Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
entfernt, das die Geheimdienstkarten als Schule auswiesen. Aber es war alles andere als eine Schule! Überall feindliche Truppen. Es war eine Kaserne, und Simons erkannte schnell, daß der Fehler seines Piloten sich zu ihren Gunsten auswirkte, konnte er jetzt doch einen vorsorglichen Angriff starten und diese Ansammlung feindlicher Truppen, die andernfalls die gesamte Mission in Frage gestellt hätten, vernichten.
    In dieser Nacht erschoß er achtzig Mann in Unterhosen.
    Nein, solche Aktionen verliefen nie genau nach Plan. Die Beherrschung des Szenarios war es nicht allein, worauf es bei den Proben ankam. Ebenso kam es – und ganz besonders im Fall der EDS-Leute – darauf an, Teamarbeit zu lernen. Ja, als intellektuelles Team waren sie schon phantastisch – alles was sie brauchten, waren ein Büro, eine Sekretärin und ein Telefon für jeden, und sie würden die gesamte Welt computerisieren. Aber die unmittelbare, den Einsatz ihrer Hände und ihres Körpers verlangende Zusammenarbeit sah anders aus. Als sie am dritten Januar anfingen, wären sie nicht einmal imstande gewesen, gemeinsam ein Ruderboot zu Wasser zu lassen. Fünf Tage später waren sie perfekt aufeinander eingespielt.
    Und das war auch alles, was sie hier in Texas tun konnten.
    Jetzt war es an der Zeit, sich das echte Gefängnis anzusehen. Es war Zeit, nach Teheran zu gehen.
    Simons teilte Stauffer mit, daß er Perot noch einmal treffen wolle.
    *
    Während das Team sich auf seinen Einsatz vorbereitete, bot sich Präsident Carter in Washington eine letzte Chance zur Verhinderung einer blutigen Revolution im Iran.
    Er verpaßte sie.
    Und so war es dazu gekommen:
    Botschafter William Sullivan ging am Abend des vierten Januar in seiner Privatwohnung in der weitläufigen, kühlen Residenz auf dem Gelände der Botschaft Ecke Roosevelt- und Takht-e-Jamschid-Allee in Teheran zu Bett.
    Sullivans Chef, Außenminister Cyrus Vance, hatte den ganzen November und Dezember über die Verhandlungen in Camp David beansprucht; jetzt war er wieder inWashington und konzentrierte sich auf den Iran. Und das war überall spürbar. Schluß mit den vagen, wankelmütigen Äußerungen. Die Fernschreiben mit den Instruktionen für Sullivan waren kurz und bündig. Und das Wichtigste war, daß die Vereinigten Staaten im Umgang mit dieser Krise endlich eine Strategie entwickelt hatten: Sie würden mit dem Ayatollah Khomeini verhandeln.
    Das war Sullivans Idee gewesen. Er war nun sicher, daß der Schah den Iran bald verlassen und Khomeini im Triumphzug heimkehren würde. Er hielt es für seine Aufgabe, die Beziehungen zum Iran auch über einen Regierungswechsel hinüberzuretten, um das Land als Zentrum amerikanischen Einflusses im Mittleren Osten zu erhalten. Um das zu erreichen, mußte man den iranischen Streitkräften beistehen und jedem neuen Regime amerikanische Militärhilfe zusichern.
    Sullivan hatte Vance über die abhörsichere Telefonleitung angerufen und ihm genau dies mitgeteilt. Er hatte darauf gedrängt, daß die USA einen Emissär zum Ayatollah nach Paris entsandten, um ihm mitzuteilen, daß es das Hauptinteresse der USA sei, die territoriale Unverletzlichkeit des Irans aufrechtzuerhalten und sowjetische Einflußnahme abzuwehren; daß eine Verschärfung der Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den islamischen Revolutionären nicht im Sinne der Amerikaner lag; und daß die USA ihm, sobald er an der Macht war, im gleichen Umfang militärische Unterstützung und Waffenlieferungen anboten wie zu Zeiten des Schahs.
    Es war ein kühner Plan. Gewiß würde es Stimmen geben, die die USA beschuldigten, einen Freund im Stich zu lassen, aber Sullivan war sicher, daß es für die Amerikaner an der Zeit war, den Schah als Verlust abzuschreiben und den Blick nach vorne zu richten.
    Zu seiner großen Genugtuung hatte Vance zugestimmt.
    Und der Schah ebenfalls. Ein müder, apathischer Schah, nicht länger willens, um den Preis weiterenBlutvergießens an der Macht zu bleiben, hatte nicht das geringste Anzeichen von Widerstand erkennen lassen.
    Vance hatte Theodore H. Eliot, einen altgedienten Diplomaten, der schon als Wirtschaftsberater in Teheran tätig gewesen war und fließend Farsi sprach, zum Emissär beim Ayatollah benannt. Sullivan war mehr als zufrieden mit dieser Wahl. Ted Eliot sollte am sechsten Januar, also in zwei Tagen, in Paris eintreffen.
    In einem der Gästezimmer der Botschaftsresidenz begab sich derweil auch Luftwaffengeneral Robert »Dutch« Huyser zur Ruhe.

Weitere Kostenlose Bücher