Auf den Wogen des Glücks
Großsegel tragen kann. Und damit wird es schneller.«
»Ach so ist das, und ich dachte doch wirklich, Sie hätten das nur gemacht, um das Schiff eleganter aussehen zu lassen.«
Dominiques Blick huschte zu ihm hinüber, er machte einen Schritt zurück, ließ ihre Hand los und setzte einen Fuß auf das Deck.
»Eleganter?«, fragte Dominique.
»Richtig. Dadurch, dass der Bug sehr spitz zuläuft, scheint es, als wäre er die Nase des Schiffes, die leicht nach oben gezogen ist. Und durch die leicht geneigten Masten sieht es im Profil aus wie eine hübsche Frau.«
Dominique dachte kurz darüber nach. Ihr Design war vornehmlich auf Funktionalität ausgerichtet, die dekorativen Elemente hatte sie sich für die Innenausstattung aufgespart. »Sie machen sich zu viele Gedanken, Mr. Hawksmoor.«
»Wie ich schon sagte, ich liebe Ästhetik.«
»Vielleicht sogar eine Spur zu sehr.« Dominique verkniff es sich, weiterzusprechen, so düster war der Blick, mit dem er sie bedachte. Sowohl in den Linien um seinen vollen Mund, im Schwung seiner Augenbrauen und der Haltung seines Kinns entdeckte sie pure Verdorbenheit, wenngleich seine Bewegungen nicht von animalischer Brutalität zeugten. Wieder stürzte eine Bilderflut auf sie herein, diesmal, wie er den Nachmittag mit der einen Frau auf seinem Schiff und den Abend mit einer anderen auf einem Schreibpult verbracht hatte.
Verdammt, sie machte sich Gedanken wie eine alte Jungfer. Sie nahm sich selbst viel zu ernst, aber wer würde das nicht, wenn die eigene Zukunft in den plündernden Händen eines elenden Diebes und Schurken lag?
Wie eine eiskalte Böe wehte ihr dieser Gedanke frontal ins Gesicht. Konnte sie es wirklich zulassen, ihre heiß geliebte Mischief, zu welchem Preis auch immer, an Hawksmoor zu verkaufen, wo sie doch so wenig über ihn wusste? Und das, was ihr bekannt war, war wenig erbaulich oder beruhigend. Andererseits - auch ihr Vater machte sicherlich ständig mit skrupellosen Gestalten Geschäfte, ganz zu schweigen von Vanderbilt, bei ihm waren Geschäfte dieser Art an der Tagesordnung. Männer wickelten Geschäfte mit ihrem Verstand ab. Ganz anders sie selbst, sie weinte bittere Tränen über den Verlust eines liebgewonnenen Schiffes, das für sie mehr als nur ein Schiff war. Die Mischief war Dominiques Kind, ihre geistige Geburt...
Dieser Gedanke ließ sie hochschrecken, sie rüttelte sich selbst wach. Es war ja nicht so, als würde Hawksmoor schlimme Dinge mit der Mischief veranstalten, wie er es mit Frauen in Bibliotheken tat. Aber warum erfüllte der Gedanke an seine großen, rauen Hände auf dem Ruder der Mischief sie mit einem Gefühl, das eisiger Angst gleichkam?
Weil sie den Geschäftsmann und Segler nicht vom Lüstling, die Segelei nicht vom Sex trennen konnte.
Sie schloss die Augen. »O Gott«, sagte sie schwer atmend. Ihre Augen flogen auf, entsetzt darüber, dass sie laut gesprochen hatte. Hawksmoor beobachtete sie, der Wind wehte in seinen Haaren und sein Hemd blähte sich. Die Art und Weise, wie er ein Bein auf Deck gestellt hatte, brachte sein Becken bestens zur Geltung, und Dominique hatte freie Sicht auf seine intimste Zone.
»Solents in Sicht!« Silas kam hinter dem Großsegel zum Vorschein, wobei er Hawksmoor keines Blickes würdigte, sondern einzig und allein Dominique einen derart finsteren Blick zuwarf, dass sie rot anlief. Ganz so, als hätte er sie bei etwas Verbotenem erwischt. »Wenn du weiterhin so nah am Wind segelst, werden wir in einer Viertelmeile auf die Solents auflaufen, und das weißt du auch«, warf er ihr vor.
»Oh, ich ...« Dominique konnte sich gerade noch beherrschen. »Ja, natürlich. Ändern sie den Kurs! Wir müssen vor dem Wind laufen, ich habe fürs Erste genug von den Solents.«
Silas starrte sie einen Moment länger als nötig an, bevor er vor sich hin schimpfend abzog. Nein, Silas war alles andere als begeistert darüber, dass sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Warum hatte sie ihn nicht eingeweiht? Dominiques Augen wanderten zu Hawksmoor, der sie faszinierte.
»Was bevorzugen Sie, Mr. Hawksmoor?«, fragte Dominique ihn mit ihrer normalerweise emotionslosen, völlig kontrollierten Stimme. »Schrat-oder Rahsegel?«
»Schratsegel, natürlich. Genau wie bei diesem Schiff.«
»Wenn ein Schiff vor dem Wind segelt, wie wir es derzeit tun, zieht nichts besser als ein Rahsegel.«
»Sie stellen mich schon wieder auf die Probe.«
»Tue ich das? Ich wollte nur daraufhinweisen, dass meine Segel den englischen
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