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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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in einer Ecke des Büros nahmen sie Platz. Dadgar kam Howell keineswegs wie ein Ungeheuer vor; er war ein müder, überarbeiteter, an Haarausfall leidender Mann mittleren Alters.
    Howell begann die Unterhaltung, indem er wiederholte, was er schon zu Dr. Kian gesagt hatte: »EDS ist eine angesehene Firma, die sich nichts hat zuschulden kommen lassen, und wir sind gewillt, bei Ihrer Untersuchungmit Ihnen zu kooperieren. Aber wir können es nicht hinnehmen, daß man zwei unserer ranghöchsten Manager festgenommen hat.«
    Dadgars Antwort, die von Abolhasan übersetzt wurde, überraschte ihn. »Wenn Sie sich nichts haben zuschulden kommen lassen, warum haben Sie dann die Kaution nicht gezahlt?«
    »Diese beiden Dinge haben überhaupt nichts miteinander zu tun«, sagte Howell. »Eine Kaution ist eine Garantie dafür, daß jemand zu einer Gerichtsverhandlung erscheinen wird, und kein Betrag, der verfällt, wenn jemand schuldig gesprochen wird. Sie wird zurückgezahlt, sobald der Beschuldigte vor Gericht erscheint, ganz egal, wie das Urteil lautet.«
    Während Abolhasan dolmetschte, fiel Howell ein: Am selben Tag, da Paul und Bill verhaftet worden waren, hatte er mit Abolhasan telefoniert, der ihm berichtete, daß die 12 750 000 Dollar Dadgar zufolge der Gesamtsumme entsprachen, die das Gesundheitsministerium bislang an EDS gezahlt hatte. Dadgar hatte sich auf den Standpunkt gestellt, daß EDS, wenn der Vertrag durch korrupte Machenschaften zustande gekommen war, kein Recht auf das Geld hatte.
    In Wirklichkeit hatte EDS weitaus mehr als dreizehn Millionen Dollar erhalten, weshalb die Bemerkung nicht viel Sinn ergeben und Howell ihr wenig Bedeutung zugemessen hatte. Das war vielleicht ein Fehler gewesen: Womöglich konnte Dadgar nicht rechnen.
    Abolhasan übersetzte Dadgars Antwort. »Wenn die Männer tatsächlich unschuldig sind, so haben sie auch keinen Grund, nicht vor Gericht zu erscheinen, also würden Sie auch durch die Zahlung der Kaution nichts riskieren.«
    »Ein amerikanischer Konzern kann so etwas nicht tun«, sagte Howell.
    Und das war nicht einmal eine Lüge, nur eine wohldurchdachte List. »EDS ist eine Aktiengesellschaft undnach amerikanischem Gesetz verpflichtet, ihr Geld nur zum Nutzen der Aktionäre auszugeben. Paul und Bill sind Menschen mit freiem Willen. Die Firma kann nicht garantieren, daß sie zu einer Gerichtsverhandlung erscheinen werden. Infolgedessen können wir auch keine Firmengelder für sie ausgeben.«
    Das war die Ausgangsposition für die Verhandlungen, die Howell im voraus formuliert hatte, doch bereits während Abolhasan übersetzte, bemerkte er, daß sie auf Dadgar wenig Eindruck machte.
    »Die Kaution wird von den Familien aufgebracht werden müssen«, fuhr er fort. »Zur Zeit versuchen sie, in den Staaten Geld aufzutreiben. Aber dreizehn Millionen Dollar sind fraglos zuviel. Wenn die Kaution jedoch auf eine annehmbare Summe gesenkt würde, wäre es ihnen vielleicht möglich.« Das waren natürlich nichts als Lügen: Ross Perot würde, wenn es nicht anders ging, die Kaution bezahlen, vorausgesetzt, Tom Walter fand eine Möglichkeit, das Geld in den Iran zu schaffen.
    Diesmal war Dadgar verblüfft. »Ist es wahr, daß Sie Ihre Männer nicht dazu zwingen können, vor Gericht zu erscheinen?«
    »Selbstverständlich ist das wahr«, erwiderte Howell. »Wie stellen Sie sich das vor? Sollen wir sie in Ketten legen? Wir sind doch nicht die Polizei. Sie dagegen halten Privatpersonen für die angeblichen Verbrechen eines Konzerns gefangen.«
    »Nein«, gab Dadgar zurück, »Sie sitzen im Gefängnis, weil Sie selbst etwas verbrochen haben.«
    »Und das wäre?«
    »Sie haben sich mittels falscher Arbeitsberichte vom Gesundheitsministerium Geld erschlichen.«
    »Auf Bill Gaylord trifft das ganz offensichtlich nicht zu, da das Ministerium seit seiner Ankunft in Teheran keine der vorgelegten Rechnungen mehr bezahlt hat. Wessen wird er denn beschuldigt?«
    »Er hatte Berichte gefälscht. Aber ich lasse mich von Ihnen nicht ins Kreuzverhör nehmen, Mr. Howell.«
    Howell fiel plötzlich wieder ein, daß Dadgar ihn jederzeit verhaften lassen konnte.
    »Ich führe eine Ermittlung durch«, fuhr Dadgar fort. »Wenn sie beendet ist, werde ich Ihre Mandanten entweder freilassen oder vor Gericht stellen.«
    »Wir sind bereit, sie bei Ihrer Untersuchung zu unterstützen«, sagte Howell. »Aber was können wir in der Zwischenzeit unternehmen, damit Paul und Bill entlassen werden?«
    »Die Kaution zahlen.«
    »Und

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