Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen - gibt es eine unsterbliche Seele?
dem Dachboden seiner Wohnung gefunden, wo er bereits eine Woche tot an der Decke hing. Wie die Untersuchungsergebnisse wohl ergeben hätten, habe er sich im Drogenrausch erhӓngt. Er sei an einem Dienstag nicht zur Arbeit erschienen und ab dem folgenden Tag als vermisst gemeldet gewesen. Nach einer Woche schließlich hätten ihn Polizisten auf dem Dachboden gefunden. Die Beerdigung sei bereits vor zwei Wochen gewesen. Mit meinem Anruf sei nun auch der Freund gefunden, von dem alle wussten, dass es ihn gibt.Allerdings habe man in Christophs Aufzeichnungen keine Telefonnummer finden können, um mich zu informieren.
Am nächsten Tag traf ich mich am Nachmittag mit einem guten Kollegen. Ich erzählte ihm von Christophs plötzlichem Tod. Wir saßen in einem Café, und es tat mir gut, mit jemandem darüber zu sprechen. Wir hatten gerade eine Gesprächspause, als es mich durchzuckte. Ich sagte laut: ,Aber ich habe es ja geträumt!' Mein Kollege sah mich überrascht an. ,Ich weiß, das klingt verrückt, aber vor einigen Wochen hat mir Christoph im Traum gesagt, dass er gestorben ist', sagte ich. Der Kollege wusste offenbar nichts dazu zu sagen und wirkte etwas irritiert. Deshalb wiegelte ich ab, indem ich ihm zu verstehen gab, dass ich mich natürlich auch täuschen könne.
Aber ich wollte es jetzt genau wissen. Als rationaler Mensch, der mit Religion nichts am Hut hatte, war ich weit davon entfernt, an irgendwelche außersinnlichen Wahrnehmungen, ein Leben nach dem Tod oder Gott zu glauben. Also blätterte ich in meinem Kalender, um zurückverfolgen zu können, an welchem Morgen ich den Traum hatte und ob es die Nacht von Christophs Tod war. Tatsächlich stimmte alles genau überein. Mein Traum war an einem Dienstagmorgen. Und Christoph war in der Nacht von Montag auf Dienstag gestorben! Und um ganz sicher zu gehen, dass ich mir das nicht alles einbilde, ließ ich mir von meiner Frau bestätigen, dass unser Gespräch an diesem Morgen des 22. Mai 1995 nach dem Aufwachen – in dem ich ihr von meinem Traum erzählt habe – tatsächlich wie oben beschrieben stattgefunden hat. Sie konnte sich gut daran erinnern.“
Besonders beachtenswert sind Nachtodbegegnungen, die Bewältigung von Trauer, Trost oder gar Versöhnung in sich bergen. Letzteres geschah in dem, was die Künstlerin B. aus Oberbayern schreibt:
„Ich war mit meinem Lebenspartner unterwegs, im Oktober, am Rhein. Ich hatte mit meinem Vater keinen Kontakt, jahrelang, ich schrieb ihm nur zu Weihnachten und am Geburtstag. Meine Stiefmutter wollte nicht, dass ich ihn kontaktiere. Mit ihr habe ich mich nie verstanden. Sie kam in mein Leben, als ich sieben war. Meine Mutter wurde von meinem Vater geschieden, als ich zwei war, und ich wuchs bei meinen Großeltern auf, bis mein Vater wieder heiratete. Ich hatte Fotos von meinem Vater, auch als er bei der Wehrmacht war, auch von Russland. Ich träumte, mein Vater kam zur Tür rein. Ich saß an einem Tisch in einem recht kahlen, anonymen Raum. Mein Vater sah jung aus, wie auf dem Foto, in Soldatenuniform. Er kam lächelnd auf mich zu. Er war in überirdisch helles Licht getaucht und strahlte unendliche Liebe aus, Liebe, die er mir als Kind und auch später nie gegeben hat.
Nun umarmte er mich und sagte, er müsse gehen, aber er sei dennoch immer bei mir. Dann war alles vorbei, und ich wachte auf.
Ich erzählte meinem Lebenspartner den Traum und sagte: ,Ich glaube, mein Vater ist verstorben.' Ich musste die nächsten zwei Tage noch daran denken, bis wir zu Hause waren. Auf dem Anrufbeantworter waren Gespräche gespeichert. Unter anderem auch mein jüngerer Bruder. Er sagte, mein Vater sei verstorben und auch schon beigesetzt. Da hatte er sich noch von mir verabschiedet! Ich war oft sauer auf ihn zu Lebzeiten, aber nach dem Traum habe ich allen Gram und die Vorwürfe fallen gelassen. Mit dieser inneren Versöhnung geht es mir wirklich viel besser.“
Viele der berichteten Nachtodbegegnungen, wie die beiden geschilderten, ereignen sich unmittelbar nach dem Sterben und haben oft den Charakter oder die Wirkung eines Tröstens oder Verabschiedens. Es kann sich jedoch auch um Kontakte ganz anderer Art handeln.So berichtet der Schweizer analytische Psychologe C.G.Jung (1875–1961) in seinen „Erinnerungen“, dass er eines Nachts aufwachte und einen Schmerz im Hinterkopf verspürte. später stellte sich heraus, dass einer seiner ehemaligen Patienten in genau diesem Augenblick sich eine Kugel in den Kopf geschossen hatte, die
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