Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
Vom Netzwerk:
nach Luft schnappte.
    »Cadan, ich kann nicht …« Wills Gesicht blitzte in meiner Erinnerung auf, und der Gedanke an ihn ließ meine Haut wie Feuer brennen, wo Cadan mich berührte. Ich wand mich aus seinen Armen, und in seinen Augen spiegelte sich bodenlose Enttäuschung. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber erst nach mehreren Anläufen war er dazu in der Lage.
    »Das war wohl keine gute Idee«, hauchte er. »Ich bin ganz durcheinander.«
    »Cadan«, begann ich, ohne zu wissen, was ich sagen sollte. Ein dämonischer Reaper hatte gerade versucht, mich zu küssen. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber ich vertraute ihm. Etwas an ihm erinnerte mich an Will, aber gleichzeitig hätten sie nicht verschiedener sein können. Sie waren beide das Gegenteil von dem, was sie hätten sein sollen: Will strahlte Dunkelheit, Kraft und Entschlossenheit aus, und Cadan war wie das Licht der Sonne. Erfrischend und golden. Und in diesem Augenblick brauchte ich in meinem Leben nichts weniger als noch mehr Dunkelheit.
    Er schaute mich so traurig an, dass ich seine Wange berührte und sein Ohr und sein seidenweiches Haar, das aussah, als sei es aus Gold gesponnen. »Ich kann dich nicht haben, nicht wahr?«, flüsterte er.
    »Cadan …«
    »Wenn du meinen Namen jeden Tag aussprichst, bis ich sterbe, wird selbst der schrecklichste Tod ein freudvoller sein.«
    Ich lächelte und küsste ihn auf die Wange. Er schmiegte den Kopf an meine Schulter, und ich streichelte sein Haar. Die ganze Situation war so sonderbar und gleichzeitig so tröstlich. Doch obwohl ich ein großes Bedürfnis nach Güte und Freundlichkeit hatte, schien es mir, als würde er sich noch mehr danach verzehren. Ich hielt ihn im Arm, spürte seinen Atem, fühlte seine Hand auf meiner. Das hier war Cadan. Hundertmal ging der Gedanke mir durch den Kopf, und ich konnte ihn dennoch nicht fassen. Bastians Sohn.
    Er setzte sich auf und sah mir tief in die Augen. »Ich werde alles für dich tun«, sagte er ernst. »Ich werde Bastian töten. Ich werde dich sogar in Ruhe lassen, wenn du es willst.«
    Ich atmete langsam aus. »Ich weiß nicht, was ich will.«
    Er lächelte. »Damit sind wir schon zu zweit.«
    Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Dieses Zusammensein mit ihm war genau das, was ich brauchte. »Danke, Cadan. Du hast mir heute Nacht das Leben gerettet.«
    »Geh zurück zu deinem Beschützer«, sagte Cadan mit wehmütigem, sehnsuchtsvollem Lächeln.
    Ich wollte nicht, doch er hatte Recht. Wenn ich starb, ohne dieses grauenhafte Chaos zu beenden, wäre der Tod meiner Eltern vergebens gewesen, genauso vergebens wie Wills Schmerz. Und ich durfte ihn oder Nana nicht im Stich lassen.
    Ich stand auf und strich Cadan übers Haar. Er schloss die Augen einen kurzen Augenblick. »Leb wohl, Cadan.«
    Er schlug die Augen wieder auf, deren opalfarbenes Feuer im Dunkeln aufleuchtete. »Leb wohl, Ellie.«
    Langsam ging ich zurück zu meinem Wagen. Jetzt, wo ich wieder allein war, wurde mir meine Einsamkeit schmerzlich bewusst. Was zwischen Cadan und mir geschehen war, hatte mich ganz schön aufgewühlt. Er war im richtigen Moment zur Stelle gewesen und hatte mir beigestanden. Ich mochte ihn gern, aber er war nicht Will. Und Will war der Einzige, den ich liebte, trotz allem, was geschehen war.
    Sobald mir sein Name durch den Kopf ging, hatte ich seine Stimme im Ohr.
    »Ellie!«
    Ich drehte mich um und sah ihn über die schneebedeckte Straße auf mich zueilen. Er schloss mich fest in die Arme und ließ mich vor Freude und Verlangen erbeben. Unter seinem Wollpullover fühlte ich die Konturen seines vertrauten, warmen Körpers. Ich ließ die Hände über seinen Rücken gleiten und erforschte jeden Wirbel und Muskel. Ich entdeckte die beiden Schlitze für seine Flügel und schob meine Finger hindurch, um seine nackte Haut zu berühren. Seufzend schloss ich die Augen.
    »Gott, ich dachte schon, du wärst verschwunden«, flüsterte er heiser. »Ich dachte, sie hätten dich mitgenommen. Ich konnte dich nirgendwo fühlen. Ich bin über die ganze Stadt geflogen, und irgendwann hab ich dich gespürt, aber nur ganz schwach. Ich dachte, du würdest sterben. Und dann habe ich deinen leeren Wagen entdeckt. Ellie, ich dachte, ich hätte dich verloren.«
    »Mir geht’s gut«, sagte ich. »Wirklich. Keine Verletzungen. Ich schwöre es.«
    Plötzlich erstarrte er und warf mir einen sonderbaren Blick zu, in dem sich nach und nach Trauer und Schmerz spiegelten. In dem Moment wusste ich, dass

Weitere Kostenlose Bücher