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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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ihre ebenfalls gefesselten Handgelenke in die Höhe, damit der Beduine sie sehen konnte. Der aber würdigte sie selbst keines Blickes, als sie auf die Knie fiel, sondern riss sie derart brutal an den Haaren hoch, dass sie laut aufschreien musste. Er schleifte sie unbarmherzig über den heißen Sand in Richtung eines großen Zeltes, das inmitten eines Hains aus hohen Bäumen voller ledriger Blätter stand und von vielen kleineren Zelten umgeben war. Dominique musste blinzeln. Zum einen, weil die Spätnachmittagssonne so grell schien, und zum anderen wollte sie den Schweiß aus den Augen blinzeln, um sich sowohl ihren Übeltäter als auch das Lager genauer anschauen zu können. Die Luft war so stickig, dass sie kaum atmen konnte. Stundenlang hatte sie ohne Nahrung und Wasser mutterseelenallein in einem Zelt gesessen und war sich sicher gewesen, dass Khalid sie dort zum Sterben zurückgelassen hatte. Aber wie es schien, hatte Ramzi andere Pläne mit ihr. Das Lager war voll von Beduinen, die meisten von ihnen waren schwer bewaffnet. An ihren Gürteln hingen Säbel, und Pistolen, Gewehre mit langen Läufen hingen ihnen in Ledergurten um die Schultern und über den Rücken. Sie bewegten sich ausschließlich in Gruppen und kümmerten sich entweder um die Pferde, die Kamele oder die Waffen. In den abfallenden Sanddünen rund um das Camp sichtete Dominique patrouillierende Krieger auf Pferden, die kreisförmig das Lager umschlossen und bewachten. Als der Wächter sie an einem Pulk von Männern vorbeizerrte, drehten sich viele von ihnen um und gafften sie an. Dominique aber stolperte erhobenen Hauptes an ihnen vorbei und hielt ihren Blick starr nach vorn gerichtet. Dennoch entging ihr nicht, wie viel hungrige Begierde sich in den Gesichtern dieser Beduinen widerspiegelte. Dominique hatten diesen typischen Blick bereits häufiger in Ibrahims Augen gesehen, als sie auf dem furchtbaren Ritt durch die Wüste anhalten mussten, um die Pferde zu tränken. Wären sie nicht so sehr in Eile gewesen, hätte Ibrahim sich Khalids Befehl widersetzt, sie möge für Ramzi unberührt bleiben. Das war Dominique völlig klar gewesen. Denn nur, wenn sie unberührt blieb, würden auch Khalids und Ibrahims Belohnungen großzügig ausfallen. Es gab offensichtlich Männer, die wurden noch mehr von ihrer Raffgier gesteuert, als von ihren niederen Gelüsten. Dominique hoffte nur, dass Ramzi auch zu dieser Spezies gehörte. Sie versuchte, sich an das bisschen zu erinnern, was Hawksmoor ihr über seinen Erzfeind erzählt hatte, konnte sich aber an nichts erinnern, was ihr jetzt hätte hilfreich sein können.
    Der Wächter schubste sie in das Innere des großen Zeltes und zog sie über den Teppich zu einem Podium im hinteren Teil, das wie ein Altar aussah. Im Zelt war es ausgesprochen warm, was durch Dutzende hell brennender Kerzen noch verstärkt wurde. Dominique nahm den stechenden Geruch von Weihrauch wahr, der sie fast zum Husten brachte. Als der Wächter endlich anhielt, schüttelte sie sich die Haare aus dem Gesicht.
    Sie sah auf-und glaubte dem Teufel höchstpersönlich ins Antlitz zu schauen.
    Dominiques Gedärme zogen sich zusammen, ihr Mut sank. Ramzi. In einem hohen, goldbeschlagenen Stuhl, der mit Sicherheit einmal das Wohngemach eines Paschas geziert hatte, thronte er auf dem Podium. Ramzi war eine mächtige, fleischige Erscheinung, die sich breitbeinig auf dem Stuhl lümmelte. Seine ausgestreckten Beine reichten fast bis zur Kante des Podiums. Er trug eng sitzende Kniehosen und polierte Stiefel. Offensichtlich verschmähte er die mit Kapuzen versehenen Gewänder und auch sonst jeglichen Kopfschmuck. Stattdessen hatte er sich einen traditionellen Umhang aus fließendem weißem Stoff, wie ihn viele Beduinen lieber trugen, um die Schultern gelegt. Sein Oberkörper war nackt, seine von der Sonne gebräunte, haarige Brust hatte die Farbe geölten Mahagonis. Lediglich eine gezackte Linie vernarbten Gewebes, die von seiner linken Brustwarze bis zur rechten Hüfte verlief, stach rosig hervor. Sein rabenschwarzes Haar fiel ihm bis auf die Schultern, seine prankenartigen Hände, mit denen er problemlos einem Mann die Kehle umdrehen konnte, hielten die Armlehnen des Stuhles fest umklammert. Auf seinem Schoß lag ein gewaltiger Dolch.
    Dominique schluckte und schaute in seine Augen. Feigheit würde ihr nicht weiterhelfen, davon war sie überzeugt. Früher musste er einmal ein sehr attraktiver Mann gewesen sein, aber das Leben hatte seinen Körper

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