Auf den Wogen des Glücks
Hassan klatschte in die Hände, und als ein Eunuch mit nacktem Oberkörper erschien, schleuderte Hassan ihm ein paar kurze Befehle zu, woraufhin er Nicholas zu einer engen Tür am Ende des Esszimmers führte. Der Dunkelheit und Schlichtheit nach zu urteilen, musste es ein Gang sein, den vornehmlich Diener benutzten, um ungesehen von einem Raum in den nächsten zu gelangen. Dominique hatte das Esszimmer durch den pompösen Bogeneingang verlassen.
Der lange, verwinkelte Gang setzte sowohl Nicholas' Physis als auch seiner Ausdauer zu. Endlich kamen sie vor einer weiteren engen Tür zum Stehen, die sich in eine geräumige Halle öffnete, die größer war als jeder Ballsaal, den Nicholas je in seinem Leben gesehen hatte. Der Boden bestand aus weißem Marmor, Wandleuchter, Spiegel und Tische waren vergoldet. Die Decke - war mindestens zwei Stockwerke über ihnen - und glitzerte im sanften Kerzenlicht, als seien Edelsteine in sie eingelassen. Der Saal erstreckte sich ungefähr hundert Meter in beide Richtungen, wobei im Abstand von jeweils ungefähr zehn Metern Türen zu den Seiten abgingen.
Der Eunuch schritt an mindestens einem Dutzend geschlossener Türen vorbei, bevor er endlich vor einer imposanten Doppeltür mit einem breiten, aber filigran gearbeiteten Türrahmen zum Stehen kam. Ein Portal, das dem Ersten Offizier des Bey geziemte.
»La«, stieß Nicholas mit einer abrupten Kopfbewegung hervor, als der Eunuch nach der Türklinke griff. »Ki-feh-ya ki-da. Das reicht. Du kannst jetzt gehen.«
Der Eunuch verbeugte sich vor ihm, drehte sich um und schritt die Halle hinunter. Nicholas stemmte den schnarchenden Faroud gegen die Wand und schaute dem Diener nach, bis dieser außer Sichtweite war.
»Bringen wir es zu Ende«, murmelte er, wuchtete Faroud wieder auf seine Schulter und schleppte ihn geschwind vorbei an Farouds Gemächern in ein angrenzendes Zimmer, das er unverschlossen und verlassen vorfand. Nachdem er die Tür mit dem Fuß hinter sich geschlossen hatte, ließ er Faroud wie einen nassen Sack mit dem Gesicht vornüber auf das mit rosa Seide bezogene und mit pastellfarbenen Kissen dekorierte Bett fallen. Nicholas überzeugte sich davon, dass Faroud noch immer friedlich vor sich hinschnarchte, drehte sich um und verließ den Raum, wobei er die Tür sachte ins Schloss fallen ließ. Zwar erfüllte ihn das wohlige Gefühl der Selbstzufriedenheit, doch zugleich verspürte er auch eine gewisse Unzufriedenheit, als er zurück zu Farouds Gemächern ging. Mit einem verstohlenen Blick den Gang entlang entriegelte er die Tür und stieß sie einen Spalt weit auf.
Die mit Marmor ausgekleidete Kupferwanne war groß genug für einen Mann von Farouds beeindruckenden Ausmaßen, wie Zainab Dominique wissen ließ, als sie ein Dutzend Sklavinnen zum Auffüllen der Wanne rief. Die Mädchen setzten dem dampfenden Badewasser Duftöle zu, zündeten mehr als zwei Dutzend Kerzen im Raum an und waren dabei, auf Zainabs Befehl, Dominique auszuziehen. Zainab beobachtete mit glitzernden Augen durch ihren Schleier hindurch die Szenerie von einem plüschigen Diwan aus genauestens. Gemächlich zupfte sie eine Weintraube nach der nächsten vom Stiel, aß sie genüsslich und leckte sich ab und an ihre plumpen Finger. Noch wenige Monate zuvor hätte Dominique eine solche Szene für gänzlich undenkbar gehalten, aber nun, nachdem sie ihre Schüchternheit auf Sizilien gelassen hatte, gab sie sich ohne Widerstand der Fürsorge der Sklavinnen hin. Wenn Mia sie jetzt sehen könnte, hätte sie sich und Dominique bestimmt gratuliert. Zwar fühlte Dominique sich nicht hundertprozentig wohl - vor allem nicht, weil sie von einer Horde Mädchen umgeben war, die ständig kicherten und deren kleine Finger nicht von ihr lassen konnten - aber sie hätte fast alles für ein dampfendes, heißes Bad in diesem verschwenderischen Flair gegeben.
Eines der Mädchen verschwand mit ihrer Kleidung durch eine schmale Tür in der Ecke des Raumes, ein anderes legte dafür etwas auf das Bett, das einer Wolke aus Chiffon glich. Die meisten der Mädchen schwirrten um Dominique herum, streichelten ihr ungebundenes Haar, lächelten sie mit ihren riesigen schwarzen Augen an, berührten sie an Brüsten, Oberschenkeln und Armen, bis sie ihnen in rauem Ton Einhalt gebot. Zainabs und ihr Blick trafen sich flüchtig, als Zainab sich schwer schnaufend vom Diwan erhob. Schnell tauchte Dominique bis zum Kinn in das heiße Badewasser ein.
Zainab stellte einen goldenen Kelch auf
Weitere Kostenlose Bücher