Auf den Wogen des Glücks
Pfahl«, befahl Ramzi.
Khalids Augen drohten, ihm aus den Augenhöhlen zu springen. »Nein!«, schrie er. »Ramzi, im Namen Allahs, verschone mich mit dem Pfahl! Du strafst den Mann, der dir Hawksmoor liefert.«
Ramzi nahm den Ring zwischen zwei Fingern und hielt ihn dicht vor seine Augen, um ihn genauer anzuschauen. »Du stehst auf derselben Stufe wie ein Schwein, Khalid. Du hast mich betrogen. Das war das letzte Mal. Ich werde dich nicht lange quälen, denn der Tag ist heiß und die Sonne brennt noch lange. Du brauchst also keine Angst zu haben, der Tod wird dich schneller ereilen, als du denkst.«
Khalids herzzerreißende Schreie hallten im Zelt wider, als die Wachen ihn herauszerrten. Ramzi starrte so lange auf Dominique nieder, bis sie sicher war, er würde ihre Entrüstung und die Woge des Mitleids für Khalid, die sie überkam, entdecken. Wenn dem so war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. »Ihr anderen verschwindet aus dem Zelt. Ich werde euch rufen, wenn ich wieder gestört werden will. Bis dahin will ich in Ruhe gelassen werden.«
Einer der Wächter stellte sich neben Ramzis Stuhl und beugte sich zu ihm. Dominiques Körper begann zu kribbeln, als er, während er den Worten des Wächters lauschte, mit der Schwertspitze die fransige Bordüre anhob, die den Blick auf ihr Becken verdeckte.
»Du vergisst, dass sie nur ein Weib ist«, fuhr er den Wächter knurrend an. Seine Augen hatte er auf die Stelle gerichtet, an der ihre Oberschenkel sich trafen. »Im Gegensatz zu mir ist sie unbewaffnet, wie man leicht erkennen kann, und jetzt verzieh dich.«
Der Wärter zögerte eine Sekunde zu lang. Ramzi warf ihm einen Blick zu, der furchterregender als der des Teufels war, aber dennoch durch eine gewisse Ausdruckslosigkeit gekennzeichnet war. Der Wärter wurde kreidebleich, sein Adamsapfel zuckte nervös auf und ab. Dominique war sich sicher, er würde jede Sekunde losrennen, um sich in Sicherheit zu bringen. Aber Ramzi war flinker, als seine Körperstatur es vermuten ließ. Im Bruchteil einer Sekunde war er aus dem Stuhl gesprungen und die Klinge seines schwingenden Dolches blitzte hell auf. Dominique strauchelte und wäre fast die Stufen des Podestes hinuntergefallen, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig fangen und kniete jetzt an dessen Rand. Als sie wieder hochschaute, erblickte sie dicht vor sich Ramzis breites Kreuz und seine gespreizten Beine. Sein Arm schwang seitwärts und ein gurgelndes Geräusch war zu hören, bevor der Wärter tot auf dem Boden des Podestes aufschlug. Gelähmt vor Angst schaute Dominique in seine leblosen Augen und sah, wie ein tiefroter Blutstrom aus seiner aufgeschlitzten Kehle austrat und den purpurnen Teppich befleckte. Mit starkem Würgen wendete sie ihren Blick ab, es gelang ihr nicht, das Zucken ihres Körpers zu unterdrücken.
Ramzi wischte die Klinge des Schwertes an seiner Hose sauber und wandte sich mit bebender Brust wieder Dominique zu. Seine Augen spien Feuer. »Ich habe in meinem Lager keinen Platz für Verräter oder Männer, die nicht bereit sind, ihr Leben für mich oder meine Motive zu opfern. Der hier war jung und töricht. Er hielt sich für klüger als mich, und das war nicht das erste Mal, dass er mir Probleme bereitet hat. Er wusste, was beim nächsten Mal passieren würde.«
Einige der Beduinen hoben ihren toten Kameraden auf und trugen ihn hinter Ramzis Rücken zum Zelteingang hinaus. Dominique richtete sich kerzengerade auf und zwang sich, ruhig zu bleiben, sich auf ihren Plan zu konzentrieren, selbst, wenn sie Ramzis Brutalität so hautnah miterleben m usste. Sie war überzeugt davon, dass dieser Mann verrückt war. Mit langsamen Schritten ging er vor seinem vergoldeten Thron auf und ab, wobei die Hand, die den Dolch hielt, zuweilen zuckte - fast so, als wäre der große Ramzi nervös. Schweißtropfen perlten von seiner Stirn, die er mit einem seiner Unterarme wegwischte. Er sah Dominique an, wie ein Jäger seine Beute fixiert. Ramzi war kein erfahrener Anführer, der seine Armee und das Schicksal im Griff hatte. Er war ein machtbesessener Irrer, der von seiner Paranoia und seinen Wahnvorstellungen aufgefressen wurde. Dieser Mann tötete grundlos, aus einer Laune heraus. Dominique aber scherte das herzlich wenig. Sie wartete sein Urteil mit einer Gelassenheit ab, von der sie nie im Leben gedacht hätte, dass sie sie aufzubringen imstande wäre.
»Haben Sie Wein?«, fragte sie.
Ramzi hielt inne, kniff die Augen zusammen und warf einen kaum
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