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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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ich glaube eher, dass sie die Gäste des Bey beklaut.«
    »Oder sie erhält Schmuckstücke für bestimmte Informationen, die sie verrät.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Hassan, der ihnen folgte, über Nicholas' Schulter hinweg.
    »Ich wette, Almas wird von der El Sahib gut dafür bezahlt, zu spionieren, Hassan. Von wem könnte Ramzi erfahren haben, dass das Katzenauge sich auf der East Indiaman befand? Zweifelsohne ist sie für diese Information von Ramzi fürstlich entlohnt worden. Und dafür, dass sie heute Nacht geholfen hat, Dominique zu entführen, hat sie dann die Brosche bekommen, die ich in ihren Gewändern fand. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Almas Dominique vor ein paar Stunden durch eben diese Gänge geführt hat, damit niemand sie beim Verlassen des Palastes beobachten konnte.«
    Hassan stieß einen leisen Fluch aus.
    »Stopp!«, flüsterte Nicholas und blieb vor einer Wand stehen. Er kniff die Augen zusammen und legte seine Hände auf den Stein. »Dieser Teil der Wand sieht anders aus als der Rest. Wo führt dieser Gang hin, Hassan?«
    »Zu den Küchen. Die Dienstboten benutzen ihn, um ungesehen von einem Raum in den anderen zu gelangen.«
    »Aber Almas war nicht in den Küchen, sie ging von Farouds Räumen aus woanders hin. Hier... sieh dir mal die Rillen an ...« Sachte drückte Nicholas mit der flachen Hand gegen den Stein und eine Tür öffnete sich. Ein Raunen hallte durch den Gang. »Yal-la ! «, rief Nicholas aus und schritt durch die Tür. »Lasst uns gehen.«
    Der Steingang war schmal und fiel steil ab. Nicholas eilte mit seiner Kerze voran und suchte die glatten Steinwände nach weiteren Abzweigungen ab. Mit einem Mal lagen steile, unebene Steinstufen, die in eine undurchdringliche Finsternis führten, vor ihm.
    »Nein!«, rief Hassan warnend aus, aber Nicholas lief bereits die Treppe hinunter. Sie führte um zahlreiche Ecken und fiel immer steiler ab. Nicholas konnte salzige Luft riechen und Schimmel und Feuchtigkeit schmecken. Plötzlich endete der Weg vor einer soliden Steinmauer.
    »Nein.« Er wirbelte scharf ausatmend herum. »Verdammt, ich habe nicht aufgepasst.«
    »Es könnten überall weitere Geheimgänge abgehen«, sagte Hassan grimmig, als Nicholas - ohne ihn eines Blickes zu würdigen - an ihm vorbeipreschte.
    Nicholas konnte und wollte sich nicht eingestehen, dass er seinen eigenen Schatten jagte, dass Almas eine Vielzahl von Wegen hätte nehmen können, um zu fliehen, dass die Dienerin - abgesehen von den kleinen Diebstählen innerhalb der Palastmauern - unschuldig sein könnte.
    Bei jeder seiner Reisen hatte es Sackgassen gegeben, ihm hatten sich Hindernisse in den Weg gestellt, die andere als unbezwingbar erachteten und die er mithilfe seines Verstandes dennoch hatte bewältigen können. Aber noch nie hatte er vor Hürden gestanden mit einem verletzten Herzen, während ein Loch in seiner Seele klaffte und er einem verwundeten Tier gleich geschwächt war. Nie hatte er die Verzweiflung, die Trauer und diese bis ins Mark gehenden Gefühle selbst gespürt, hatte sie bis dato immer nur bei anderen miterlebt. Wenn er jetzt am Anfang der Suche nach Dominique bereits anfing zu zweifeln, würden ihn seine Gefühle auffressen, und er wäre nicht mehr in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Das hätte zur Folge, dass er sie niemals finden würde.
    Nicholas' Kehle war wie zugeschnürt und er schluckte. Langsam, fast schleichend, ging er die Treppe wieder hoch, wobei er mit den flachen Händen über die unebenen Wände glitt. Und dann spürte er es - es war eine winzige Vertiefung, die den Augen leicht entgehen konnte. Mit den Fingerspitzen ertastete er die Umrisse einer Tür, legte seine Hände wieder flach auf den Stein und drückte sachte. Geräuschlos glitt sie auf.
    Warme Nachtluft schlug ihm entgegen, als er sich durch den Torbogen hindurchduckte. Der Himmel über ihm glitzerte, ein blassblauer Mond, der schon tief im Westen stand, verströmte milchiges Licht. Ein weites fruchtbares Tal dehnte sich um sie herum aus. Keine Menschenseele war zu sehen.
    Doch plötzlich entdeckten seine Augen etwas, das auf seltsame Weise vom Mondlicht reflektiert wurde. Nicholas bückte sich und hob eine kleine Katzenstatue auf. Er warf seinen Kopf zurück, schaute in den Himmel und stieß einen Wutschrei aus, der wie der Schrei eines einsamen Wolfes durch das Tal unter ihm gellte.

23
     
    Die Lösegeldforderung wurde am nächsten Morgen von einem in schäbige Gewänder gekleidete

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