Auf den Schwingen des Adlers
einen Mann, der wegen Mordes angeklagt war, auf eineinhalb Millionen Rial festgesetzt worden.«
Bill rechnete schnell um: Das waren zwanzigtausend Dollar. Die konnte EDS wahrscheinlich bar bezahlen. Schon seit einigen Wochen hatten sie große Summen an Bargeld bereitliegen, sowohl der Streiks in den Banken wegen als auch im Hinblick auf die Evakuierung. »Wieviel haben wir im Bürosafe?«
»Ungefähr sieben Millionen Rial, dazu fünfzigtausend Dollar.«
Also können wir, dachte Bill, sollten wir doch verhaftet werden, die Kaution umgehend entrichten. »Danke«, sagte er. »Jetzt fühl’ ich mich schon viel besser.«
*
Unten hatte Dadgar Pauls kompletten Namen notiert, Geburtsort und -datum, die Schulen, die er besucht hatte, seine Berufserfahrung als Computerspezialist, seine Zeugnisse. Außerdem hatte er Pauls Ernennungsurkunde zum Generalmanager der EDS Corporation Iran gründlich studiert. Jetzt bat er Paul zu berichten, wie der Vertragsabschluß zwischen EDS und dem Gesundheitsministerium zustande gekommen war.
Paul holte tief Luft. »Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, daß ich nicht im Iran gearbeitet habe, als der Vertrag ausgehandelt und unterzeichnet wurde. Meine Kenntnisse darüber stammen also aus zweiter Hand. Dennoch bin ich bereit, Ihnen mitzuteilen, was ich über die Vertragsabwicklung weiß.«
Mrs. Nurbasch übersetzte, und Dadgar nickte zustimmend.
Paul sprach langsam weiter und wählte seine Worte sorgfältig, um der Übersetzerin die Arbeit zu erleichtern. »1975 erfuhr ein Manager von EDS, und zwar Paul Bucha, daß das Ministerium eine EDV-Firma suchte, die über Erfahrung auf dem Gebiet der Kranken- und Sozialversicherung verfügt. Er flog nach Teheran, besprach die Angelegenheit mit Ministerialbeamten und machte sich ein Bild von Art und Umfang der Anforderungen. Man sagte ihm, das Ministerium habe bereits Angebote für das Projekt erhalten, und zwar von Louis Berger & Co., von Marsh & McClennan, ISIRAN und Univac, und ein fünftes Angebot von Cap Gemini Sogeti sei unterwegs. Bucha erklärte, EDS sei die führende EDV-Firma in den Vereinigten Staaten und genau auf diese Art von Arbeit auf demSektor der Gesundheitsfürsorge spezialisiert. Er bot dem Ministerium die kostenlose Erstellung einer vorläufigen Projektbeschreibung an. Das Angebot wurde angenommen.«
Als er eine Pause für die Dolmetscherin machte, fiel Paul auf, daß Mrs. Nurbasch weniger zu sagen schien als er – und was Dadgar schließlich niederschrieb, war noch weniger. Nun sprach er noch langsamer und machte häufiger eine Pause. »Dem Ministerium gefielen die Angebote von EDS offenbar, denn es bat uns dann, eine detaillierte Studie für 200 000 Dollar zu erstellen. Diese Studie legten wir im Oktober 1975 vor. Das Ministerium akzeptierte unsere Vorschläge und begann mit den Vertragsverhandlungen. Im August 1976 wurde der Vertrag abgeschlossen.«
»Ist dabei alles mit rechten Dingen zugegangen?« ließ Dadgar durch Mrs. Nurbasch fragen.
»Gewiß doch«, sagte Paul. »Wir brauchten weitere drei Monate für die Abwicklung des Verfahrens, bis wir alle notwendigen Bestätigungen der diversen Regierungsbehörden, einschließlich des Kaiserlichen Hofes, beisammen hatten. Keine Instanz wurde übergangen. Der Vertrag trat Ende des Jahres in Kraft.«
»War der Vertragspreis überhöht?«
»Er setzte eine maximale Gewinnspanne von zwanzig Prozent vor Abzug von Steuern fest, das steht im Einklang mit anderen Verträgen dieses Umfangs, sowohl hier als auch in anderen Ländern.«
»Ist EDS den Vertragsverpflichtungen nachgekommen?«
Das war nun etwas, worüber Paul wirklich aus erster Hand Bescheid wußte. »Ja, das haben wir getan.«
»Könnten Sie dafür Beweise erbringen?«
»Gewiß. Der Vertrag sieht vor, daß ich mich in bestimmten Zeitabständen mit Ministerialbeamten zusammensetze, um über unsere Fortschritte zu berichten. Diese Sitzungen haben stattgefunden, und das Ministerium hatdie Protokolle zu den Akten genommen. Für den Beschwerdefall legt der Vertrag ein Verfahren fest, das das Ministerium anwenden kann, falls EDS ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Dieses Verfahren ist niemals zur Anwendung gekommen.«
Mrs. Nurbasch übersetzte, doch Dadgar machte sich keine Notizen. Das wird er ohnehin schon alles wissen, dachte Paul. »Schauen Sie aus dem Fenster«, fügte er hinzu. »Dort steht unser Datenzentrum. Gehen Sie hin und sehen Sie es sich an. Dort stehen unsere Computer. Fassen Sie sie an. Sie
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