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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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beherrschte.
    Und dann hatte Dadgar, heute morgen um halb neun, das Bukarest gestürmt.
    Er war mit einem halben Dutzend Untersuchungsbeamten aufgekreuzt und hatte Einblick in die EDS-Akten verlangt. Howell, der sich in einem Büro in einem anderen Stockwerk verborgen hielt, hatte Houman angerufen, und dieser hatte nach kurzer Diskussion ihm und den anderen EDS-Mitarbeiter geraten, sich Dadgar gegenüber kooperativ zu verhalten. Dadgar wollte zuerst Paul Chiapparones Unterlagen sehen. Der Aktenschrank im Büro von Pauls Sekretärin war verschlossen, und niemand fand den Schlüssel. Das machte Dadgar natürlich noch neugieriger auf die Akten. Keane Taylor hatte das Problem in der ihm eigenen, direkten Art gelöst: Er hatte ein Stemmeisen besorgt und den Schrank aufgebrochen.
    Inzwischen stahl sich Howell aus dem Haus, traf Dr. Houman und ging mit ihm gemeinsam zum Justizministerium. Als sie dort eintrafen, demonstrierte vor dem Gebäude eine aufgebrachte Menge für die Freilassung von politischen Gefangenen. Sie mußten sich regelrecht durchkämpfen. Es war furchterregend.
    Howell und Houman hatten einen Termin bei Dr. Kian, Dadgars Vorgesetztem, und dieser erklärte ihm, er habe einen seiner Assistenten gebeten, Dadgar anzuweisen, den Fall noch einmal zu überprüfen.
    In Howells Ohren klang dies lediglich nach leeren Versprechungen. Er erklärte Kian, er wolle mit ihm über eine Reduzierung der Kaution verhandeln.
    Die Unterredung erfolgte in Farsi, und Houmanübersetzte. Houman sagte, Kian sei nicht grundsätzlich gegen eine solche Reduzierung, und seiner Meinung nach könnten sie mit einer Halbierung der Summe rechnen.
    Kian stellte Howell eine Bescheinigung aus, die ihn berechtigte, Paul und Bill im Gefängnis zu besuchen.
    Im Grunde genommen ist das Gespräch für die Katz gewesen, fand Howell im nachhinein, aber wenigstens hat Kian mich nicht verhaften lassen.
    Als er ins Bukarest zurückkehrte, stellte er fest, daß Dadgar auch niemanden sonst hatte verhaften lassen.
    Sein Gefühl als Anwalt sagte ihm, daß die Zeit für eine Unterredung mit Dadgar noch nicht reif sei, doch lag es im Widerstreit mit einer anderen Seite seiner Persönlichkeit, nämlich seiner Ungeduld. Und die wurde noch durch Ross Perots Anwesenheit in Teheran verstärkt. Perot war jeden Morgen als erster auf den Beinen und drangsalierte sie mit Fragen darüber, was sie gestern erreicht hätten und was sie heute zu erreichen gedächten. Howells Ungeduld gewann die Oberhand über seine Vorsicht, und so entschied er sich, Dadgar direkt gegenüberzutreten.
    Und genau deswegen hatte er jetzt Angst.
    Er dachte an Angela, seine Frau, und an Michael, ihren neunmonatigen Sohn. Angela machte sich wahrscheinlich noch größere Sorgen als er. Er hatte sie mehrmals angerufen, sowohl aus London als auch aus Teheran. Sie sah im Fernsehen die Berichte über die Unruhen und hatte große Angst um ihn. Hätte sie gewußt, was er in diesem Augenblick vorhatte, wäre ihr Kummer sicher noch größer gewesen.
    Er verdrängte den Gedanken an seine Frau und machte sich auf die Suche nach Abolhasan.
    *
    Abolhasan war der höchstrangige iranische Angestellte von EDS. Als Lloyd Briggs nach New York geflogen war,hatte Abolhasan vorübergehend die Leitung von EDS Iran übernommen. Dann kehrte Keane Taylor zurück, übernahm wieder die Verantwortung, und Abolhasan war pikiert. Taylor war kein Diplomat. Es war zu einem Bruch zwischen den beiden gekommen. Howell indes kam mit Abolhasan, der nicht nur Farsi beherrschte und übersetzen konnte, sondern auch persische Sitten und Gebräuche, sehr gut aus.
    Dadgar kannte Abolhasans Vater, einen hochangesehenen Rechtsanwalt, und war während des Verhörs von Paul und Bill auch mit ihm persönlich zusammengetroffen.
    An diesem Vormittag war Abolhasan damit beauftragt worden, als Ansprechpartner für Dadgar und seine Fahnder zur Verfügung zu stehen und instruiert worden, ihnen alles zu geben, wonach sie fragten.
    »Ich habe mich zu einem Treffen mit Dadgar durchgerungen«, sagte Howell zu Abolhasan. »Was halten Sie davon?«
    »Warum nicht«, erwiderte Abholhasan. »Ich glaube, das ist weiter kein Problem.«
    »Okay. Gehen wir.«
    Abolhasan führte Howell in Paul Chiapparones Besprechungszimmer. Dort saß Dadgar mit seinen Helfern um den runden Tisch herum und ging die finanziellen Unterlagen von EDS durch. Abolhasan bat Dadgar in Pauls Büro nebenan und stellte ihm Howell vor. Sie tauschten einen kurzen Händedruck.
    An einem Tisch

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