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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wenn sie auf die Kaution hin entlassen werden, dürfen sie dann ausreisen?«
    »Nein.«
    *
    Jay Coburn ging durch die automatischen Glastüren und betrat die Halle des Sheraton. Rechts befand sich die riesige Rezeption, links lagen die Hotelboutiquen. Mitten in der Halle stand eine Couch.
    Seinen Instruktionen gemäß erwarb er am Zeitungskiosk eine Ausgabe der Newsweek. Mit dem Gesicht zur Tür, so daß ihm keiner der Eintretenden entging, setzte er sich auf die Couch und tat, als sei er in die Lektüre des Magazins vertieft.
    Er kam sich vor wie ein Schauspieler in einem Agentenfilm. Der Befreiungsplan war, solange Madjid seinen Recherchen über den Gefängnisleiter nachging, auf Eis gelegt worden. Coburn führte in der Zwischenzeit einen Auftrag Ross Perots aus.
    Er hatte ein Rendezvous mit einem Mann, dem sie den Spitznamen »Deep Throat« gegeben hatten, frei nach dem geheimen Informanten, der dem Reporter Bob Woodward in All the President’s Men heißeHintergrundinformationen zuspielt. Beim hiesiegen Deep Throat handelte es sich um einen amerikanischen Unternehmensberater, der für ausländische Konzernmanager Seminare über iranische Geschäftsgebaren abhielt. Schon vor Paul und Bills Verhaftung hatte Lloyd Briggs Deep Throat dafür engagiert, das Ministerium zur Bezahlung der Rechnungen zu veranlassen. Der Mann hatte Briggs erklärt, EDS säße ganz schön in der Patsche, könne aber für eine Summe von zweieinhalb Millionen Dollar reinen Tisch machen. Damals hatte EDS seinen Rat in den Wind geschlagen: Schließlich war es die Regierung, die EDS Geld schuldete, und nicht andersherum, und die Iraner sollten gefälligst selber für klare Verhältnisse sorgen.
    Die Verhaftung hatte Deep Throat ebensoviel Glaubwürdigkeit verliehen wie Bunny Fleischaker, und Briggs hatte erneut Kontakt mit ihm aufgenommen. »Nun ja«, hatte er gesagt, »jetzt sind sie schlechter denn je auf euch zu sprechen, und es wird ungeheuer schwierig werden. Aber ich sehe zu, was sich machen läßt.«
    Gestern hatte er nun angerufen und behauptet, er könne das Problem lösen. Er hatte verlangt, Ross Perot unter vier Augen zu sprechen.
    Taylor, Howell, Young und Gallagher kamen überein, daß es überhaupt nicht in Frage kam, Perot einem solchen Treffen auszusetzen – ja, sie waren geradezu entsetzt, daß Deep Throat von Perots Anwesenheit Wind bekommen hatte. Perot hatte also Simons gefragt, ob er statt seiner Coburn schicken könne, und er hatte zugestimmt.
    Coburn rief daraufhin Deep Throat an und teilte ihm mit, er würde die Verabredung wahrnehmen.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Deep Throat, »Perot muß schon selber kommen.«
    »Dann wird nichts aus dem Geschäft«, hatte Coburn geantwortet.
    »Schon gut, schon gut.« Deep Throat steckte sofort zurück und gab Coburn Anweisungen für das Treffen.
    Coburn sollte sich um acht Uhr abends in einer ganz bestimmten Telefonzelle unweit von Keane Taylors Haus einfinden.
    Pünktlich um acht klingelte das Telefon in der Zelle. Deep Throat wies ihn an, zum nahegelegenen Sheraton zu gehen und dort in der Halle Newsweek zu lesen. Dort wollten sie sich treffen und mittels einer Parole erkennen. Deep Throat sollte sagen: »Wissen Sie, wie ich zur Pahlavi-Allee komme?« Die war nur einen Straßenzug weiter, doch Coburn sollte antworten: »Nein, tut mir leid, ich bin hier fremd.«
    Auf Simons’ Rat hin trug er seinen langen, unförmigen Steppmantel, besagten Michelin-Männchen-Mantel. Sinn der Übung war, herauszufinden, ob Deep Throat ihn durchsuchen würde. Wenn nicht, würde er bei allen zukünftigen Begegnungen ein Aufnahmegerät unter dem Mantel verstecken und ihre Unterhaltung aufzeichnen.
    Coburn blätterte in seiner Zeitschrift.
    »Wissen Sie, wie ich zur Pahlavi-Allee komme?«
    Coburn schaute auf und erblickte einen Mann, der ungefähr seine Statur hatte, Anfang Vierzig war, dunkles glattes Haar hatte und eine Brille trug.
    »Nein, tut mir leid, ich bin hier fremd.«
    Deep Throat sah sich nervös um. »Gehen wir«, sagte er.
    Coburn stand auf und folgte ihm hinter das Hotel. In einem dunklen Durchgang machten sie halt. »Ich muß Sie durchsuchen«, sagte der Mann.
    Coburn hob die Arme. »Wovor haben Sie denn Angst?«
    Deep Throat lachte verächtlich. »Man kann keinem mehr trauen. In dieser Stadt gibt es keine Gesetze mehr.« Die Durchsuchung war beendet.
    »Gehen wir jetzt wieder in die Hotelhalle?«
    »Nein. Man könnte mich überwachen, und ich kann es mir nicht leisten, mit Ihnen

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