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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Beduinenjungen mit verstörtem Blick im Palast des Bey abgegeben.
    »Lasst ihn laufen«, befahl Nicholas den Eunuchen, die den kleinen Jungen an den Armen festhielten. Nicholas stand im Salon des Bey vor einer gläsernen Wand und ließ seine müden Augen - er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan - über die Gärten unter ihm schweifen. Die Nacht hatte er damit verbracht, Meyer und seinen Männern beim Ausladen der Waffen zu helfen, und seit dem Morgen lief er auf den edlen Perserteppichen des Bey auf und ab. Er hatte gewusst, dass irgendwann eine Nachricht eintreffen würde. Aber die Stunden des Wartens waren ihm wie Wochen vorgekommen, und den Sonnenaufgang hatte er als einen Schlag ins Gesicht empfunden. Seine Nervosität war immer schlimmer geworden. Dienerschlichen umher, offerierten ihm erlesene Speisen und Getränke, aber er wies sie allesamt zurück, verschmähte sogar den guten Brandy, den Hassan ihm anbot. Wenn die Nachricht nicht bis mittags eingetroffen wäre, hätte er sich selbst auf die Suche nach Dominique gemacht und jeden Zentimeter arabischen Gebietes durchkämmt, auch wenn es ihn den Rest seiner Lebenszeit gekostet hätte. Er hätte sie ausfindig gemacht.
    Die Nachricht, die er nun endlich in den Händen hielt, brannte förmlich darauf, geöffnet zu werden. Nicholas blickte zu den
    Eunuchen herüber, die noch immer den Jungen fest im Griff hatten. »Er wird uns nichts sagen können. Gebt ihm das für seine Dienste.« Nicholas griff in seine Hosentasche und warf den Eunuchen eine Goldmünze zu. Er wartete nicht, bis die Türen ins Schloss fielen, sondern öffnete schon vorher das Siegel des Schreibens. Sofort wanderten seine Augen an das Ende der Zeilen. »Ramzi!«
    Hassan, der am anderen Ende des Raumes stand, stieß einen leisen Fluch aus. »Welche Ziele verfolgt er mit einer solchen Aktion? Er hat doch schon den Sohn des Bey in seiner Gewalt. Was will er noch? Mit einer weiteren Entführung fordert er lediglich sein eigenes Schicksal heraus.«
    Nicholas' Blick flog über die in Arabisch verfassten Zeilen. »Er hat sie in sein Lager im Süden Tunesiens, in der Nähe von Algier, bringen lassen.
    »In die Wüste.«
    »Nahe der Masree-Oase.«
    »Die kenne ich. Sie ist einen Tagesritt mit dem Kamel entfernt.«
    »Und mit dem Pferd?«
    »Mit dem besten Pferd des Bey könnten Sie innerhalb von drei Stunden dort sein. Aber sagen Sie mir, was fordert Ramzi im Austausch gegen Dominique? Reichtümer? Juwelen? Den Harem des Bey?«
    »Etwas viel Wertloseres.« Nicholas richtete seinen Blick erneut auf die Gärten und spürte, wie seine Seele von einem tonnenschweren Bleigewicht niedergedrückt wurde. »Er will mich.«
    »Sie? Im Namen Allahs, warum?«
    »Ramzi und ich haben eine alte Rechnung offen, und er will die Sache jetzt zu seinen Gunsten regeln. Ich werde allein nach Masree reiten. Ohne Armee.«
    »Das kommt gar nicht infrage.«
    »Ach nein? Welcher Mann würde auch nur eine Sekunde zögern, sein Leben für das jener Frau zu opfern, die er über alles liebt? Wenn ich nicht allein ins Lager reite, wird Ramzi sie umbringen.«
    »Du denkst mit dem Herzen, nicht mit...«
    Die Türen des Salons flogen auf und zwei ältere Herren platzten herein, gefolgt von einer Armee Eunuchen, die versucht hatten, die beiden aufzuhalten. Der erste der beiden Herren war korpulent, trug einen weißen Schnurrbart und eine weiß-rote Uniform mit Messingknöpfen, die über und über mit französischen Orden und Insignien bestückt war. Dazu trug er den passenden Helm, den eine Feder zierte, und kniehohe Stiefel aus schwarzem Leder. Um sein Becken trug er einen Gürtel an dem ein Säbel samt Scheide hing, der beim Laufen laut klirrte.
    »Pernot«, fluchte Nicholas und drehte sich blitzschnell wieder zur gläsernen Wand um. Die Eindringlinge mussten sich mit dem Anblick seines Rückens zufrieden geben.
    Jacques Pernot - französischer Entdecker, Abenteurer, Menschenfreund und General im Ruhestand - blieb stehen, salutierte und verbeugte sich so tief vor Premierminister Hassan, dass die Spitze seiner Hutfeder den Teppich streifte. »Eure Exzellenz, es ist mir eine besondere Ehre, von Ihnen als Frankreichs Botschafter empfangen zu werden ...«
    »Ich muss doch bitten!« Der zweite Herr - er war groß gewachsen und hatte kantige, leicht griesgrämigen Gesichtszüge - stieß Pernot mit seinem Gehstock in die Seite, machte einen Schritt vor und führte seine Variante eines eleganten Dieners vor. »George Stringfeld, zu Ihren

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