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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Europa.«
    Und Poché hatte erwidert: »Pat, warum zum Teufel klingelst du mich zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett, um mir so was zu sagen?«
    »Na ja, es ist eben ganz schön wichtig, und wir müssen wissen, wann du hier sein kannst.«
    In Ordnung, dachte Poché und lenkte ein, er kann amTelefon nicht darüber sprechen. »Der erste Flug geht so um sechs oder sieben Uhr morgens.«
    »Okay.«
    Poché buchte den Flug und legte sich wieder schlafen. Er stellte den Wecker auf fünf Uhr und sagte zu seiner Frau: »Keine Ahnung, worum es geht, aber ich wünschte mir wirklich, daß ausnahmsweise mal nicht um den heißen Brei herumgeredet wird.«
    In Wirklichkeit hatte er bereits eine ziemlich genaue Vorstellung davon, worum es ging, und seine Vermutungen bestärkten sich, als Ralph Boulware ihn später nicht zu EDS, sondern in dieses Hotel gebracht und sich die ganze Fahrt über beharrlich geweigert hatte, ihm irgendwelche näheren Einzelheiten mitzuteilen.
    Poché war ein gründlicher Mensch, und jetzt hatte er genügend Zeit, sich mit der Idee, Paul und Bill aus dem Gefängnis herauszuholen, zu befreunden. Und obwohl er sich, wie immer, nichts anmerken ließ, war er froh, verdammt froh. Selbstverständlich würden sie nach Teheran gehen und ihre Freunde aus dem Knast holen. Poché war ganz einfach glücklich, daß man ihm die Chance gab, mit von der Partie zu sein.
    *
    Entgegen Coburns Erwartungen ließ sich Ralph Boulware nicht zu ätzenden Bemerkungen über den Rettungsplan hinreißen. Der skeptische, unbeeinflußbare Boulware war genauso Feuer und Flamme wie die anderen.
    Auch er hatte erraten, um was es ging, wobei ihm, wie Poché, Sculleys Unfähigkeit zu lügen auf die Sprünge geholfen hatte. Boulware hielt sich mit seiner Familie bei Freunden in Dallas auf. Am Neujahrstag hatte er untätig herumgesessen, und seine Frau fragte ihn, warum er nicht ins Büro ginge. Es gäbe dort nichts für ihn zu tun, hatte er erwidert. Aber das nahm sie ihmnicht ab. Mary Boulware war der einzige Mensch auf der Welt, der Ralph einschüchtern konnte, und schließlich fuhr er in die Firma. Dort begegnete er zufällig Sculley.
    »Was ist denn los?« hatte Boulware gefragt.
    »Ach, nichts Besonderes«, erwiderte Sculley.
    »Und was machst du hier?«
    »In der Hauptsache Flüge buchen.«
    Sculley kam ihm komisch vor. Boulware kannte ihn gut – in Teheran waren sie morgens gemeinsam zur Arbeit gefahren –, und sein siebter Sinn sagte ihm, daß Sculley nicht die Wahrheit sprach.
    »Da stimmt doch was nicht«, sagte Boulware. »Was ist hier eigentlich los?«
    »Hier ist gar nichts los, Ralph.«
    »Und was tut sich wegen Paul und Bill?«
    »Sie setzen alle Hebel in Bewegung, um sie rauszukriegen. Die Kaution beträgt dreizehn Millionen Dollar und irgendwie müssen wir das Geld in den Iran schaffen ...«
    »Das ist doch Schwachsinn. Das gesamte Regierungssystem und die Justiz da drüben sind am Zusammenbrechen. Da gibt es überhaupt keine Hebel mehr. Also, was habt ihr vor?«
    »Hör mal, zerbrich du dir nicht den Kopf darüber.«
    »Ihr habt doch wohl nicht vor, sie dort selber rauszuholen, oder?«
    Sculley gab keine Antwort.
    »Na, auf mich könnt ihr jedenfalls zählen.«
    »Was meinst du damit, wir können auf dich zählen?«
    »Ist doch sonnenklar, daß ihr was ausbrütet.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Komm, hör auf mit den Fisimatenten. Auf mich könnt ihr zählen. «
    »Okay.«
    Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Paul und Bill waren seine Freunde, und schließlich hätte es ebensogutihn selbst treffen können. Und dann hätte er von seinen Freunden Hilfe erwartet.
    Aber das war es nicht allein. Boulware mochte Pat Sculley unheimlich gern, ja, man konnte beinahe sagen, er liebte ihn. Außerdem fühlte er sich ein wenig als sein Beschützer. Nach Boulwares Meinung begriff Sculley überhaupt nicht, daß die Welt von Korruption, Verbrechen und Sünde beherrscht wurde – er sah nur, was er sehen wollte: in jedem Topf ein Huhn, in jeder Garage einen Chevrolet, eine Welt voller Friede, Freude, Eierkuchen. Wenn Sculley sich an einem Gefängnisausbruch beteiligen wollte, dann würde er Boulware als Schutzengel brauchen. Schon ein merkwürdiges Gefühl einem ungefähr gleichaltrigen Mann gegenüber – aber es war nun einmal so.
    So hatte Boulware am Neujahrstag gedacht, und so dachte er auch heute noch. Also ging er in das Hotelzimmer zu Perot zurück und sagte ihm dasselbe, was er zu Sculley gesagt hatte: »Ihr könnt auf

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