Auf den Wogen des Glücks
Dominique sich in die weichen, nach Rosen duftenden Arme ihrer Mutter. »Ich habe dich so sehr vermisst«, konnte sie gerade noch sagen. Wie ein kleines Kind fing sie an zu wimmern.
»Ihr seht blendend aus. Erst vergangene Woche habe ich euch einen Brief geschrieben. Hätte ich geahnt, dass ihr hierher kommt...«
»Wir sind ganz unerwartet aus New York abgereist«, murmelte Caroline Willoughby, machte einen Schritt zurück und nahm Dominiques Gesicht in ihre behandschuhten Hände. Ihr Lächeln war so warm und einladend, dass Dominiques Brust schmerzte, weil sie den Drang verspürte, ihr all das, was in der Zwischenzeit passiert war, genauestens auf der Stelle zu erzählen. »Schau dich an, mein kleiner Liebling«, sagte Caroline und nahm Dominique bei der Hand. »Du warst viel zu lange in der Sonne. Und wie dünn du geworden bist, aber du siehst sehr elegant aus, das muss ich schon sagen. Welch ein schöner Hut, und dein Umhang erst... James, hast du ihren Umhang gesehen? Welch edler Stoff, und der Schnitt ist auch sehr vornehm.«
»Ja, ich sehe ihn«, meldete sich ihr Vater zu Wort, der über die Ränder seiner Brille zu Dominique schaute. »Gib deinem Vater auch einen Kuss, meine Tochter.«
»Du siehst wie immer beeindruckend aus, Vater«, sagte sie leise durch ihr Lächeln hindurch, als sie ihn auf die Wange küsste und ihn dann mit strahlenden Augen anschaute. »Ich nehme an, es gibt so einiges, auf das du stolz sein kannst, nicht wahr?«
Ihr Vater schaute zu seiner Frau hinüber, die aber hatte ihren Kopf weggedreht.
Dominique warf Drew, der auf der Ecke seines Schreibtisches saß und Arme und Beine verschränkt hielt, einen flüchtigen Blick zu. »Sie sind eben erst angekommen, Dominique. Außer für ein wenig Geplänkel hatten wir noch keine Zeit.«
Ein Brummen aus der gegenüberliegenden Ecke des Raumes lenkte Dominiques Aufmerksamkeit auf einen gebeugt dasitzenden, hageren Mann mit Brille, der mit gekräuselter Nase und zusammengekniffenen Augen die in Leder gebundenen Geschäftsbücher studierte.
»Um Gottes willen, Mr. Philpot, ich habe Sie ja noch gar nicht bemerkt! Wie nett, dass auch Sie den langen Weg von New York angetreten sind, um uns zu besuchen.«
Der Anwalt warf Dominique einen flüchtigen Blick zu und blätterte weiter. »Das wird sich herausstellen, Miss.«
Dominique hatte sich schon lange an die unterkühlte Art Philpots gewöhnt und nahm an, ihr Vater sei bereit, seine unwirsche Art zugunsten seines geschäftlichen Scharfsinns zu ignorieren. Aber noch nie hatte Philpot sich in der Gegenwart ihres Vater so unfreundlich gegeben. Er benahm sich, als genösse er besondere Vorrechte.
Dominique schaute ihren Vater an und bekam das Gefühl, als würde bald etwas Schreckliches geschehen. »Vater, es gibt da etwas, das du wissen solltest...«
Die Tür zum Büro flog auf, und ein Mann, den Dominique noch nie zuvor gesehen hatte, kam hereingeplatzt. Sie blinzelte zu ihm hoch, denn er war überdurchschnittlich groß und wirkte noch mal so groß, weil er sehr schlank war und eine scharf geschnittene Marineuniform trug.
Er machte eine elegante Verbeugung vor ihr. »Meine verehrteste Miss Willoughby, erlauben Sie, dass ich mich Ihnen vorstelle.« Er hatte eine äußerst tiefe Stimme. »Ich bin der siebte Baron von Tittensham. Lord Harold Sudsbury, bis vor kurzem in London ansässig, jetzt befehlshabender Gouverneur der britischen Insel Barbados.« Sein Lächeln zeugte von Selbstherrlichkeit. »Aber Sie dürfen mich ruhig Harry nennen.«
»O nein«, stöhnte Dominique und blickte zu ihrem Vater. »Du hast diesen armen Mann den langen Weg von Barbados nach London kommen lassen? Und das, weil du nicht wusstest, wie sich die Firma in der Zwischenzeit entwickelt hat? Du hast also keine Sekunde, auch nicht nur eine, daran geglaubt, ich könnte die Finna allein leiten, nicht wahr?«
»Das ist dir auch nicht sehr gut gelungen, Kind. Als mein ältester Kunde Francis Banks wegen dir seinen Auftrag zurückgezogen hat, weil du - warte, wie hat er es genau formuliert? - ihn im Hafen von New York zum schwimmenden Affen gemacht hast, war Philpot so freundlich und hat mich darüber informiert, dass das New Yorker Werk kurz vor der Pleite steht. Du hast das Schiff zum Kentern gebracht!«
Dominique zuckte zusammen. »Du stellst es schlimmer dar, als es war, das musst du mir glauben. Es waren lediglich einige Kammern voll Wasser gelaufen.«
»Schlimmeres hätte gar nicht passieren können, da gebe ich dir
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