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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Konferenztisches schritt.
    Das ist ein Mordskerl, dachte Coburn. Der ist mit allen Wassern gewaschen.
    T. J. Marquez und Merv Stauffer kamen nach Simons herein und nahmen in der Nähe der Tür Platz.
    Simons pfefferte seinen schwarzen Hartschaumkoffer in eine Ecke, ließ sich auf einen Stuhl fallen und zündete sich ein Zigarillo an.
    »Ich bin Colonel Simons«, stellte er sich vor.
    Coburn rechnete damit, daß er nun sagen würde »Ich bin hier der Boß, hört mir zu und tut, was ich euch sage«.
    Statt dessen begann Simons, ihnen Fragen zu stellen.
    Er wollte alles über Teheran wissen: das Wetter, den Verkehr, aus welchem Material die Häuser gebaut waren, die Menschen auf der Straße, die Anzahl der Polizisten und die Art ihrer Bewaffnung.
    Auch für die kleinste Kleinigkeit interessierte er sich. Sie erzählten ihm, daß alle Polizisten bewaffnet waren, bis auf die Verkehrspolizisten. Woran konnte manletztere erkennen? An ihren weißen Mützen. Sie erzählten ihm, daß es blaue und orangefarbene Taxis gab. Und was bedeutete die Farbe? Die blauen fuhren vorgegebene Strecken mit festen Fahrpreisen, die orangefarbenen fuhren theoretisch überall hin – aber wenn man eines anhielt, saß normalerweise schon ein Fahrgast drin und der Chauffeur fragte erst einmal, wohin man wollte. Fuhr er in die gleiche Richtung, ließ er einen einsteigen und man mußte sich den Betrag auf dem Taxameter merken. Wenn man dann ausstieg, bezahlte man nur die Differenz – was zu ewigen Reibereien mit den Taxifahrern führte.
    Simons wollte den genauen Standort des Gefängnisses wissen. Merv Stauffer machte sich auf die Suche nach Stadtplänen von Teheran. Und wie sah das Gebäude aus? Joe Poché und Ron Davis waren beide einmal daran vorbeigefahren. Poché zeichnete eine Skizze auf die Magnetschreibtafel.
    Coburn lehnte sich zurück und beobachtete Simons bei der Arbeit. Sich die Erfahrungen dieser Männer zunutze zu machen, war nur ein Teilaspekt, stellte Coburn fest. Da er selbst jahrelang Einstellungsgespräche für EDS geführt hatte, erkannte er, worauf Simons aus war: Er machte sich von jedem einzelnen ein genaues Bild, beobachtete seine Reaktionen, versuchte, ihn charakterlich einzuschätzen.
    Coburn war neugierig, ob Simons einen von der Liste streichen würde.
    Einmal fragte Simons: »Wer ist bereit, bei dieser Aktion zu sterben?«
    Niemand sagte einen Ton.
    »Gut«, meinte Simons. »Ich würde sowieso keinen mitnehmen, der vorhat zu sterben.«
    Stundenlang zog sich das Frage-und-Antwort-Spiel hin. Kurz nach Mitternacht hob Simons die Runde auf.
    Es war allen Beteiligten inzwischen klargeworden, daßihre Kenntnisse über das Gefängnis nicht ausreichten, um einen Rettungsplan auszuarbeiten. Coburn wurde damit beauftragt, über Nacht mehr in Erfahrung zu bringen. Er würde ein paar Telefongespräche mit Teheran führen.
    »Können Sie die Leute über das Gefängnis ausfragen, ohne daß sie merken, wozu Sie das wissen wollen?« fragte Simons.
    »Ich werde aufpassen«, sagte Coburn.
    Simons wandte sich an Merv Stauffer. »Wir brauchen einen sicheren Ort für unsere Treffen. Irgendwas, was nichts mit EDS zu tun hat.«
    »Wie wär’s mit dem Hotel?«
    »Da sind die Wände zu dünn.«
    Stauffer überlegte. »Ross besitzt ein kleines Haus am Lake Grapevine Richtung Dallas/Fort Worth Flughafen. Bei dem Wetter gibt’s jetzt bestimmt niemanden, der dort schwimmen oder angeln will.«
    Simons wirkte nicht sehr überzeugt.
    »Wie wär’s, wenn ich Sie in der Frühe hinfahre, damit Sie sich selbst ein Bild davon machen können?« fragte Stauffer.
    »In Ordnung.« Simons erhob sich. »Im Moment gibt es nichts weiter zu tun.«
    Einer nach dem anderen verließ den Raum.
    Als Davis sich zum Gehen anschickte, bat Simons ihn um ein Wort unter vier Augen.
    »So ein harter Bursche sind Sie nun auch wieder nicht, Davis.«
    Ron Davis starrte Simons verblüfft an.
    »Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee«, fuhr Simons fort, »Sie seien überhaupt einer?«
    Davis blieb die Spucke weg. Den ganzen Abend über hatte sich dieser Simons höflich, vernünftig und gelassen gezeigt, und jetzt machte er plötzlich den Eindruck, als suche er Streit. Was wollte der eigentlich von ihm?
    Davis fielen seine Leistungen in den Kampfsportartenein und die Gangster, mit denen er in Teheran kurzen Prozeß gemacht hatte, aber er sagte lediglich: »Ich habe mich nie für einen Draufgänger gehalten.«
    Simons tat, als habe er nichts gehört. »Gegen eine Pistole haben

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