Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
Vom Netzwerk:
rieb seinen fetten Bauch an meinem Bein. »Selbst wenn es etwas Unrechtes gewesen wäre?«
    Als ich wieder aufschaute, sah ich Argwohn in ihrem Blick. »Gibt es etwas, worüber du mit mir reden willst, Ellie?«
    »Nein, nichts Besonderes«, log ich. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht mit meinem Wissen über das wahre Schicksal meiner Eltern herauszuplatzen.
    »Ich denke, es kommt auf die Art von Unrecht an«, sagte sie. »Ich hätte es nicht ertragen, wenn bei seinem Versuch, mich zu beschützen, ein anderer Mensch verletzt worden wäre. Niemand soll wegen mir leiden.«
    Ich schluckte. »Aber wenn er jemandem geschadet hätte, der nichts mehr davon mitbekommen hätte, hättest du ihm dann verziehen?«
    »Sprechen wir immer noch über Grandpa?«
    Darauf gab ich keine Antwort, was Nana als klares Nein deuten musste.
    Sie seufzte. »Es klingt, als wolltest du herausfinden, ob das, was passiert ist, tatsächlich so grauenvoll war. Manchmal müssen wir Dinge tun, auch wenn sie uns vollkommen gegen den Strich gehen. Das Leben ist nicht immer einfach, und manchmal müssen wir schwere Entscheidungen treffen, um die Menschen zu schützen, die wir lieben.«
    Ich starrte mein Spiegelbild an. Trotz all der Gründe, aus denen ich wütend auf Will sein wollte, wusste ich tief in meinem Inneren, dass meine Großmutter Recht hatte. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Make-up und gab ein wenig Puderrouge auf meine Wangen. Nana lächelte mir im Spiegel zu.
    »Danke«, sagte ich und erwiderte ihr Lächeln.
    »Gern geschehen, mein Schätzchen. Wann kommst du nach Hause? Denk dran, dass du morgen zur Schule musst.«
    »Ich bin spätestens um neun zurück.«
    »Dann wünsch ich dir viel Spaß.«
    »Danke, Nana.«
    »Und …«, begann sie und dachte kurz nach, bevor sie fortfuhr. »Egal was passiert ist … manchmal gibt es einen leichteren Weg, aber vielleicht ist es nicht immer der richtige. Denk doch mal drüber nach, was passiert wäre, wenn das Unrecht nicht getan worden wäre. Manche unrechten Taten erweisen sich im Endeffekt als richtig. Vielleicht kannst du ihm dann doch noch verzeihen.« Damit zwinkerte sie mir zu und verließ das Bad. Ich hörte, wie sie langsam die Treppe hinunterging, und dachte über ihre Worte nach, bevor ich mein Handy nahm und Kate anrief.
    Als ich aus der Haustür trat, tauchte Will aus dem Limbus auf und stellte sich neben meinen Wagen. Er trug einen dunkelgrünen Pullover, der den Grünton seiner Augen noch übernatürlicher wirken ließ. Ich erwischte mich dabei, dass ich länger in sie hineinsah, als gut für mich war.
    »Ich muss nicht dabei sein, wenn du nicht willst«, sagte er beim Einsteigen.
    »Du bist mein Beschützer.« Ich ließ den Motor an und steuerte den Wagen die Einfahrt hinunter. »Du musst immer an meiner Seite sein.«
    Er blieb eine Weile still und schaute durch die Windschutzscheibe. » Möchtest du, dass ich hier bin?«
    »Eigentlich nicht«, zwang ich mich zu einer ehrlichen Antwort. »Aber ich will’s versuchen.«
    »Ich will nicht, dass du unglücklich bist. Sobald du dich nicht wohl fühlst, sag Bescheid. Dann hol ich dich da raus.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Klingt, als würdest du mit einer Schlägerei auf der Bowlingbahn rechnen.«
    »Du weißt, was ich meine«, sagte er ernst.
    Ich wusste genau, worauf er hinauswollte. Außer meinen Freunden würden weitere Mitschüler da sein, die es nicht kümmerte, ob sie meine Gefühle verletzten, wenn sie mich anstarrten oder über mich tuschelten. Aber ich wollte mich nicht von ihnen beirren lassen. Ich holte tief Luft und murmelte ein Dankeschön.
    Er deutete meine kaum hörbare Antwort als Zeichen, dass ich keine Lust auf eine Fortsetzung des Gesprächs hatte. Als wir bei der Bowlingbahn ankamen, spielten meine Nerven verrückt und ließen mein Herz rasen. Mit zittrigen Händen zog ich den Schlüssel aus dem Zündschloss und berührte den Türgriff.
    »Dir geht’s jetzt schon schlecht«, stellte Will fest.
    »Mir geht’s prima«, brummte ich. »Ich muss da jetzt durch.«
    »Nein, musst du nicht.«
    »Muss ich doch«, sagte ich, indem ich die Tür aufstieß.
    Unter mürrischem Gegrummel, das ich geflissentlich überhörte, folgte er mir ins Gebäude, wo Kate auf mich zugestürmt kam und mich in die Arme schloss, als wollte sie mich erwürgen.
    »Kate!«, keuchte ich. »Ich krieg keine Luft mehr.«
    Sie gab mich frei, und ich atmete so tief ein, wie ich konnte. Sie grinste von einem Ohr zum anderen

Weitere Kostenlose Bücher