Auf den Wogen des Glücks
Steuerstand so klein erschienen.
»Sechzigtausend pro Schiff«, murmelte er. Seine Stimme glich einem fernen Donner. »Was bringt der amerikanische Markt momentan denn so? Mindestens genauso viel, wette ich. Mit dem ganzen Gold, das in Kalifornien darauf wartet, gefunden zu werden, und all den Menschen, die dorthin transportiert werden wollen, müsste der Schiffsmarkt doch kräftig anziehen. Und dennoch sind Sie hier und umwerben die Briten, die Sie weder wollen noch brauchen.«
Dominique war klar, worauf er hinauswollte, aber sie war nicht gewillt, ihm zu sagen, was er hören wollte. Nicht, wenn das, was sie sagte, bei ihm auch nur ansatzweise Zweifel bezüglich ihrer Fähigkeiten hervorrufen könnte. Nicht, wenn ein solch dicker Fisch kurz davor war, ihr ins Netz zu gehen. Er wusste nichts von ihrem Fiasko im New Yorker Hafen, den finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich die Firma befand oder ihren verzweifelten Bemühungen, sich vor einer arrangierten Hochzeit mit einem Plantagenbesitzer zu retten. Sie würde alles tun, damit er davon keinen Wind bekam. Ob es ihr gefiel oder nicht, sie brauchte ihn in der momentanen Situation mehr als dringend. Nein, so stimmte das auch wieder nicht. Sie war nicht auf ihn, sondern auf seine finanziellen Mittel angewiesen.
»Der New Yorker Markt ist langweilig, Mr. Hawksmoor. Dort gibt es für uns keine großen Herausforderungen mehr«, teilte sie ihm in einem Ton mit, der fast überschäumte vor Zuversicht und Leichtfertigkeit. Sicherheitshalber schickte sie noch eine lässige Geste mit der Hand nach. »Die Leute sind bereit, jeden Preis zu zahlen, um schneller als andere nach Kalifornien zu reisen. Jeder ist in der Lage, dafür Schiffe zu bauen, und wird dabei reich.«
»Ach ja, wie dieser arme Kerl, Commodore Vanderbilt, der permanent damit beschäftigt ist, seine Millionen zusammenzuhalten.«
Dominique betrachtete Hawksmoor aus den Augenwinkeln heraus und sah, dass er sich köstlich amüsierte. Aber er hatte immerhin Verständnis. Sie riss ihren Blick von ihm los und schaute wieder aufs Meer. Es war ausgesprochen unfair, wenn ein Mann auf solch niederträchtige Art und Weise auch noch attraktiv wirkte.
Sie widerstand dem Impuls, ihre Unruhe nach außen zu lassen. »Nicht jeder träumt von Dampf betriebenen Schiffen, Mr. Hawksmoor.«
»Das stimmt. Der Royal Yacht Squadron Club wehrt sich gegen den Einzug von Dampfschiffen in ihrem Verein. Der ganze Horizont wird von diesen abscheulichen Monstern verschandelt, deren Schornsteine nichts als trüben Qualm speien. Aber sie wären keine echten Snobs, wenn sie sich nicht einerseits mächtig über die Dampfschiffe echauffieren und sich andererseits wie Schneekönige über den mit Kohle betriebenen Linienverkehr zwischen Cowes und Southampton freuen würden. Es scheint, als siege die Bequemlichkeit, wenn es darum geht, möglichst schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Ich persönlich hätte nichts dagegen, ein oder zwei Knoten mehr Geschwindigkeit herauszuholen, auch wenn die Ästhetik leiden müsste. Dreizehn Knoten könnten es schon sein.« Hawksmoor studierte Dominique bei seinen Worten genau, ganz so als erwartete er einen wutschnaubenden Vortrag über die Unmöglichkeit seiner Forderung.
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, erwiderte Dominique, wobei sie allerdings versuchte, ihre Stimme nicht zu schrill und hoch klingen zu lassen. Dreizehn Knoten war unmöglich, selbst unter besten Bedingungen, ohne Fracht und mit leichten Rennsegeln. Auf offenem Meer, bepackt mit Vorräten, die schweren Segeln gehisst, konnte sie durchschnittlich zwölf Knoten garantieren. Sollte es ihr jedoch gelingen, die Formel für die Verjüngung des Stevens herauszubekommen, würde sie noch ein paar zusätzliche Segel anbringen können, was höhere Geschwindigkeit ohne höheres Kenterrisiko bedeutete.
Seine Hand schlug gegen das Deck und ließ Dominique aufschrecken. »Platz, Luxus und Lichtgeschwindigkeit«, brach es aus ihm heraus, und mit zusammengekniffenen Augen blickte er weit über den emporragenden Bug der Mischief hinaus auf den Horizont. Mit seiner Hand fuhr er über das geschwungene Holz, als wollte er sich Form und Maserung desselben einprägen. Beim diesem Anblick musste sie unwillkürlich an Marguerite denken. »Dasselbe, was man auch in einem stattlichen Haus an Land erwartet.«
Dominique wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen. »Geschwindigkeit und Komfort miteinander in Einklang zu bringen, Mr. Hawksmoor«, konterte sie
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