Auf Den Schwingen Des Boesen
Messer ins Fleisch gejagt. Mein Arm war ganz schlaff, wie ein totes Stück Holz. Ich wollte ihn über meinen Schoß ziehen, aber mein ganzer Körper war so schwach, dass ich kaum in der Lage war, meinen unverletzten Arm zu heben.
Nathaniel redete leise auf mich ein und versuchte mich zu trösten, doch nichts konnte mich von meinen Qualen ablenken. Will und Kelaeno kämpften, gingen aufeinander los wie Titanen aus einer anderen Welt. Ihre Macht ließ den Boden unter mir erzittern und Blitze durch die Luft zucken.
»Ellie«, wiederholte Nathaniel resolut, um meine Aufmerksamkeit zu wecken. Der Schock ließ mich mehr und mehr in die Ohnmacht abdriften. »Wir müssen deinen Arm wieder einrenken. Sonst kann er nicht heilen.«
Ich kniff die Augen zu und nickte. »Tu’s einfach. Ich muss weiterkämpfen.«
Er packte mich fest an der Schulter und oberhalb des Ellbogens. Der Schmerz raubte mir fast die Besinnung, war jedoch blitzschnell vorbei. Augenblicklich spürte ich, wie sich Sehnen und Muskeln regenerierten – ein sonderbares Gefühl, bei dem mir fast übel wurde, aber es ging nicht anders.
Ich erwiderte Nathaniels ernsten Blick und holte tief Luft. »Danke.«
»Gleich geht’s dir wieder gut.« Er nickte mir kurz zu, bevor wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf richteten.
Will packte Kelaenos Arm und verpasste ihr einen gewaltigen Fausthieb gegen die Schläfe. Sie geriet ins Taumeln, und er rammte ihr das Knie in den Bauch, worauf sie kurz aufschrie und sich verschluckte. Will holte aus und wollte Kelaeno einen weiteren Haken verpassen, doch sie langte nach oben, wehrte den Schlag ab und umklammerte seine Kehle. Er keuchte vor Schmerzen. Sie kam hoch und drückte ihm die Kehle zu, so fest sie konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte Will seine Schmerzen und grub die Fingernägel in ihre Handgelenke. Dann verdunkelte sich sein Blick, und er beschwor seine Kräfte herauf. Er schleuderte Kelaeno alles, was er hatte, entgegen, worauf sie ihn schreiend losließ, um sich vor der rauchigen schwarzen Energieexplosion in Sicherheit zu bringen. Sie stürzte und rutschte über den schlammigen Boden, und Will stürmte los, um sein Schwert zu holen.
Doch seine Klinge nagelte Merodach nicht mehr am Erdboden fest. Plötzlich spürte ich ganz in meiner Nähe eine Woge aus dunkler Macht, und mir stockte der Atem.
Dann hörte ich hinter mir einen gurgelnden, qualvollen Schrei und wirbelte herum. Nathaniel krümmte sich, und der blutüberströmte Merodach hatte seine Faust in seine Brust gegraben. Etwas blitzte im Mondlicht auf und ließ mich blinzeln. Merodachs Schwert ragte aus Nathaniels Rücken heraus und hatte sein Herz durchbohrt.
Mein ganzer Körper erstarrte, als ich sah, wie Merodach sein Schwert herauszog und Nathaniel mit den Knien auf dem schlammigen Erdboden aufschlug. Blut strömte wie ein reißender Fluss aus seiner Brust. Er sah Merodach ein letztes Mal ins Gesicht, bevor er zusammenbrach und auf dem Rücken liegen blieb.
Einen kurzen Moment lang konnte ich nicht nach ihm rufen, konnte den Blick nicht von ihm wenden. Nathaniel spuckte und zitterte. Seine Haut wurde heller und begann zu schimmern, während sie langsam zu Stein wurde.
Er starb.
Merodach beobachtete mich neugierig, als ich zu Nathaniel kroch und seine immer grauer werdenden Arme und Wangen streichelte. Noch am Morgen war er gesund und munter gewesen, hatte seine Flügel ausgebreitet und mir versichert, dass alles möglich sei und ich lieben könnte, wen ich lieben wollte. Vor wenigen Minuten hatte er mir den Arm eingerenkt und mich aufgemuntert. Was hier geschah, durfte einfach nicht passieren. Nicht Nathaniel.
»Nein, nein, nein«, jammerte ich leise vor mich hin und wiegte mich hin und her.
Nathaniel starrte mich an. In seinem Gesicht spiegelten sich Verwunderung und Schmerz. Seine Lippen bewegten sich, brachten jedoch keinen Laut hervor. Er begann die Hand zu heben, aber seine Gliedmaßen wurden schwerer und steifer, während er verblutete und sein Herz zum Stillstand kam. Seine leuchtenden kupferfarbenen Augen rundeten sich und erstarrten, als sein Gesicht zu Stein wurde. Regentropfen fielen auf seine versteinerte Haut und hinterließen feuchte dunkle Flecken auf dem hellen Grau. All seine weichen, kupferfarbenen Haare wurden bleich und farblos und brachen ab, sobald man sie berührte. Dann brach er unter meinen Händen Stück für Stück entzwei. Unter Tränen schrie ich immer wieder seinen Namen, bis er
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