Auf den Wogen des Glücks
räkelte. Heute lag der elfenbeinfarbene Seidenschal zwischen ihren Brüsten und hatte sich so um Mias Bauch geschlungen, als wollte er sich an das ungeborene Kind schmiegen. »Ich setze mich immer besonders für Sebastian in Szene, wenn ich Modell sitze. Hinter der Glasscheibe ist er machtlos, kann nichts tun, außer mich mit geballten Fäusten anzustarren. Das macht ihn zum rasenden Stier.«
»Zu einem Stier.« Dominique fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und spürte das ihr mittlerweile gut bekannte Gefühl des Wagemuts in sich aufsteigen. Jenes Gefühl, das sie in der vergangenen Nacht dazu gebracht hatte, das Seidennachthemd zu tragen, in der Hoffnung, Hawksmoor würde zu ihr kommen. Genau diese Heimtücke war es auch, die ihre Vernunft und Logik in den Wind geschlagen hatte, als sie Hawksmoor mit Leidenschaft und Hingabe geküsst hatte. Heimtücke, Wagemut - was auch immer es sein mochte, das ihn an seine Grenzen brachte, ihn zwang, sich als den Mann zu beweisen, von dem sie wusste, dass er in ihm steckte. Welcher der beiden Männer in ihm würde siegen: der Gentleman oder der Gauner?
Letzte Nacht hatte er in der Tat edelmütige Zurückhaltung bewiesen, was sie eigentlich mit Freude hätte erfüllen sollen, aber dem war nur teilweise so. In der Frühe war sie mit dem Vorsatz aufgewacht, sämtliche ihrer Reize einzusetzen und an ihm auszuprobieren, genau wie Mia es ihr beigebracht hatte. Eigenartigwar nur, dass Mia anscheinend vergessen hatte, Dominique vor dem Verlust der eigenen Zurückhaltung zu warnen.
In den Fenstern spiegelten sich die sonnenbeschienenen Fliesen des Innenhofes, sodass es schier unmöglich war, in das Gebäude zu schauen. Was riskierte sie schon, wenn sie jetzt mit ihrem Spielchen anfing, wo sie ihn nicht sehen und er sie nicht berühren konnte? Es war, als säße sie in einem gläsernen Gefängnis. Sie ging keinerlei Risiko ein. Sie konnte ihrem Wagemut freien Lauf lassen, ihn in der Hitze und dem Sonnenschein wie ein wildes Dschungelgewächs wuchern lassen.
Nicholas beobachtete sie mit der dunklen, tiefen und kraftvollen Leidenschaft eines Stieres, und die Erinnerung daran ließ sie - zwar nicht aus Angst, aber mit derselben Stärke und Tiefe - vor Begehren erzittern. Sie verlagerte nur leicht ihr Gewicht, aber genug, damit ihr Morgenrock über ihr Bein glitt und es bis zum Ansatz ihrer Oberschenkel frei gab. Guiseppes Kopf tauchte wieder hinter der Staffelei hervor, aber diesmal machte der kleine Mann riesige Augen, und mit einem Mal bewegten sich seine Hände wie von Sinnen hinter der Leinwand.
Dass Nicholas sie im Visier hatte, entfachte ihre Leidenschaft, und sie spürte jeden einzelnen Sonnenstrahl, der ihre entblößte Haut liebkoste. Mit einer Hand drückte sie den Morgenmantel fester an ihren Bauch, hob eine Schulter an, schloss die Augen und legte den Kopf schräg, sodass ihr langes Haar bis zu den Rundungen ihres Gesäßes hinabfiel. Der Morgenrock glitt ihr von den Schultern und blieb an ihren Brustwarzen hängen. Die Sonne traf Stellen ihres Körpers, die noch nie von ihren Strahlen erwärmt worden waren. Ein Prickeln, das von den Zehen ausging, ergriff sie, breitete sich aus und ließ ihre Brüste anschwellen. Sie schwamm in ihrer neu entdeckten Sinnlichkeit, erfreute sich daran und vergaß für einen Moment alles um sich herum.
»Bellissima.« Irgendetwas berührte ihr Bein. Mias mittlerer Sohn, der knapp drei Jahre alte Julio, schaute sie aus seinen schwarzen Augen und mit schüchternem Lächeln an, als er ihr den Tiegel mit der Creme hinhielt. Dominique murmelte ein Dankeschön und konnte der Versuchung, sich vor ihm niederzukauern und ihm direkt in die Augen zu schauen, nicht widerstehen. Die schwarzen Löckchen auf seiner Stirn rahmten sein kleines, schönes Gesichtchen ein, das in ihr einen Wunsch schürte, der aufs Ärgste schmerzte. Es musste an den dichten schwarzen Augenbrauen, der nach oben gezogenen Augenstellung und der Dunkelhäutigkeit des Jungen liegen - selbst das kleine Grübchen an seinem Kinn erinnerte sie an Hawksmoor. Dominique legte ihre Hand an die Wange des Jungen, die so rund, weich und warm wie ein reifer Pfirsich war, als sie aus dem Nichts heraus von einem stechenden Schmerz ergriffen wurde, der jede Faser ihrer Weiblichkeit durchzog. Sie sehnte sich danach, seinen kleinen Körper neben den ihren zu legen, seinen Duft einzuatmen und sich in seiner Unschuld wiedergeboren zu sehen. Aber es war Mia vorbehalten, diese Glückseligkeit zu
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