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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Geschichte des amerikanischen Kapitalismus, so war er doch weder der größte Computerspezialist der Welt noch der Welt bester Verkäufer, nicht einmal Weltmeister als Firmenchef. Er war nur auf einem Gebiet unschlagbar: den richtigen Mann auszuwählen, ihn mit den nötigen Hilfsmitteln zu versehen, ihn zu motivieren und ihn dann seinem Job zu überlassen.
    Während er sich langsam Denver näherte, stellte er sich die Frage: Wer auf der Welt kommt am ehesten für die Leitung einer solchen Rettungsaktion in Frage?
    Bull Simons fiel ihm ein.
    Schon zu Lebzeiten eine Legende in der amerikanischen Armee, war Oberst Arthur D. »Bull« Simons im November 1970 ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt, als er zusammen mit seiner Mannschaft das Lager Son Tay sechsunddreißig Kilometer vor Hanoi angriff, um die dort einsitzenden amerikanischen Kriegsgefangenen zu befreien. Der Überfall war mutig und gut organisiert, aber die geheimdienstlichen Informationen, die dem Plan zugrunde gelegen hatten, erwiesen sich als falsch: DieGefangenen waren verlegt worden. Der Angriff galt allgemein als Fiasko, was in Perots Augen einer groben Ungerechtigkeit gleichkam. Er war zu einem Treffen der Son Tay Raiders eingeladen worden und hatte dort Bull Simons kennengelernt.
    Während des Vietnamkriegs hatte Simons die Operation »White Star« angeführt. Mit einhundertundsieben Mann war er nach Laos gezogen und hatte dort zwölf Bataillone Guerilleros zum Kampf gegen die Nordvietnamesen aufgestellt. Eines der Bataillone lief zum Feind über und nahm ein paar von Simons Green Berets als Gefangene mit sich. Simons landete mit einem Hubschrauber innerhalb des mit Palisaden umgebenen Gebiets, auf dem sich das Bataillon aufhielt. Sobald er Simons’ ansichtig wurde, trat der laotische Oberst vor, stand stramm und salutierte. Simons befahl ihm, sofort die Gefangenen herauszurücken, andernfalls gäbe er den Befehl zum Luftangriff und riebe das gesamte Bataillon auf. Der Oberst tat, wie ihm befohlen. Simons brachte die Gefangenen in Sicherheit, befahl den Angriff aber dennoch. Drei Jahre später war er aus Laos zurückgekehrt und alle seine einhundertundsieben Mann mit ihm.
    Perot hatte diese Legende nie überprüft – er mochte sie so, wie er sie gehört hatte.
    Das nächste Mal trafen Simons und Perot nach Kriegsende zusammen. Perot hatte ein komplettes Hotel in San Francisco gemietet und gab ein Riesenfest für die heimkehrenden Kriegsgefangenen, das ein ganzes Wochenende lang währte. Nancy Reagan war gekommen, Clint Eastwood kam – und John Wayne.
    Die Party kostete Perot eine Viertelmillion Dollar, aber sie wurde ein Riesenerfolg. Sein Lebtag lang würde Perot die Begegnung zwischen John Wayne und Bull Simons nicht vergessen. Mit Tränen in den Augen schüttelte Wayne Simons’ Hand und sagte: »Sie sind der Mann, den ich im Film bloß spiele. «
    An diesem Wochenende und noch bei späteren Gelegenheiten lernte Perot Simons und dessen facettenreiche Persönlichkeit besser kennen. Wenn er wollte, konnte Simons überaus charmant sein. Er bezauberte Perots Frau Margot, und auch die Kinder schlug er in seinen Bann. Seinen Männern gegenüber benutzte er den üblichen Militärjargon, wobei er gerne fluchte; sprach er jedoch auf einem Bankett oder auf einer Pressekonferenz, drückte er sich erstaunlich gewählt aus. Immerhin hatte er auf dem College im Hauptfach Journalismus studiert. Sein Geschmack war schlicht – er las Western am laufenden Band und hörte am liebsten eine Musik, die seine Söhne als »geistloses Gedudel« bezeichneten. Darüber hinaus aber las er eine Menge Sachbücher und war überhaupt vielseitig interessiert.
    Perots und Simons, zwei willensstarke, dominierende Persönlichkeiten, kamen miteinander aus, indem sie sich gegenseitig viel Freiraum ließen. Enge Freunde wurden sie nicht. Perot nannte Simons, anders als Margot, nie beim Vornamen. Ihm ging es mit Simons wie den meisten anderen Leuten: Er wußte nie, was Simons dachte, es sei denn, dieser ließ sich herab, es ihm mitzuteilen. Bei seinem ersten Zusammentreffen mit ihm in Fort Bragg hatte Perot, bevor er seine Ansprache hielt, Simons’ Frau Lucille gefragt: »Was für ein Mensch ist der Oberst eigentlich?« – »Ach«, hatte sie geantwortet, »er ist einfach ein großer, lieber Brummbär.« Das hatte Perot in seiner Rede zitiert. Die Son Tay Raiders kringelten sich vor Lachen, während Simons keine Miene verzog.
    Perot hatte keine Ahnung, ob dieser

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