und am sechzehnten Dezember schrieb er an Dr. Emrani und kündigte den Vertrag ordnungsgemäß. Aber noch immer gab er nicht auf. Als Zeichen seines guten Willens, die Probleme mit dem Ministerium zu bereinigen, bat er eine Handvoll ausgeflogener Führungskräfte, wieder nach Teheran zu kommen. Einige der Zurückkehrenden brachten, ermutigt durch den friedlichen Verlauf der Aschura-Feiertage, sogar ihre Familien mit.
Weder die Botschaft noch die EDS-Anwälte in Teheran hatten herausfinden können, wer eigentlich Pauls und Bills Verbleib im Iran angeordnet hatte. Schließlich war es Madjid, Farahs Vater, dem es gelang, General Biglari diese Information zu entlocken. Der Verantwortliche war der Untersuchungsrichter Hussein Dadgar, ein mittlerer Beamter der Generalstaatsanwaltschaft in einer Abteilung, die mit Vergehen von Beamten des öffentlichen Dienstes befaßt und mit großer Macht ausgestattet war. Dadgar leitete die Ermittlungen gegen Dr. Scheik, den inhaftierten ehemaligen Gesundheitsminister.
Wenn die Botschaft die Iraner schon nicht dazu überreden konnte, Paul und Bill ausreisen zu lassen, und ihnen auch ihre Pässe nicht ohne großes Aufhebenaushändigen wollte – wäre sie dann nicht wenigstens in der Lage, mit diesem Dadgar so bald wie möglich eine Einvernahme von Paul und Bill anzuberaumen, damit die beiden zu Weihnachten nach Hause fahren konnten?
Weihnachten habe für die Iraner so gut wie keine Bedeutung, sagte Goelz, Neujahr hingegen schon, daher wolle er versuchen, ein Treffen noch vor dem Jahreswechsel zu arrangieren.
In der zweiten Dezemberhälfte kam es wiederum zu Unruhen, und die zurückgekehrten Manager mußten sich auf eine neuerliche Evakuierung gefaßt machen. Der Generalstreik hielt unverändert an, und die wichtigste Einnahmequelle der Regierung, der Ölexport, versiegte gänzlich. Damit sanken die Aussichten auf Begleichung der EDS-Rechnungen praktisch auf Null. Im Ministerium erschienen so wenige Iraner zur Arbeit, daß es für die EDS-Leute nichts zu tun gab, und Paul schickte die Hälfte von ihnen zu Weihnachten nach Hause in die Staaten.
Paul selbst packte seine Koffer, verschloß sein Haus und zog ins Hilton, bereit, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit heimzufliegen.
In der Stadt jagte ein Gerücht das andere. Jay Coburn schnappte die meisten auf und präsentierte die glaubhaftesten Paul. Eines der beunruhigendsten kam von Bunny Fleischaker, einer Amerikanerin mit Freunden im Justizministerium. Bunny war in den Staaten bei EDS beschäftigt gewesen und hielt in Teheran, obwohl sie der Firma nicht mehr angehörte, die Verbindung aufrecht. Sie rief Coburn an und teilte ihm mit, im Justizministerium plane man, Paul und Bill zu verhaften. Paul besprach sich mit Coburn. Das Gerücht widersprach allem, was sie von der US-Botschaft zu hören bekamen. Beide waren der Meinung, die Ratschläge der Botschaft seien fundierter als die Bunny Fleischakers, und beschlossen, nichts zu unternehmen.
Paul verbrachte gemeinsam mit anderen Kollegen einruhiges Weihnachtsfest im Haus von Pat Sculley, einem jungen EDS-Manager, der freiwillig nach Teheran zurückgekehrt war. Seine Frau Mary tischte ihnen ein vorzügliches Weihnachtsmahl auf. Dennoch vermißte Paul Ruthie und die Kinder schmerzlich.
Zwei Tage nach Weihnachten kam ein Anruf von der Botschaft. Endlich hatten sie einen Termin mit dem Untersuchungsrichter Hussein Dadgar für Paul und Bill vereinbaren können. Das Treffen sollte am nächsten Morgen im Gesundheitsministerium in der Eisenhower Avenue stattfinden.
Kurz nach neun Uhr kam Bill Gaylord mit einer Tasse Kaffee in Pauls Büro. Er trug seine EDS-Uniform: korrekter Anzug, weißes Hemd, unauffällige Krawatte, feste schwarze Schuhe.
Bill war, wie Paul, neununddreißig Jahre alt, mittelgroß und stämmig, aber da hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Paul hatte einen dunklen Teint, buschige Augenbrauen, tiefliegende Augen und eine große Nase. War er salopp gekleidet, wurde er häufig für einen Iraner gehalten – bis er den Mund aufmachte und sein Englisch mit New Yorker Akzent hören ließ. Bill dagegen besaß ein flaches, rundes Gesicht und eine sehr helle Haut – niemand würde ihn je für etwas anderes als einen Angelsachsen halten.
Ansonsten hatten sie viele
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