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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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zu sein.« Hawksmoors Brauen schnellten in die Höhe. Flink wie eine Katze beugte er sich herunter, stützte sich mit einem Arm an der obersten Stufe ab und ließ sich, sämtliche Stufen überspringend, in den Steuerstand hinunter.
    Dominique versuchte, ihm über die Schulter zu schauen. »Gehen Sie zur Seite. Mr. Hawksmoor, Sie versperren mir die Sicht. Noch besser, verlassen Sie den Steuerstand. Hier drin ist kein Platz für Sie!«
    »Sie sind genauso bissig wie Steel«, konterte er wütend und schlüpfte aus seinem Mantel, den er zu Boden warf. Er dachte nicht im Geringsten daran, das Feld zu räumen.
    »Steel mag keine Briten«, schleuderte Dominique ihm entgegen, wobei sie versuchte, ihm nicht dabei zuzuschauen, wie er die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellbogen hochkrempelte, so als würde er sich auf einen Tag voller Schweiß treibender Arbeit vorbereiten. Nicholas hob seinen Kopf und drehte ihn in Richtung Nordost - Dominique sah ihn nun im Profil als ob er in den Wind schnuppern wollte. Er sog die Seeluft tief in seine Lungen. Der Wind fuhr durch die Locken seines schwarzen Haares, und die Falten um seine Augen herum vertieften sich. Dominique studierte sein ausdrückstarkes, eigenwilliges, aber nicht von klassischer Schönheit geprägtes Gesicht. Jetzt ließ sie ihren Blick zum Bug gleiten. »Seiner Meinung nach sind alle Briten Bastarde.«
    »Dann kennt er uns besser als so manch anderer.«
    Sie schaute wieder zurück zu ihm und wunderte sich über seinen Ton, seinen verkniffenen Mund ...
    Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. Wieder schienen die Decks sich zu neigen, aber die Mischief war so konstruiert, dass das nicht wirklich passieren konnte. Dominique besehloss, dass es der Wind gewesen sein musste, der sie getäuscht hatte.
    »Und, hat der Händler aus Liverpool zehn Schiffe in Auftrag gegeben?«, fragte Nicholas beiläufig.
    Dominique blinzelte und riss das Ruder nach rechts. »Er ... nein, hat er nicht.«
    »Verstehe!« Kurz darauf schob sich der Bug der Mischief auf das offene Gewässer hinaus. »Briten sind Bastarde, da gebe ich Steel Recht«, sinnierte Hawksmoor, während er den Matrosen zuschaute, die oben in der Takelage, in einem Gewirr aus Tauwerk beschäftigt waren. »Stehen Sie in New York auch so harsch in der Kritik wie hier?«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Ich rede vom Erfolg. Erfolg macht andere Menschen neidisch, und Neid kann viele Formen annehmen. Die Leute werden unglaublich erfinderisch. Sie suchen mit der Lupe nach Begründungen dafür, dass die Siege der anderen eigentlich Niederlagen sind und sprechen von den Erfolgreichen als Außenseitern, die nicht in die Gemeinschaft passen. Hier ein Beispiel: Dass Sie Amerikanerin sind, ist in den Augen eines britischen Seglers schon Grund genug, Ihren Sieg und Ihre Leistung für null und nichtig zu erklären. Für d iese Leute sind Sie nur ein Ku riosum, nicht mehr. Heute werden sie den lieben langen Tag auf der Promenade stehen und Ihr Schiff von vorne bis hinten auseinander nehmen, und schon morgen sind Sie und Ihre modernen Schiffe Schnee von gestern.
    »Ein Kuriosum.« Dominique presste die Lippen aufeinander und spürte die Niederlage tonnenschwerer auf ihr lasten, die sie in die Tiefe drückte. Verzweiflung hatte einen bitteren und fauligen Geschmack, vor allem, wenn die Erlösung in Form eines Mannes wie Nicholas Hawksmoor des Weges kam. »Dann werde ich Sie wohl besser wieder an Land setzen, damit Sie Ihre Neugier anderswo befriedigen können.«
    Hawksmoors Hand legte sich auf die ihre, die, mit der sie das Steuerrad hielt. »Ich bin kein typischer Engländer, Miss Willoughby.« Sein Atem streifte Dominiques zarte Nackenhaare, und als er mit gesenkter Stimme fortfuhr, konnte sie gar nicht anders, als seinen Worten Glauben zu schenken. »Es ist gar so, dass ich alles Erdenkliche auf mich nehme, um nicht so zu werden wie sie. Ich will ganz offen zu Ihnen sprechen: Ich brauche vier schnelle, ozeantaugliche Schiffe, eines davon so schnell es irgend möglich ist. Das ist meine einzige Sorge. Es ist mir gleich, woher Sie kommen oder ob Sie Mann oder Frau sind.«
    Dominique hielt ihren Blick starr auf den Bug gerichtet. Sie war sich sicher, dass es ein Fehler wäre, ihn jetzt anzublicken. Jetzt, wo er so dicht bei ihr stand, dass sie seinen Geruch wahrnehmen konnte. Ihre Finger, die noch immer das Ruder hielten, wurden langsam unruhig. Endlich nahm Hawksmoor seine Hand weg, bewegte sich aber nicht vom Fleck. Noch nie war ihr der

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