Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen - gibt es eine unsterbliche Seele?
also durch den bewussten Akt des Messens
hervorgerufen, aus einer möglichen Existenz in eine reale Existenz geholt. In der Tat sagt das die Quantentheorie und ist keine Erfindung von Esoterikern.
Haben diese also doch recht, wenn sie, was naheliegt, von einem Elektron auf alle materiellen Teilchen schließen und so den Satz zumindest bestätigt sehen, dass das Bewusstsein das Sein schafft? – Der Fehlschluss betrifft schon ein einzelnes Elektron: Zum „Sein“ gehört nicht nur die Existenz, sondern auch die Gestalt, nicht nur das „Dass“, sondern auch das „Wie“. Bei der Quantenmessung des Ortes – und das ist der entscheidende Punkt – ist der Ort zufällig, also unabhängig vom bewussten Willen des Beobachters. Erst recht verfügt dann das Bewusstsein nicht über die Gestalt, die sich aus vielen Elektronen und anderen Teilchen zusammensetzt. Das Bewusstsein schafft nicht das Sein; es gibt nur den Anstoß, dass sich ein Sein konstituiert. Bei der Ortsmessung des Elektrons geht es also ändern zu wie in einem Hotel, wenn der Hotelboy einen Gast zu einem bestimmten Zeitpunkt wecken soll. Klopft der Boy pünktlich und
bewusst an die Zimmertür, dann veranlasst er den Gast, seine Füße auf den Boden zu setzen, er bestimmt aber nicht, wo das geschieht. Solange die Füße des Gastes im Bett weilten, gab es viele „potenzielle Bodenorte“ neben dem Bett, wo er sie, mehr oder weniger zufällig, aufsetzen würde. (Der vorherige Ort im Bett entfällt natürlich beim Elektron.) Die Wahl lässt sich aber nicht aus dem bewussten Türklopfen ableiten.
Schließlich sei noch eine historische Bemerkung hinzugefügt. Erwin Schrödinger (1887–1961), ein Pionier der Quantenphysik und Nobelpreisträger, beginnt sein Buch
Geist und Materie
so: „Die Welt ist ein Konstrukt aus unseren Empfindungen, Wahrnehmungen, Erinnerungen.“ 21 Das hört sich, flüchtig wahrgenommen, so an, als ob dadurch die These „Das Bewusstsein schafft das Sein“ gestützt würde. Liest man aber den Schrödinger'schen Satz im Zusammenhang, dann heißt es weiter: „Zwar ist es bequem, sie [die Welt] uns an und für sich einfach schlechthin vorhanden zu denken. Aber sie ist anscheinend nicht durch ihr bloßes Vorhandensein auch wirklich manifest.“ 22 Es geht also um das
Manifestwerden
des durchaus Vorhandenen, nicht um das
Zustandekommen
von Vorhandenem. Dass wir die im Messprozess manifest werdenden Teilchen dann subjektiv zu einem Konstrukt verarbeiten, ist
zwar mehr als nur passives Wahrnehmen, aber keine
creatio ex nihilo
. – Van Lommel zitiert in seinem Buch
Endloses Bewusstsein
zwar nur den ersten Satz Schrödingers, sagt aber vorsichtigerweise, „… das Bewusstsein bestimmt, ob und wie wir die Wirklichkeit erleben“ 23 , nicht: wie sie ist.
Es bleibt also dabei, dass das Bewusstsein nicht das Sein schafft. Immerhin ist aber herausgekommen, dass eine Beziehung zwischen beiden besteht, die ein Fragezeichen ebenfalls hinter den Satz „Das Sein schafft das Bewusstsein“ setzt. Der Ort eines Elektrons gehört zu dem, was wir „Sein“ nennen, „materielles Sein“ sogar. Wie kann er Bewusstsein mit hervorbringen, wenn er Bewusstsein schon voraussetzt?
Wir suchen weiter nach der Verflechtung von Bewusstsein und Materie in der Quantenwelt. Die Forschung hat sie noch lange nicht aufgeklӓrt, wenn ihr das überhaupt möglich ist. Aber es gibt einzelne Punkte, in denen ein ansatzweises Verstehen aufleuchtet. Einer dieser Punkte weist über die klassische Psychologie hinaus in Richtung einer umfassenderen, auch außersinnliche Wahrnehmung einschließenden Wirklichkeit. Er ist von außerordentlicher Bedeutung für unsere Suche nach einem neuen Leib-Seele-Verhӓltnis. Wir nähern uns ihm behutsam und schrittweise. „Verschrӓnkung“ und „Nichtlokalitӓt“ sind die maßgeblichen Stichworte.
3.Verschrӓnkung und Nichtlokalitӓt
Albert Einstein hatte Probleme mit der Quantenphysik. Zwar war ihm für seine Beitrӓge zu ihr der Nobelpreis verliehen worden (nicht für die Relativitӓtstheorie). Aber er mochte sie nicht, und zwar wegen ihrer Wahrscheinlichkeitsgesetze, wie beispielsweise zum oben genannten Zufallsverhalten eines Elektrons bei der Ortsmessung. Einsteins Weltbild, das stark von dem Philosophen Spinoza (1632–1677) beeinflusst war, vertrug solche Unbestimmtheiten nicht. Er versuchte im Ernst, die Quantentheorie zu Fall zu bringen oder wenigstens so zu vervollstӓndigen, dass aus den Zufallsgesetzen echte Kausalgesetze
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