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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie kannte, aber bei den meisten Menschen handelte es sich um fliehende Iraner. So will ich hier nicht gehen müssen – warum werft ihr uns hinaus? Was macht ihr mit uns? dachte sie. Sie reiste gemeinsam mit Bill Gaylords Frau Emily ab. Der Flug ging über Kopenhagen, wo sie eine eisigkalte Nacht in einem Hotelzimmer verbrachten, dessen Fenster undicht waren, und die Kinder hatten in ihren Kleidern schlafen müssen. Gleich nach der Ankunft in den Staaten hatte sich Ross Perot bei ihr gemeldet und ihr etwas über Probleme mit Pässen erzählt, aber Ruthie hatte nicht richtig verstanden, um was es da eigentlich ging.
    An diesem traurigen ersten Weihnachtsfeiertag rief Paul aus Teheran an.
    »Ich habe ein Geschenk für dich«, hatte er gesagt.
    »Dein Flugticket?« fragte sie hoffnungsvoll.
    »Nein, ich habe einen Teppich für dich gekauft.«
    »Das ist lieb von dir.«
    Zwei Tage später erfuhr sie, Paul und Bill hätten am darauffolgenden Tag eine Verabredung mit dem Mann,der schuld daran war, daß sie im Iran bleiben mußten. Danach würde man sie gehen lassen.
    Das Treffen fand heute, am achtundzwanzigsten Dezember, statt. Gegen Mittag war Ruthie allmählich unruhig, weil noch niemand aus Dallas bei ihr angerufen hatte. In Teheran war es achteinhalb Stunden später als in Chicago. Das Treffen hatte doch sicher schon stattgefunden – oder? Jetzt müßte Paul eigentlich gerade seinen Koffer für die Heimreise packen.
    Sie rief in Dallas an und sprach mit Jim Nyfeler, der Teheran bereits im Juni verlassen hatte. »Was ist bei dem Treffen herausgekommen?« fragte sie ihn.
    »Da ist was schiefgelaufen, Ruthie ...«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie sind verhaftet worden.«
    »Verhaftet? Du willst mich wohl auf den Arm nehmen!«
    »Bill Gayden möchte noch mit dir sprechen, Ruthie.«
    Ruthie wartete. Paul verhaftet? Warum? Weshalb? Von wem?
    Gayden, Pauls Vorgesetzter, meldete sich.
    »Hallo, Ruthie.«
    »Bill, was hat das alles zu bedeuten?«
    »Wir verstehen es auch nicht«, sagte Gayden. »Die Botschaft dort drüben hat das Treffen arrangiert, angeblich eine reine Routinesache, es lag nichts gegen sie vor ... Und dann, so um halb sieben dortiger Zeit, hat Paul bei Lloyd Briggs angerufen und ihm gesagt, sie müßten ins Gefängnis.«
    »Paul ist im Gefängnis? «
    »Mach dir nicht allzu viele Sorgen, Ruthie. Wir haben einen ganzen Haufen Rechtsanwälte darauf angesetzt, wir sind dabei, das Außenministerium einzuschalten, und Ross ist auf dem Weg zurück aus Colorado. Bestimmt können wir die Sache in ein paar Tagen klären. Es kann sich wirklich nur um ein paar Tage handeln.«
    »Na gut«, sagte Ruthie. Sie war wie benommen undkonnte sich keinen Reim auf die Sache machen. Wie kam ihr Mann ins Gefängnis? Sie verabschiedete sich von Gayden und legte auf.
    Was war da drüben eigentlich los?
    *
    Noch kurz vor ihrer Abreise hatte Emily Gaylord einen Teller nach Bill geworfen.
    Als sie jetzt im Haus ihrer Schwester Dorothy in Washington saß und mit ihr und ihrem Mann Tim darüber sprach, was sie tun könnten, um Bill aus dem Gefängnis zu befreien, mußte sie immer wieder an diesen fliegenden Teller denken.
    Es war in ihrem Haus in Teheran passiert. Anfang Dezember war Bill eines Abends nach Hause gekommen und hatte verkündet, Emily und die Kinder sollten am nächsten Tag in die Staaten zurückkehren.
    Bill und Emily hatten vier Kinder: Vicky, fünfzehn, Jackie, zwölf, Jenny, neun, und Chris, sechs Jahre alt. Emily war damit einverstanden, daß die Kinder ausgeflogen würden, wollte selbst aber bleiben. Nicht daß sie ihm hätte helfen können – aber Bill würde doch wenigstens jemanden haben, mit dem er reden konnte.
    Das käme überhaupt nicht in Frage, hatte Bill erwidert. Sie müsse am folgenden Tag abreisen. Ruthie Chiapparone würde dasselbe Flugzeug nehmen. Alle anderen Frauen und Kinder der EDS-Mitarbeiter würden ein oder zwei Tage später evakuiert.
    Was andere Frauen taten, interessierte Emily nicht – sie jedenfalls würde bei ihrem Mann bleiben.
    Sie stritten sich. Emily wurde immer wütender, bis ihr schließlich kein Argument mehr einfiel und sie diesen Teller nach Bill schmiß.
    Das würde er niemals vergessen, sie wußte es genau. Es war das einzige Mal in ihrer achtzehnjährigen Ehe,daß sie explodiert war. Sie war reizbar, nervös und leicht erregbar, aber doch nicht gewalttätig.
    Das war wirklich das letzte, was der gutmütige, sanfte Bill verdient hatte ...
    Ihre Ehe war gut. Sie beide kamen aus

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