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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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einfach überwältigend waren. Einen Augenblick später wurde das Licht ein klein wenig schwächer, sodass ich einen vorsichtigen Blick riskieren konnte, um seine Quelle zu ergründen, und der Anblick raubte mir den Atem.
    Ein Engel schwebte über Will und mir. Seine weit ausgebreiteten Flügel strahlten hell und schirmten uns vor unseren Feinden ab. Es war weder Michael noch ein anderer Erzengel. Er trug lange weiße Gewänder, die, von einer unsichtbaren Brise erfasst, um seinen Körper wogten und seine dunkle Haut verhüllten. Sein Gesicht war sanft und entschlossen, und seine rostbraunen Augen ruhten auf mir. An einer Kette um seine Taille befand sich ein gewaltiges verwittertes Buch, und in den Händen hielt er einen langen, eleganten Stab, an dessen Ende eine geschwungene, wunderschön verzierte Klinge geschmiedet war. Mein anderes Ich – Gabriel – erkannte ihn. Er war Azrael, der heilige Engel des Todes. Der Zerstörer.
    Er nickte mir lächelnd zu. »Gabriel«, sagte er mit gespenstisch ruhiger, melodischer Stimme. »Ich kann nur kurze Zeit bleiben, aber ich werde sie aufhalten. Diesen Kampf könnt ihr nicht gewinnen. Diesmal musst du weglaufen, Schwester.« Er sah Will an. »Bring sie möglichst weit weg von hier, Beschützer.«
    »Azrael!« Sammaels zorniger Schrei fuhr mir durch Mark und Bein, und ich fühlte, wie seine Wut meine Haut kratzte, als seine Macht sich im Keller ausbreitete. Die löwenartigen Reaper stießen metallisch kreischende Schreie aus.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm Will meine Hand, und wir stürmten durch das Licht. Azraels Heiligenschein war so gleißend, dass ich mit meinen menschlichen Augen nichts anderes mehr erkennen konnte. Ich musste mich darauf verlassen, dass Will die Treppe fand und uns beide sicher nach draußen brachte. Als ich mit dem Fuß gegen die unterste Stufe stieß, nahm Will meine Hand und führte mich die Treppe hinauf. Nachdem wir den in gleißendes Licht getauchten Keller hinter uns gelassen hatten, betraten wir das Erdgeschoss eines alten Hauses, das durch zahllose Reaper-Kämpfe und jahrzehntelange Vernachlässigung halb verfallen war.
    Von irgendwoher hörte ich Geräusche und duckte mich instinktiv. Schockiert sah ich, wie Ava den Hals eines anderen Reapers aufschlitzte und ihm anschließend die Klinge ins Herz rammte.
    Atemlos drehte sie sich zu uns um. »Was geht da unten vor sich?«
    »Kommen wir zu spät?«, rief Marcus, indem er einem Reaper auf die Brust trat und ihm sein Schwert aus dem Herzen riss, worauf der Körper der dämonischen Bestie zu hartem, weißem Stein erstarrte.
    Will legte Marcus die Hand auf die Schulter. »Gerade noch rechtzeitig. Lasst uns bloß hier verschwinden.«
    Wir schlüpften in den Limbus. Vor den Blicken der Sterblichen verborgen rannten wir vier zur Tür, überquerten eine baufällige Veranda und liefen eine von heruntergekommenen Häusern gesäumte Straße entlang. Durch den Schleier des Limbus schien die ganze Welt mit einem geheimnisvollen Glanz überzogen, und das Pflaster zu unseren Füßen blinkte wie ein Spiegel. Aus der Nähe waren Verkehrslärm und ungeduldiges Hupen zu hören, und in der Ferne konnte ich die Skyline der Innenstadt ausmachen. Zwischen zwei Häuserblocks blieb Will plötzlich stehen und sah mich an. Ava und Marcus breiteten die Flügel aus und erhoben sich in die Lüfte.
    »Wir müssen auch fliegen«, sagte Will. »Das ist der schnellste Fluchtweg, und sie können uns nicht so leicht aufspüren.«
    Ich war ganz außer Atem vom Laufen und nickte. Will strich mir übers Haar und lächelte erleichtert.
    »Gott, ich dachte, ich hätte dich verloren«, flüsterte er. »Ich hatte solche Angst, ich würde zu spät kommen, um dich zu retten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Will, ich …«
    Bevor ich meinen Satz beenden konnte, presste Will die Lippen auf meinen Mund, während er meine Hüften umfasste und mich näher an sich zog. Ich schlang die Arme um seinen Hals, vergaß einen Moment lang alle Gefahren und genoss die kleine Verschnaufpause nach all der Gewalt, die ich hatte ertragen und mit ansehen müssen.
    »William«, sagte eine tiefe, vertraute Stimme hinter uns.
    Wir fuhren auseinander und sahen mit Entsetzen, dass Bastian uns eingeholt hatte. Mit einem zornigen Schrei beschwor Will sein Schwert herauf.
    Bastian hob beschwichtigend die Hände. »Ich bin nicht hier, um zu kämpfen.«
    »Ich werde sie dir niemals ausliefern«, schnauzte Will ihn an und richtete seine Klinge auf Bastian.

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