Auf den Wogen des Glücks
war mittlerweile ganz warm geworden. Aber Nicholas' Fingerspitzen, die kurz die ihren streiften, waren noch viel wärmer. Dominique schloss ihre Finger fest um das Gold und schaute Hawksmoor an. Mit einem Mal spürte sie den inneren Zwang, ihm zu danken, stattdessen schaute sie sich den winzigen Schlüssel ein wenig näher an. »Ich nehme nicht an, Sie können mir sagen, wie ...«
Hawksmoor sprang vom Bett auf. »Wenn eine Elfjährige herausbekommt, wie er zu nutzen ist, dann schaffen Sie das auch.« Mit einer in ihren Augen viel zu abrupten Bewegung erhob er sich und ging zur Tür. »Auf dem Tisch neben dem Bett steht noch mehr Kaffee. Ich schlage vor, Sie essen erst gegen Abend etwas. Schlafen Sie, so viel Sie können, das wird Ihnen gut tun. Dort drüben in dem Becken steht klares Wasser für Sie bereit. Die Seife stammt übrigens aus Frankreich. Sie werden es genießen, selbst wenn das Wasser eiskalt ist.«
Er stand neben der Tür, die Hand auf dem Türgriff ruhend. Dominique kam nicht umhin zuzugeben, wie unglaublich attraktiv er aussah. Er erinnerte sie an einen leicht gekränkten Löwen. »Falls Sie etwas brauchen: Ich werde den ganzen Tag und die ganze Nacht mit meiner Mannschaft und ein paar Männern von Omar unten am Wasser sein und die Mischief reparieren. Sobald wir fertig sind - in ungefähr ein oder zwei Tagen - laufen wir aus.«
Diese Neuigkeit hatte denselben Effekt wie kühlende und über das Bug spritzende Gischt. Dominique schwang ihre Beine aus dem Bett und versuchte zu stehen. »Und ich soll wohl den ganzen lieben langen Tag hier liegen und vor mich hin dösen? Ha! Das können Sie vergessen, Mr. Hawksmoor! Das war ein schwaches Ablenkungsmanöver, ein netter Versuch. Ich werde zusammen mit Ihnen die Instandsetzung überwachen. Ich traue es Ihnen nämlich zu, dass Sie einen Mast aus dem schwersten Holz: bauen, das sie finden können, und dass wir deshalb wie eine fette Ente auf dem Wasser dümpeln werden.« Eine passende Wortwahl, wie ihr schnell bewusst wurde, als sie versuchte, sich taumelnd und schwankend auf ihre Füße zu stellen und wie bleiern wieder aufs Bett fiel. Ihre Knie hatten nachgegeben.
»Mir geht es bestens«, brachte sie schnell hervor, als Hawksmoor zu ihr eilte, sie in die Kissen zurückdrückte und sie erneut mit seinem Mantel zudeckte. Dominique versuchte vergeblich, das Rauschen in ihren Ohren zu ignorieren. Auch die Trommeln hatten wieder eingesetzt. Seine Hände fühlten sich durch den Stoff so warm, beruhigend und stark an. Sie genoss es, als er beim Zudecken flüchtig an der Taille und den Beinen berührte und wünschte sich, er würde nicht so schnell wieder weggehenen.
»O Gott, wie ich es hasse, auf andere angewiesen zu sein.« Dominique stöhnte auf, als Nicholas ihr den nassen Lappen wieder auf die Stirn legte.
»Für Sie ist es die größte Strafe, jemandem vertrauen zu müssen - auch wenn es nur für die Dauer eines einzigen Tages ist.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihnen nicht vertraue, Mr. Hawksmoor, es ist nur so, dass ich mir selbst generell ein wenig mehr vertraue.«
»Das werte ich dennoch als Kompliment, Miss Willoughby.«
»Das sollten Sie auch.«
Ein leises Lachen, das aus einer dunklen, tief verborgenen Quelle seines Inneren zu kommen schien, stieg an die Oberfläche. »Schlafen Sie jetzt«, flüsterte er ihr zu.
»Wer hat mich nur dazu gebracht, so viel zu trinken?«, murmelte sie gegen die Schwere des Schlafes ankämpfend. Dominique konnte nicht genug von seinen Händen bekommen, die immer noch auf ihr ruhten.
»Ich war es auf jeden Fall nicht. Nur ein Narr würde mit Ihnen spielen.«
Das hatte er nicht wirklich gesagt. Oder? Das mussten Wahnvorstellungen sein, so wie sie sich auch einbildete, dass er sie zärtlich und mitfühlend auf den Mund küsste - ganz so, als wären sie ein frisch vermähltes Ehepaar. Das alles hatte sie sich nur eingebildet, war ihren tiefsten Wünschen entsprungen...
Dominique riss die Augen auf. Eingehüllt in schwere Wolle, umgeben von erdrückender Hitze, war es kein Wunder, dass sie bis zu den Haarwurzeln in Schweiß gebadet war. Sie warf den Mantel zurück, setzte sich aufrecht hin und blies sich eine Haarsträhne aus den Augen. Den tief bis in die Hütte fallenden Schatten nach zu urteilen, hatte sie den ganzen Tag geschlafen. Eine Vorstellung, die Dominique nicht im Geringsten behagte. Sie rutschte an die Bettkante und lauschte. Stille. Keine Trommeln mehr im Kopf, auch der Raum drehte sich nicht
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