Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen - gibt es eine unsterbliche Seele?
durchführen. Es ist eine spannende Frage, ob es im Gehirn Quantencomputer gibt (wie von Hameroff vermutet) oder in anderer Weise verschränkte Quantenzustände von Atomen in Hirnmolekülen zum „Gerüst“ gehören, das Gedanken und Gefühle
trägt.
Wohin treiben diese Untersuchungen insgesamt? Was das Bewusstsein angeht, sei hier noch einmal Christof Koch zitiert. Er sagt in seinem (gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Francis Crick geschriebenen) Buch
Bewusstsein – ein neurobiologisches Rätsel
(2005) auf Seite 5: „Der Glaube, dass im Zentrum des Bewusstseins eine transzendente und unsterbliche Seele steht, wird von vielen Religionen auf der ganzen Welt geteilt“ und fügt in einer Fußnote hinzu: „… hege ich viel Sympathie für diesen Standpunkt“.
Hier knüpfen wir im nächsten Kapitel an, um zu dem Schlüsselbegriff unserer Überlegungen vorzudringen: dem der unsterblichen Seele, kurz die Seele genannt.
3. Bewusstsein und Seele
Wenn Christof Koch, wie vorhin erwähnt, eher nebenbei von der religiösen Überzeugung einer unsterblichen Seele im Zentrum des Bewusstseins spricht, so schneidet er indirekt ein Thema an, das bei den Überlegungen zum Bewusstsein meist unbeachtet bleibt: Wer ist Träger des Bewusstseins? Oft hat es den Anschein oder ist beabsichtigt, dass das Bewusstsein selbst als Subjekt agiert. Das ist begrifflich unbefriedigend. „Bei Bewusstsein sein“ unterscheiden wir von „bewusstlos“ oder „schlafend“, meinen also einen Zustand. Dieser braucht nicht einmal in der Vergewisserung zu bestehen, dass ich und nicht ein anderer etwas tut oder erlebt. Wenn ich eine längere Strecke auf der Autobahn fahre, höre ich möglicherweise Radiomusik oder denke über etwas Bestimmtes nach. Ich lenke den Wagen „unbewusst“, bis mir vielleicht die „bewusste“ Idee kommt, bei der nächsten Raststätte hinauszufahren und einen Kaffee zu trinken. Ohnehin
ist unser Handeln zum größten Teil unbewusst, angefangen bei den vegetativen Funktionen bis zu Reflexhandlungen oder Routinearbeiten. Wenn wir von „dem Bewusstsein“ sprechen, dann ist eine Gesamtheit von Zuständen oder Fähigkeiten wie Denken, Fühlen, Erinnern gemeint, die schwer einzugrenzen ist. Christof Koch verzichtet in dem genannten Buch sogar auf einen bestimmten Begriff von Bewusstsein. Als zwar vage, aber „vorläufig ausreichende“ Arbeitsdefinition übernimmt er diejenige des Philosophen John Searle:
„Bewusstsein besteht aus jenen Gefühlszuständen, die morgens, wenn wir aus einem traumlosen Schlaf erwachen, beginnen und sich den ganzen Tag hindurch fortsetzen, bis wir in ein Koma fallen oder sterben oder einschlafen oder auf andere Weise das Bewusstsein verlieren.“
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Koch sieht seine Forschung durch diese Unbestimmtheit nicht beeinträchtigt, weil sie sich, wie schon gesagt, mit den Korrelaten des Bewusstseins, nicht mit dem Bewusstsein selbst befasst.
Wir betreiben aber hier nicht Neurobiologie, sondern befassen uns mit dem Erleben und Ergehen des ganzen Menschen. Statt nur bildhaft von der Seele als Zentrum des Bewusstseins zu sprechen, verstehen wir Seele als Ganzheit, die alle für die Individualität eines Menschen charakteristischen, vom Körper trennbaren Eigenschaften umfasst. Zu diesen Eigenschaften gehört zum einen das – für uns unfassbare – Bewusstsein seiner selbst. Was die Fähigkeiten und Zustände wie Denken, Fühlen, Erinnern, Gedächtnis selbst betrifft, behalten wir den nach Koch provisorischen Begriff „Bewusstsein“ bei, ziehen aber nun das erweiterte Wirklichkeitsverständnis heran und ergänzen wie folgt: Jeder Teil des Bewusstseins hat einen „Zwillingsbruder“ in der Seele, mit dem er durch eine nichtkausale Korrelation verbunden oder kurz „verschränkt“ ist. Ob sich hierbei die Verschränkung aus den Verschränkungen von
Quantenzuständen zusammensetzt oder anders zu definieren ist, können wir dahingestellt sein lassen. Es ist ja in der quantenphysikalisch erweiterten Hirnbiologie selbst bislang nicht geklärt, wie die Komplexität des Bewusstseins zu verstehen ist. Im Falle eines Außerkörpererlebnisses bleibt die Verschränkung erhalten; im Tod bleibt nur der Repräsentant in der Seele bestehen (wie von zwei verschränkten Quantenzuständen einer existent bleibt, wenn der andere ausgelöscht wird).
Möglicherweise ist die Repräsentanz von Bewusstseinseigenschaften in der Seele auch selektiv, indem sie etwa, wie aus Nahtodberichten geläufig, keine
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