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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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tatsächlich ein paar Männer über den Zaun um Perots Grundstück in Dallas und wurden von scharfen Wachhunden in die Flucht getrieben. Perots Familie einschließlich seiner resoluten Mutter dachten nicht im Traum daran, die Kampagne zugunsten ihrer eigenen Sicherheit abzublasen.
    Seinen größten und werbewirksamsten Coup landete Ross Perot im Dezember 1969, als er zwei Flugzeuge charterte, mit weihnachtlichen Festessen belud und versuchte, in Hanoi zu landen. Natürlich wurde ihm die Landeerlaubnis verweigert, aber während der Sauregurkenzeit erreichte er damit ungeheure Publizität. Es kostete ihn zwar zwei Millionen Dollar, doch er konnte sich ausrechnen, daß ihn ein Werbefeldzug sechzig Millionen gekostet hätte. Und eine Gallup-Umfrage, die er kurz darauf in Auftrag gab, bestätigte, daß die Einstellung der Amerikaner gegenüber den Nordvietnamesen überwältigend negativ war.
    1970 bediente Perot sich weniger spektakulärer Methoden. Überall in den Vereinigten Staaten wurden kleinere Gemeinden ermutigt, ihre eigenen Kampagnen zugunsten der Kriegsgefangenen ins Leben zu rufen. Schließlich erreichten Hanoi derart viele Protestbriefe, daß die nordvietnamesische Post der Flut nicht mehr gewachsen war. Perot reiste kreuz und quer durchs Land und hielt überall, wo man ihn dazu einlud, Reden. In Laos traf er mit nordvietnamesischen Diplomaten zusammen, nahm deren Listen von Kriegsgefangenen in Südvietnam entgegen sowie Briefe der Gefangenen und Filme über ihre Lebensbedingungen.
    Und es half. Die amerikanischen Kriegsgefangenen wurden besser behandelt, erhielten die ersten Briefe und Pakete, und die Nordvietnamesen rückten mit den ersten Namen heraus. Und was am wichtigsten war: Die Gefangenen hörten durch Neuzugänge von der Kampagne und schöpften wieder Hoffnung.
    Acht Jahre später erinnerte sich Perot, als er durch den Schneesturm nach Denver fuhr, an eine andere Folge dieser Kampagne – eine Folge, die damals lediglich irritierend gewesen war, die sich jetzt aber als wichtig und wertvoll erweisen konnte. Publizität für die Kriegsgefangenen hieß unvermeidlich auch Publizität für Ross Perot. Er war eine landesweite Berühmtheit geworden. Im Umfeld der Macht würde man sich an ihn erinnern – und ganz besonders im Pentagon. Dem Washingtoner Koordinationsstab hatten Admiral Tom Moorer, damals Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs, Alexander Haig, damals Mitarbeiter Kissingers und inzwischen ranghöchster amerikanischer General bei der NATO, William Sullivan, damals stellvertretender Außenminister und jetzt US-Botschafter im Iran, sowie Kissinger selbst angehört.
    Sie alle würden ihm nun helfen, Kontakt zur Regierung aufzunehmen, herauszufinden, was vorging, und rasche Hilfsaktionen in die Wege zu leiten. Er würde Richard Helms anrufen, der sowohl Chef des CIA als auch Botschafter im Iran gewesen war. Und er würde sich mit Kermit Roosevelt, Teddys Sohn, in Verbindung setzen, der an jenem CIA-Coup beteiligt gewesen war, der 1953 den Schah wieder auf den Thron gebracht hatte ...
    Und wenn das alles nicht klappt? dachte er.
    Er pflegte immer einen Schritt weiter zu denken.
    Und wenn die Regierung Carter mir nicht weiterhelfen kann oder nicht weiterhelfen will – was dann?
    Dann, dachte er, dann hau’ ich Paul und Bill eben selber heraus.
    Und wie packt man so etwas an? Das ist Neuland für uns. Wo kann man da den Hebel ansetzen? Und wer könnte uns dabei helfen?
    Die beiden EDS-Manager Merv Stauffer und T. J. Marquez fielen ihm ein sowie seine Sekretärin Sally Walther. Sie waren damals mit der Organisation der Kriegsgefangenenkampagne betraut gewesen, hatten um den halbenGlobus herum telefoniert und die schwierigsten Vereinbarungen ebenso wie Routineangelegenheiten erledigt. Aber ein Gefängnis stürmen? Wer sollte daran teilnehmen? Seit 1968 waren bei EDS vorrangig Vietnamkriegsteilnehmer eingestellt worden – zunächst aus rein patriotischen Beweggründen und später, weil Perot die Erfahrung gemacht hatte, daß sie ausgezeichnete Geschäftsleute abgaben. Aber diese Männer, ehemals schlanke, durchtrainierte Soldaten, hatten mittlerweile Speck angesetzt, waren Computerleute geworden, nicht mehr sonderlich fit und fühlten sich mit einem Telefon wohler als mit einem Gewehr. Und wer sollte den Angriff ausarbeiten und befehligen?
    Zu Perots Spezialitäten gehörte es, den jeweils besten Mann für einen Posten aufzuspüren. War er auch selbst einer der erfolgreichsten Selfmademen in der

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