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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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bin dafür ausgebildet, ich kann das, und ich schulde es den Kameraden, bei der Stange zu bleiben.
    Ganz ähnlich dachte er über die Befreiung von Paul und Bill. Im Grunde genommen war er der einzige in diesem provisorischen Team, der wirklich mit solchen Sachen Erfahrung hatte: Er wurde gebraucht, und so zögerte er jetzt keine Sekunde.
    Er konnte es gar nicht erwarten.
    *
    Ron Davis, der zweite Schwarze auf der Liste und der Benjamin des Teams, zögerte.
    Er kam am frühen Abend in Dallas an und wurde gleich zum EDS-Hauptgebäude in der Forest Lane gefahren. Er war Perot noch nie persönlich begegnet, hatte aber mit ihm im Laufe der Evakuierung aus Teheran telefoniert. Ein paar Tage lang hatten sie damals eine Telefonverbindung zwischen Dallas und Teheran rund um die Uhr aufrechterhalten. Einer mußte in Teheran sogar mit dem Telefon ins Bett gehen, und dieser eine war oft genug Davis gewesen. Einmal hatte sich Perot selbst gemeldet.
    »Ron, mir ist klar, daß es bei euch nicht gut aussieht, und ich weiß es zu schätzen, daß du geblieben bist. Kann ich vielleicht irgend etwas für dich tun?«
    Davis war überrascht gewesen. Er tat nichts anderes als seine Freunde und erwartete dafür kein Extralob. Dennoch hatte er etwas auf dem Herzen.
    »Meine Frau ist schwanger, und ich habe sie eine ganze Weile lang nicht gesehen«, sagte er zu Perot. »Vielleicht könnte sie jemand anrufen und ihr sagen, daß es mir gutgeht und daß ich so schnell wie möglich nach Hause kommen werde.«
    Er mochte es kaum glauben, als er später von Marva erfuhr, daß Perot niemanden damit beauftragt, sondern selbst bei ihr angerufen hatte.
    Und als Davis jetzt Perot zum erstenmal gegenüberstand, war er wiederum beeindruckt. Perot schüttelte ihm die Hand und sagte herzlich: »Hallo, Ron, wie geht’s?« – ganz so, als seien sie seit Jahren befreundet.
    Und trotzdem – Davis hatte seine Zweifel, als Perot von Lebensgefahr sprach. Er wollte mehr darüber erfahren. Paul und Bill würde er gern helfen, aber er wollte sichergehen, daß die ganze Sache gut organisiert und professionell aufgezogen war.
    Perot erzählte ihm von Bull Simons, und das gab den Ausschlag.
    *
    Perot war stolz auf seine Leute. Kein einziger hatte nein gesagt.
    Er saß in seinem Büro. Draußen war es dunkel, und er wartete auf Simons.
    Es war schon ein ganz besonderer Tag gewesen. Simons hatte spontan sein Kommen und seine Hilfe zugesagt. Und sieben junge Manager hatten, ohne zu zögern, alles stehen- und liegengelassen und sich einverstanden erklärt,in den Iran zurückzukehren und dort eine Gefängniserstürmung zu inszenieren.
    Im Augenblick befanden sie sich alle im EDS-Konferenzraum am Ende des Gangs und warteten auf Simons, der im Hilton eingezogen und mit Marquez und Stauffer zum Abendessen gegangen war.
    Perot dachte über Stauffer nach. Stauffer war Perots rechte Hand: untersetzt, bebrillt, vierzig Jahre alt, Betriebswirt. Perot konnte sich noch lebhaft an ihr erstes Zusammentreffen erinnern. Merv, Absolvent irgendeiner Hochschule in Kansas, hatte in einem billigen Mantel und schlechtsitzenden Hosen ausgesehen, als käme er direkt von einer Farm. Er hatte damals weiße Socken getragen.
    Während des Vorstellungsgesprächs hatte Perot ihm so behutsam wie möglich beigebracht, daß weiße Socken nicht das richtige Kleidungsstück für eine geschäftliche Besprechung waren.
    Die Socken waren Stauffers einziger Fehler geblieben. In der Folge vermittelte er Perot den Eindruck eines klugen und zähen Menschen, der organisieren und harte Arbeit leisten konnte.
    Im Laufe der Jahre entdeckte Perot weitere gute Eigenschaften an Stauffer. Er hatte ein wunderbares Gespür für Einzelheiten – eine Fähigkeit, die ihm selbst abging. Und er war ein geschickter Diplomat. Oft erforderte ein Vertragsabschluß mit EDS die Übernahme einer schon existierenden EDV-Abteilung mit all ihren Mitarbeitern. Und das war nicht immer einfach, denn diese Leute waren verständlicherweise ein bißchen frustriert, sehr empfindlich und manchmal sogar feindselig. Merv Stauffer gelang es mit seiner Ruhe, seinem Lächeln, seiner Hilfsbereitschaft, seinem ausgeglichenen Wesen und seiner sanften Entschlossenheit wie keinem anderen, die Wogen zu glätten.
    Sein Arbeitseifer war enorm. Sogar unter den Arbeitswütigen im sechsten Stock stach er noch hervor. Nichtnur, daß er das bewerkstelligte, was Perot in der vorhergehenden Nacht geträumt hatte – gleichzeitig beaufsichtigte er Perots

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