Auf den Wogen des Glücks
schenken könnte.« Hassan warf Nicholas einen Blick zu. »Frauen wie Zainab können das auf den Tod nicht ausstehen. Sie würde alles daran setzen, um - wie drücke ich mich am geschicktesten aus - eine Situation zu schaffen, an der sie große Freude hätte. Manipulierende Frauen sind schlimmer als jede fahnenflüchtige Armee.«
Nicholas bemerkte, wie Zainab vor Zufriedenheit erstrahlte. Faroud schenkte sich aus einer Kristallkaraffe die letzten Tropfen Rum ein und ließ sie dann auf den Tisch knallen. Er bedachte Dominique mit einem Blick, in dem pure Fleischeslust lag. Nicholas kam zu der Überzeugung, dass Dominique in größerer Gefahr schwebte als ganz Tunis.
»Ich würde gerne mit dem Bey sprechen«, bat Nicholas.
»Das kann ich arrangieren«, gab Hassan lächelnd zurück. »Und im Anschluss daran werden Sie das Katzenauge nach Hause bringen. In-shaalah. So Gott es denn will.«
Eine Schar Diener betrat eilenden Schrittes und mit riesigen Silbertabletts in der Hand das Esszimmer und lud diese mit ausladenden Bewegungen auf dem Tisch ab. Hassan klatschte in die Hände. »Lasset uns jetzt essen. Hammel, Lamm, Hähnchen, wilden Truthahn mit Kamelmilch und Heuschrecken. Seid Ihr je in den Genuss eines solchen Festmahles gekommen?«
»Nein, beileibe nicht«, erwiderte Nicholas, obwohl ihm der Geschmack der Speisen völlig entging, während Dominique aus dem Staunen über die Vielfalt derselben nicht mehr herauskam. Über ihren Kopf hinweg tauschten Faroud und die doppelzüngige Zainab bedeutungsvolle Blicke aus.
»Ich werde im Anschluss an das Essen Scheich Faroud um eine Audienz bitten, damit wir seine militärischen Strategien gegen Ramzi besprechen können«, platzte Nicholas mit einem Mal heraus. »Mein Schiff hat genug Waffen geladen, um seine Armee zu versorgen.«
Hassan nickte. »Die Frauen werden sich später zurückziehen. Ich nehme an, Zainab wird bereits angeordnet haben, Zimmer herzurichten. Was Faroud betrifft: Er ist ein guter Stratege und Taktiker, liebt aber seinen Rum heiß und innig und ist zuweilen ausgesprochen faul. Das Volk mag ihn nicht besonders, seine Armee ist außerdem schlecht organisiert. Abgesehen davon werden Sie es nicht gerade leicht haben, Ramzi ausfindig zu machen.«
»Wir werden ihn schon finden.«
»Sie sind sehr von sich selbst überzeugt, Is-say-yid Hawksmoor.«
»Stimmt«, gab Nicholas zurück, der einen flüchtigen Blick in Dominiques Richtung warf. »Und meistens habe ich auch Recht.«
Noch bevor Nicholas seine Mahlzeit beendet hatte, waren Zainab und Dominique verschwunden. Es fiel Nicholas nicht leicht, seine Besorgnis für sich zu behalten, aber Hassan erklärte ihm, dass Zainab Dominique ihr Quartier für die Nacht zeigen würde, während die Männer sich um die geschäftlichen Belange kümmerten. Nicholas beruhigte diese Antwort nicht im Geringsten, und nachdem Faroud sich zu ihnen gesellt hatte - Nicholas ließ eine weitere Karaffe Rum kommen -, verwickelte er Faroud in ein Gespräch. Faroud stellte sich als solider Stratege mit geringen Führungsqualitäten heraus. Er hatte es seiner grausamen Blutrünstigkeit und gelegentlichen Rachemorden zu verdanken, dass er die Führungsposition nun bekleiden durfte. Faroud war ein Rumtrinker par excellence, weshalb es drei Karaffen Rum und vieler Worte bedurfte, bevor Nicholas endlich sein Ziel erreicht hatte. Nachdem er den letzten Tropfen aus der dritten Karaffe heruntergespült hatte, fiel Farouds Kopf mit einem dumpfen Schlag auf den Tisch. Er schaffte es dennoch, grunzend nach mehr zu verlangen.
»Ya sa-lehm ! «, rief Hassan bestürzt aus. »So habe ich Faroud noch nie erlebt. Wir müssen ihn schnellstens in seine Gemächer bringen, bevor ihn jemand in einem solchen Zustand sieht. Das Volk würde Kopf stehen, wenn es erführe, wie Faroud sich verhält. Und der Bey, was wird er erst sagen? Er würde es mir nie verzeihen ...«
»Ich werde mich um ihn kümmern«, offerierte Nicholas und ging um den Tisch herum.
»Sind Sie denn nicht in einem ähnlichen Zustand, nachdem Sie kräftig mitgetrunken haben?«
»Nein, eigentlich nicht.« Nicholas schlang sich Farouds Arm um den Hals und hievte den Goliath hoch. Farouds Ausdünstungen stiegen Nicholas sofort in die Nase. Der Scheich stank erbärmlich, er musste wohl länger kein Bad mehr genossen haben. »Seine Gemächer ...« keuchte Nicholas, der annahm, dass Faroud um die hundert Pfund schwerer als er selbst sein musste.
»Mein Leibdiener wird Sie geleiten.«
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