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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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jedermann mit seiner Pflichtbesessenheit und seinem Stehvermögen, unter welcher Regierung auch immer, zu überraschen. Simons wünschte, es bliebe dem Team erspart, den Behörden in Rezaiyeh vorgeführt zu werden.
    »Wir haben gute Freunde in Rezaiyeh«, teilte er dem jungen Dolmetscher mit. »Wenn Sie uns zu ihnen bringen könnten, wären wir dort völlig sicher.«
    »Oh, nein«, erwiderte der Dolmetscher. »Wenn ich meine Befehle nicht ausführe und Ihnen etwas zustößt, dann macht man mir die Hölle heiß.«
    Simons gab es auf. Es war klar, daß sie ebensosehr die Gefangenen wie die Gäste dieser Kurden waren. Die Revolution in Mahabad zeichnete sich eher durch kommunistische Disziplin als durch islamische Anarchie aus, und die einzige Möglichkeit, sich der Eskorte zu entledigen, war Gewaltanwendung. Und Simons war noch nicht bereit, es auf einen Kampf ankommen zu lassen.
    Gleich hinter der Stadt fuhr der Krankenwagen an den Straßenrand und hielt vor einem kleinen Café.
    »Warum halten wir hier?« fragte Simons.
    »Frühstück«, erwiderte der Dolmetscher.
    »Wir brauchen kein Frühstück«, sagte Simons mit Nachdruck.
    »Aber ...«
    »Wir brauchen kein Frühstück!«
    Der Dolmetscher zuckte die Achseln und rief den Kurden, die gerade aus dem Krankenwagen ausstiegen, etwas zu. Sie stiegen wieder ein, und der Konvoi setzte sich wieder in Bewegung.
    Am späten Vormittag erreichten sie den Stadtrand von Rezaiyeh.
    Wieder eine der unvermeidlichen Straßensperren. Diese hier war eine professionelle, militärisch aufgezogene Sache mit abgestellten Autos, Sandsäcken und Stacheldraht. Die Kolonne verlangsamte ihre Fahrt, und ein bewaffneter Posten winkte sie von der Straße weg auf den Vorplatz einer Tankstelle, die in einen Kommandoposten umfunktioniert worden war. Die Zufahrt war durch Maschinengewehre in der Tankstelle bestens gesichert.
    Der Krankenwagen kam nicht rechtzeitig zum Stehen und fuhr direkt in den Stacheldrahtzaun.
    Die beiden Range Rovers fuhren ordentlich vor.
    Der Krankenwagen war sogleich von Wachen umringt, und eine heftige Debatte entspann sich. Raschid und der Dolmetscher gingen hinüber, um sich daran zu beteiligen. Die Revolutionäre von Rezaiyeh gingen nicht automatisch davon aus, daß die Revolutionäre von Mahabad auf ihrer Seite standen. Die Männer aus Rezaiyeh waren keine Kurden, sondern Aserbaidschaner, und der Streit wurde sowohl auf Türkisch als auch auf Farsi ausgetragen.
    Es schien, als würde den Kurden befohlen, ihre Waffen abzuliefern, und offenbar wehrten sie sich aufgebracht dagegen. Der Dolmetscher präsentierte den Brief des Mullahs aus Mahabad. Von Raschid, der plötzlich zum Außenseiter geworden war, nahm niemand sonderlich Notiz.
    Schließlich kam er mit dem Dolmetscher zu den Autos zurück.
    »Wir bringen Sie jetzt in ein Hotel«, sagte der letztere. »Dann werde ich den Mullah aufsuchen.«
    Der Krankenwagen hatte sich in den Stacheldrahtzaun verfangen und mußte herausgezerrt werden, bevor sie aufbrechen konnten. Posten von der Straßensperre gaben ihnen Geleitschutz in die Stadt.
    Gemessen an den sonstigen Verhältnissen in der iranischen Provinz, war die Stadt groß. Es gab viele Beton- und Steinhäuser sowie ein paar gepflasterte Straßen. Der Konvoi hielt in einer der Hauptstraßen. Aus der Ferne war Geschrei zu vernehmen. Raschid und der Dolmetscher betraten ein Gebäude – vermutlich ein Hotel –, die anderen warteten. Coburn war zuversichtlich. Gefangene brachte man nicht erst in einem Hotel unter, bevor man sie erschoß. Hier handelte es sich lediglich um Kompetenzstreitigkeiten.
    Das Geschrei in der Ferne wurde lauter, und am Ende der Straße kam eine Menschenmenge in Sicht.
    Die Kurden sprangen aus ihrem Krankenwagen, umringten die beiden Range Rover und bildeten einen Keil um den vorderen. Einer von ihnen deutete auf Coburns Tür und drehte die Hand wie beim Zusperren. »Verschließt die Türen«, sagte Coburn zu den anderen.
    Die Menge kam näher. Es war eine Art Parade, erkannte Coburn. An der Spitze des Umzugs gingen einige Armee-Offiziere in zerlumpten Uniformen. Einer von ihnen weinte. »Wißt ihr, was ich glaube?« sagte Coburn. »Die Armee hat sich gerade ergeben, und jetzt führen sie die Offiziere auf der Hauptstraße vor.«
    Die rachsüchtige Menge wogte um die beiden Wagen, rempelte die kurdischen Posten an und starrte feindselig durch die Scheiben. Die Kurden gaben keinen Zentimeter Boden preis und versuchten, die Menge von den Autos

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