Auf Den Schwingen Des Boesen
fähig, derer du dich schuldig gemacht hast.«
»Wie ich sehe, hast du mehr von deiner Mutter«, sagte Bastian. »Madeleine ist eine bemerkenswerte Frau – deine Augen sehen haargenau aus wie ihre –, aber mach dir nichts vor, denn deine Stärke hast du von mir.«
»Nein!«, brüllte Will, und seine Macht detonierte, fuhr in Boden und Wände. Ihre Wucht traf Merodach und Kelaeno, die ihn erschrocken losließen und versuchten, sich zu schützen. Sie schlug mir wie eine Flutwelle entgegen, brach sich über mir und riss mich zu Boden. Ich schnappte nach Luft und kniff die Augen zu, während ich hin und her geschleudert wurde.
Als ich einen Blick wagte, sah ich Will auf mich zustürmen. Sobald er vor mir stand, hob er die Faust hoch über den Kopf, stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus und rammte sie mit einem gewaltigen Hieb in den Steinboden. Die Steinplatten gaben krachend nach, und das Pentagramm, das mich gefesselt hatte, ging zu Bruch. Augenblicklich spürte ich, wie meine eigene Macht befreit wurde, durch meinen Körper jagte und mich erfrischte, sodass ich die Ketten um meinen Arm mit Leichtigkeit zerreißen konnte. Will erhob sich und fixierte mich mit seinen grünen Augen. Ich war so überwältigt von meinen Gefühlen, dass ich am ganzen Körper zitterte. Bevor ich irgendetwas zu ihm sagen konnte, umfasste er mein Gesicht mit beiden Händen und küsste mich kurz und heftig auf den Mund.
»Ava und Marcus sind unterwegs«, sagte er atemlos und zerbrach meine Handschellen. »Ich konnte nicht auf sie warten, und jetzt haben wir keine Zeit mehr. Wir müssen hier raus. Wir werden sterben, wenn wir gegen alle antreten.«
»Will!«, keuchte ich, als ich sah, dass Merodach sich erholt hatte und auf uns zugestampft kam.
Will wirbelte herum und rief sein Schwert herbei, um Merodachs Klinge abzuwehren. Unter wildem Gebrüll ließ er seine Macht erneut explodieren und preschte auf Merodach los, der hilflos zurücktaumelte. Merodach heulte voller Zorn auf, und die beiden lieferten sich ein wildes Gefecht, bei dem die Klingen nur so durch die Luft sausten. Das war mehr als ein Kampf zwischen zwei Gegnern im Krieg. Hier ging es um etwas Persönliches.
Plötzlich krallte sich eine Hand um meinen Hals und schleuderte mich so fest gegen die Wand, dass ich mir den Schädel aufschlug und kurz in die Knie ging, gerade lange genug, um mir einen gewaltigen Kinnhaken einzufangen. Der Hieb ließ mich zurück gegen die Wand taumeln, und ein gewaltiger Schmerz fuhr mir in den Schädel und ins Genick. Vor meinen Augen verschwamm alles, doch nach wenigen Sekunden konnte ich wieder Kelaenos wutentbranntes Gesicht über mir erkennen.
»Bring Gabriel zu mir!«, übertönte Sammaels Stimme den Tumult. Seine Befehle waren klar und wurden stets augenblicklich ausgeführt.
Kelaeno schleifte mich zu dem Gefallenen, da konnte ich noch so wild um mich treten und ihr die Hände zerkratzen. Und dann war sie verschwunden. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Will sie von mir heruntergerissen hatte. Immer wieder ließ er die Faust auf ihren Kopf niedersausen, und bei jedem Schlag schnellte ihr Gesicht nach links und nach rechts. Blut rann über ihre Lippen, und ihre Augen starrten ins Nichts. Sie schüttelte sich und schoss an ihm vorbei auf mich zu. Will wirbelte herum und nahm die Verfolgung auf. Mit der linken Hand packte er Kelaenos Kinn und mit der rechten ihre Stirn und drehte ihren Kopf blitzschnell zur Seite. Ihr Genick zerbarst mit einem grauenerregenden Krachen, und ihr Körper erschlaffte, bevor er sich weiß verfärbte und zu Stein wurde. Will wankte zurück und atmete triumphierend aus, und seine flammenden Augen fixierten Merodach, der sich mir von der Seite näherte und mit seinem Schwert zu Leibe rücken wollte. Die erste meiner Klingen wehrte seine ab, während ich ihm mit der zweiten Hals und Gesicht aufschlitzte, tief genug, um über die Knochen zu kratzen, aber nicht tief genug, um zu töten. Durch das spritzende Blut hindurch brüllte Merodach seinen Zorn heraus und wich zurück, als das Engelsfeuer ihm eine schneeweiße Narbe in die dunkle Haut brannte. Er hielt sich die Wange und heulte vor Schmerzen.
Ich holte aus, um ihm den Rest zu geben, doch ein Licht flammte auf – ein so blendend helles Licht, dass ich einen Augenblick wie gelähmt war und mir die Hände vors Gesicht hielt, weil meine Augen wie Feuer brannten. Ich fiel auf die Knie und rollte mich so klein wie möglich zusammen, da die Hitze und das Licht
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