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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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denn so was verhindern?«
    Nathaniel seufzte geräuschvoll. »Ich glaube, weder du noch einer von uns wäre dazu imstande. Als Gabriel jedoch könntest du es bewerkstelligen. Lilith war nie ein Erzengel. Ihre Macht würde niemals an deine heranreichen, wenn du deine wahre Gestalt annimmst.«
    Die Lösung schien einfach. »Und wie kann ich zu Gabriel werden?«
    »Wenn es einen Weg gäbe, würde ihn nur ein Engel, ein Grigori oder Erzengel, kennen«, erklärte er. »Aber du hast bereits eine Gestalt. Ich weiß nicht, ob es dir möglich ist, aus deinem menschlichen Körper heraus zu einem Erzengel zu werden. Eine derartige Transformation würde dich aller Wahrscheinlichkeit nach umbringen. Wenn ein Sterblicher den Glorienschein eines Erzengels nur anschaut, kann es ihm die Augen in den Höhlen verbrennen. Wenn dein menschlicher Körper sich irgendwie mithilfe von Magie in einen Erzengel verwandeln könnte, würde dein eigener Glorienschein dich wahrscheinlich in Flammen aufgehen lassen.«
    »Aber das tut er doch nicht«, sagte ich. Als Nathaniel mich verwirrt anschaute, fuhr ich fort. »Bastian hat die Energie, mit der ich ihn verbrannt habe, als meinen Glorienschein bezeichnet. Es hat mir nicht wehgetan oder mich verletzt. Wenn er Recht hat, könnte mein menschlicher Körper doch vielleicht meinen Erzengel-Glorienschein überleben.«
    Will schüttelte den Kopf. »Vielleicht reicht mir nicht. Bastian könnte sich irren.«
    »Oder Recht haben.«
    Stille senkte sich über den Raum. Ich wusste, dass den anderen genau wie mir tausend Möglichkeiten durch den Kopf schwirrten. Was wäre, wenn ich tatsächlich in der Lage wäre, meine wahre Gestalt anzunehmen? Wie würde es wohl sein? Wie würde ich sein? Ich fragte mich, ob ich anders sein würde, so wie das Ich in meinen Erinnerungen, hart und entschlossen. Diese Visionen von mir ängstigten mich, doch was meine Erzengelseite anging, konnte ich nur Spekulationen anstellen. Als sich der Erzengel Michael damals auf dem Boot wie aus dem Nichts vor meinen Augen materialisiert hatte, hatte er gespenstisch still und gelassen gewirkt, dennoch war Gefahr von ihm ausgeströmt wie dichter, blind machender Nebel. Die Engel hatten keine oder nur sehr schwache Gefühle. Dann fragte ich mich: Wenn ich mich an mein wahres Ich erinnerte und mich in den Erzengel Gabriel verwandelte, würde ich dann zu einem herzlosen Wesen, dem es nur darum ging, eine Mission zu erfüllen, koste es, was es wolle? Würde ich dann nicht mehr in Will verliebt sein?
    Würde ich überhaupt noch irgendetwas fühlen?
    Nathaniel stand auf und riss mich aus meinen Gedanken. »Ich kann in meiner Abschrift des Grimoire nachschauen. Würdest du mir helfen, sie zu finden, Will?«
    »Natürlich.« Er erhob sich, um Nathaniel zu folgen, zögerte jedoch und sah mich mit sanftem Blick an. »Hab keine Angst. Wir stehen das durch.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln und sehnte mich nach seiner tröstlichen Berührung. Und dann streichelte er meine Wange, und Wärme durchströmte mich bis zu den Zehenspitzen. Schließlich zog er die Hand zurück und verschwand in Nathaniels Arbeitszimmer.
    Bedrückt lehnte ich mich zurück. Einen Augenblick war es still im Raum, und mir wurde klar, dass ich allein mit Ava war. Plötzlich bemerkte ich, dass sie mich anstarrte. Sie studierte mein Gesicht, als wäre ich eine Amöbe unter dem Mikroskop. Von Sekunde zu Sekunde wurde mir unbehaglicher zumute, und schließlich machte ich den Mund auf, um Worte auszusprechen, über die ich noch gar nicht richtig nachgedacht hatte.
    »Was bedeutet das Kettentattoo um deinen Hals?«, fragte ich.
    Ava zögerte einen enervierenden Moment lang, bevor sie mit leiser Stimme antwortete. »Es bedeutet, dass ich jemandes Eigentum war.«
    Ich blinzelte. Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. »Was?«
    »Als ich jung war«, begann sie, »wurde ich von einem dämonischen Reaper, der sich als ein mächtiger Herzog getarnt hatte, als Haustier gehalten. Er fesselte meine Macht durch die Magie in der Tinte, die er für die tätowierte Kette um meinen Hals benutzt hat. Zwanzig Jahre lang hat er mich jede Nacht vergewaltigt. Manchmal hatte er mich satt, dann habe ich eine Woche lang weder ihn noch sonst jemanden gesehen und bin fast verhungert.«
    Zorn kochte in mir hoch. »Oh, mein Gott.« Ich dachte über ihre Worte nach und konnte nur ansatzweise erahnen, was sie während all der Jahre als leibeigene Sexsklavin erlitten haben musste. »Wie bist du

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