Auf den Wogen des Glücks
er sie kraftvoll an sich heranzog, seinen Kopf neigte und sie mit dem Verlangen eines Wilden, eines Mannes, dessen ureigenste Lust entfesselt worden war, küsste. Sie presste ihre Hände so fest gegen seinen Rücken, als wollte sie ihn noch näher an sich heranziehen. Sie wand sich, drehte ihren Kopf plötzlich zur Seite und für den Bruchteil einer Sekunde wollten seine Arme sie nicht freigeben.
Ihre Münder trennten sich, beide mussten nach Luft schnappen.
Er atmete tief ein. »Ich mache dir Angst.«
Ihr Mund war geschwollen, sie zitterte. »Nein ...«
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. Seine Brust spannte sich, so sehr wollte er ihr jeden seiner Gedanken mitteilen, jedes Bedürfnis, das weit über das rein Körperliche hinaus ging. »Ich bin nicht der Mann, den du in der Bibliothek von Cowes erlebt hast.«
Sie schaute zu ihm hoch, und er durchlebte eine kurze Schrecksekunde, in der er dachte, dass sie mit einem Mal nicht den Mann sehen würde, den sie besser zu kennen schien als er. »Ich weiß, ich glaube auch nicht, dass Sie das waren. Der Mann, den ich in jener Nacht sah, war jemand völlig anderes. Er ...« Ihre Fingerspitzen berührten die Fältchen um seine Augen so sanft, dass ihm mit einem Mal der Atem stockte. »Er hatte eine Leere in seinem Blick, die an einen bodenlosen Krater erinnerte. Er war ein kaltherziger Mann, der einen körperlichen Akt vollführte, mit dem er nicht viel zu tun hatte. Ganz so, als hätte er damals neben mir hinter dem Sessel gekauert und dem Treiben zugeschaut. Das hat mir ziemliche Angst einflößt.«
Er drückte die Innenfläche ihrer Hand gegen seinen Mund und zog sie tiefer in die Umarmung hinein. »Heute wirst du keine Leere sehen, Dominique. Du weißt verdammt genau, dass ich voll und ganz hier bin, bei dir allein. Ich bin ein Teil von dir, so wie du ein Teil von mir bist. Ich muss dich nur anschauen und kann nicht mehr atmen. Bei der kleinsten Berührung erlebe ich ein so ganzheitliches Verlangen, dass ich ...« Die überraschende Tiefe seiner eigenen Gefühle machte ihn schwindelig. »Was uns verbindet, ist...« Sein Hals war wie zugenäht. Als sie ihn mit ihren kosmisch leuchtenden Augen anschaute, versagte seine Stimme gänzlich.
»Ja, wir sind zweifelsohne miteinander verbunden, und das hier ist das Berauschendste, was ich je erlebt habe. Dennoch ...« Sie kniff ihre Lippen zusammen. »Sie sind und bleiben auch ein kalter Mann, Mr. Hawksmoor. Egal, wie gesund Ihre Lust, wie fleischlich Ihre Begierde mir gegenüber ist, wie sehr die Luft zwischen uns knistert, wie sehr auch ich glauben möchte, dass Sie voll und ganz hier bei mir sind, so schnell entziehen Sie sich anderen Mitmenschen, wenn es Ihnen zu heiß wird. Diese beiden Hawksmoors sind für mich nicht miteinander vereinbar, und solange sich daran nichts geändert hat, werde ich Ihnen meine Unschuld nicht darbieten.«
»Wie bitte?«
»Sie haben mich gehört. Lassen Sie mich jetzt los.«
Seine Arme fielen zur Seite. Er machte ein Gesicht, als sei er vom Blitz getroffen worden, allein mit sich und seinem verletzten Stolz. Dominique aber zog wieder ihren Morgenmantel über die Schultern. »Glauben Sie das wirklich?«, stammelte er. »Glauben Sie, ich verfolge einen ausgeklügelten Plan, um Sie Ihrer Jungfräulichkeit zu berauben?«
»Ist dem denn nicht so?«
Er starrte sie an. »Nein, verdammt noch mal! Meine Beweggründe, hier heute Nacht aufzutauchen, waren rein geschäftlicher Natur.«
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ach so, rein geschäftlich. Um Mitternacht, in meinem Zimmer?«
»Genau.« Seine Brust schwoll an, Selbstgerechtigkeit machte sich breit. »Wir gehen beide mit derselben Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit an unsere Arbeit, und Gott weiß, wir teilen auch dieselbe Leidenschaft für Schiffe und das Meer, verstehen uns blind, müssen gar nicht viel sagen. Ich dachte wirklich, ich bringe Ihren Gefühlen Achtung entgegen, wenn ich als Erstes nach meiner Rückkehr bei Ihnen vorbeischaue. Der Gedanke, Sie heute Nacht zu verführen, ist mir überhaupt nicht gekommen. Bestimmt nicht.«
»Wie unglaublich nobel von Ihnen, Mr. Hawksmoor.«
Dominique schürzte ihre Lippen und ihr Blick wurde finsterer, ihr Ton schärfer. »Ich war nur das unschuldige Opfer Ihrer List. Zum Teufel, schauen Sie uns beide doch an, wer von uns ist denn auf Verführung aus?« Sie stieß ein hämisches Lachen aus und stemmte ihre Hände in die Hüften. Als der
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