Auf Den Schwingen Des Boesen
gelegenen Supermarktparkplatz ab und ging bei leichtem Schneefall unter den einsamen Straßenlaternen entlang. Ein paar vereinzelte Autos fuhren an mir vorbei, ansonsten war niemand unterwegs. Ich genoss die Einsamkeit und störte mich nicht an der Kälte. Bald hatte ich den Park erreicht. Gedankenverloren stapfte ich über die verschneiten Wege, bis ich unter einem schneebedeckten Baum und einer Laterne eine schmiedeeiserne Bank entdeckte. Ich setzte mich und brach augenblicklich in Tränen aus.
»Überraschung«, sagte eine Stimme neben mir.
Erschrocken zuckte ich zusammen und sah Cadan vor mir stehen. Ich wischte mir das Gesicht mit dem Jackenärmel ab und machte ein sehr undamenhaftes Schniefgeräusch, während er neugierig zu mir heruntersah. »Was willst du?«
»Hattest du irgendeinen Plan, als du weggelaufen bist?«, fragte er. »Wo willst du hin? Oder hast du gar keinen Ort, an den du gehen kannst?«
Murrend wischte ich mir ein paar Tränen vom Gesicht, bevor sie zu Eis erstarrten. »Du hast ja keine Ahnung.«
»Offensichtlich bist du ziemlich verzweifelt«, sagte er ruhig und setzte sich neben mich. »Und die Nähe deines Beschützers ist nicht zu spüren. Das ist kein gutes Zeichen.«
»Das hat nichts zu bedeuten«, zischte ich und blickte zu Boden. »Und du kannst jetzt gehen.«
»Ich glaube nicht.«
»Das war ein Befehl. Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt.«
»Das funktioniert nicht bei mir, Süße. Ich bin nicht dein Beschützer.«
»Gott sei Dank.«
Ich erwartete eine schnippische Antwort, aber er sah mich nur an. »Ich bin nicht hergekommen, um mit dir zu streiten.«
»Und ich bin nicht hergekommen, weil ich dir begegnen wollte.«
Er schenkte mir einen nachsichtigen Blick, und meine Feindseligkeit ließ ihn ahnen, dass ich nicht zum Scherzen aufgelegt war. Zumindest war er nicht dumm. »Es tut mir leid, Ellie. Ich weiß, was passiert ist.«
»Gar nichts weißt du«, fuhr ich ihn an.
Seine Augen blitzten auf und verengten sich zu Schlitzen. »Red nicht mit mir, als wäre ich ein Idiot.«
Die Schärfe in seiner Stimme überraschte mich. Ich hatte nicht erwartet, dass er so mit mir sprechen würde. Vielleicht hatte ich es ja verdient. Doch bei dem Gedanken an die Schadenfreude der dämonischen Reaper kam mir die Galle hoch. »Na los, reib mir mein Unglück noch unter die Nase. Deshalb bist du doch hergekommen.«
»Ich bin nicht dein Feind, Ellie.«
»Bist du nicht?«
Er blieb stumm.
Ich knirschte mit den Zähnen. Ein Teil von mir wollte auf ihn losgehen, doch ich wusste, dass meine Rachegelüste dadurch nicht gestillt würden. »Warum bist du dann hier, wenn du schon weißt, warum ich so verzweifelt bin? Willst du mir sagen, wie leid es dir tut, oder hast du ein weiteres Geschenk von Bastian im Gepäck?«
Er zuckte zusammen und senkte den Blick. »Ich hatte nichts damit zu tun. Ich wusste nicht einmal davon. Hätte ich geahnt, was passieren würde, hätte ich versucht, es zu verhindern. Ich möchte dir helfen.«
»Anscheinend hast du nie mit irgendwas zu tun«, schnauzte ich ihn an.
»Ich höre mir deinen Blödsinn nicht länger an.«
Ich war schockiert. Wie konnte er es wagen, so mit mir zu sprechen?
Seine Augen strahlten in der Dunkelheit und wirkten aufrichtig. »Deinen Wachhund kannst du meinetwegen so viel herumkommandieren und runtermachen, wie du willst …«
»Ich mache Will nicht runter.«
»Ach nein?« Er legte den Arm auf die Rückenlehne der Bank. »Bist du dir sicher?«
Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, wusste jedoch nicht, was ich sagen sollte.
»Tut mir leid«, sagte Cadan.
Ich seufzte. Ich hatte keinen Grund, böse auf ihn zu sein, da er im Grunde Recht hatte. »Schon gut. Es ist sowieso alles meine Schuld.«
»Nein, ist es nicht. Die Schuld liegt bei denen, die diese Welt und alle, die auf ihr leben, zerstören wollen.«
»Ich habe Will dazu gebracht, mich zu hassen«, murmelte ich. »Meine Großmutter hält mich bestimmt für kriminell. Ich habe Lauren in Angst und Schrecken versetzt. Und Nathaniel denkt, ich schnappe über und bringe sie alle um … und so wird es sicher kommen.«
»Blödsinn«, sagte er. »Du bist nicht verrückt.«
»Du hast mich noch nicht erlebt, wenn ich mein wahres Gesicht zeige.«
»Ich würde dich trotzdem bewundern, für das, was du bist.«
»Mach keine voreiligen Versprechungen.«
Er lächelte. »Wir alle sind nicht perfekt.«
»Mag sein, doch wer rastet schon so aus und geht auf die los, die er
Weitere Kostenlose Bücher