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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zusammen gesehen zu werden.«
    »Okay. Was haben Sie zu bieten?«
    Wieder dieses verächtliche Lächeln. »Ihr Burschen steckt ganz schön in der Klemme«, sagte er. »Ihr habt schon einmal Mist gebaut, weil ihr es abgelehnt habt, auf Leute zu hören, die dieses Land kennen.«
    »Inwiefern haben wir Mist gebaut?«
    »Ihr glaubt, ihr seid hier in Texas. Dem ist aber nicht so.«
    »Aber was war denn nun unser Fehler?«
    »Ihr hättet die ganze Sache für zweieinhalb Millionen Dollar vom Hals haben können. Jetzt wird sie euch sechs Millionen kosten.«
    »Was kriegen wir dafür?«
    »Einen Moment mal. Sie haben mich schon einmal sitzen lassen. Das hier ist Ihre letzte Chance. Diesmal gibt es keinen Rückzieher in letzter Minute.«
    Coburn fing an, eine tiefe Abneigung gegen Deep Throat zu entwickeln. Der Mann war ein Besserwisser. Sein ganzes Benehmen drückte aus: Ihr seid ja solche Idioten. Ich bin viel gescheiter als ihr, und es fällt mir schwer, mich auf euer Niveau herabzulassen.
    »An wen zahlen wir das Geld?« fragte Coburn.
    »Auf ein Nummernkonto in der Schweiz.«
    »Und woher wissen wir, daß wir auch kriegen, was wir bezahlen?«
    Deep Throat lachte. »Hör’n Sie mal zu, so, wie es in diesem Land läuft, gibt man sein Geld nicht aus der Hand, bis man die Ware dafür hat. Anders erreicht man hier nichts.«
    »Okay. Und wie soll das ablaufen?«
    »Lloyd Briggs trifft mich in der Schweiz, wir eröffnen ein Treuhandkonto und unterschreiben ein Übereinkommen, das bei der Bank hinterlegt wird. Das Geld wird erst vom Konto abgezogen, wenn Chiapparone und Gaylord rauskommen – und das können sie sofort, wenn ihr mir freie Hand laßt.«
    »Wer kriegt das Geld?«
    Deep Throat schüttelte nur verächtlich den Kopf.
    »Na gut, und woher wissen wir, ob sich das für uns überhaupt lohnt?«
    »Jetzt hör’n Sie mal zu, ich gebe Ihnen bloß weiter, was ich von Leuten erfahren habe, die der Person, die Ihnen Schwierigkeiten macht, sehr nahestehen.«
    »Sie meinen Dadgar?«
    »Sie lernen auch nie dazu, was?«
    Coburn sollte sich nicht nur über Deep Throats Vorschlag informieren, sondern ihn auch persönlich beurteilen. Sein Urteil stand bereits fest: Deep Throat war ein Scheißkerl.
    »Okay«, sagte Coburn. »Sie hören von uns.«
    *
    Keane Taylor goß ein wenig Rum in ein großes Glas, gab Eiswürfel hinzu und füllte es mit Cola auf – sein Standarddrink.
    Als junger Mann war er nicht zu bändigen gewesen, hatte das College vorzeitig und ohne Abschluß verlassen, war in der Marineinfanterie seiner Disziplinlosigkeit wegen seines Rangs als Hauptmann enthoben worden – und noch immer ertrug er Beaufsichtigung nur schwer. Daher zog er es vor, für EDS World zu arbeiten: Im Ausland war die Mutterfirma weit vom Schuß.
    Zur Zeit wurde er ständig beaufsichtigt. Nach vier Tagen in Teheran führte sich Ross Perot wie ein Verrückter auf.
    Taylor zitterte bei dem Gedanken an die allabendliche Informationsrunde bei seinem Boß. Wenn er und Howell den ganzen Tag lang durch die Stadt gehetzt waren, sich durch den Verkehr, die Demonstrationen und das Dickicht der iranischen Bürokratie gekämpft hatten, sollten sie Perot auch noch ausführlich erklären, warum sie nahezu nichts erreicht hatten.
    Dazu kam, daß Perots Aktionsradius auf sein Hotelzimmer beschränkt war. Nur zweimal war er ausgegangen: einmal zur amerikanischen Botschaft, das zweite Mal zum Hauptquartier der US-Streitkräfte. Taylor hatte dafür gesorgt, daß niemand Perot einen Autoschlüssel oder iranische Währung anbot, um jeden eventuellen Wunsch nach einem Spaziergang schon im Keim zu ersticken. Damit erreichte er jedoch nur, daß sich Perot wie ein Tiger im Käfig aufführte, und wenn Taylor abends in die Mangel genommen wurde, schien es ihm, als würde er dem Raubtier zum Fraß vorgeworfen.
    Immerhin mußte er jetzt nicht mehr so tun, als habe er von dem Team keine Ahnung. Coburn hatte ihn zu Simons gebracht, und sie hatten sich drei Stunden lang miteinander unterhalten – das heißt, Taylor hatte geredet, Simons hatte Fragen gestellt. Sie saßen im Wohnzimmer seines Hauses, wo Simons Zigarrenasche auf seinem Teppich verstreute, und Taylor hatte ihm erzählt, der Iran sei wie ein Tier, dem man den Kopf abgeschlagen hatte: Der Kopf – die Minister und ihre Beamten – versuchten noch immer, Anweisungen zu geben, während der Körper – das Volk – tat, was ihm paßte. Folglich würden Paul und Bill durch Ausübung politischen Drucks nicht frei kommen:

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