Auf den Wogen des Glücks
vertrauensvollen Blick zugeworfen und den Steuerstand verlassen hatte - mit gerafften Röcken energisch auf die Treppe zum unteren Deck zu.
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Damenröcke engten ihre Trägerinnen - genau wie ihr Geschlecht es tat - im Aktions-und Bewegungsradius ein, aber es gab Frauen, die ließen sich nicht in Grenzen verbannen. Miss Willoughbys Bewegungen waren geschickter als die eines Mannes hätten sein können, als sie sich behände durch das Gewirr der Takelage und der an Bord fieberhaft arbeitenden und durcheinander laufenden Mannschaft arbeitete. Nicholas, der nicht mit diesem Schiff vertraut war, hatte große Probleme, ihr auf den Fersen zu bleiben. Er wäre beinahe mit dem Kopf gegen den Großmast gelaufen. Ein paar Mal musste er urplötzlich stehen bleiben, um nicht das eine oder andere Besatzungsmitglied umzurennen. Und als er mit seinem Fuß in einem aufgeschossen Tau hängenblieb, wäre er beinahe gestürzt. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich an Bord eines Schiffes überflüssig.
Als Dominique sich anschickte, mit gerafften Röcken die Kajütstreppe hinunterzugehen, blieb er aus alter Gewohnheit hinter ihr stehen. Vielleicht war es aber auch sein männlicher Instinkt. Ihr als tüchtige Geschäftsfrau, die sie war - bestimmt dachte sie gerade mal wieder über Ballast und spitze Schiffsrümpfe nach - kam nicht der Gedanke, welche Augenweide sie ihm mit bis weit über die Knie hochgehobenen Röcken bot.
Nicholas verspürte einen heftigen Stich in der Brust, als er sie so beobachtete. Ihre Beine waren bei weitem die schönsten, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Lang und geschmeidig, aber dennoch durchtrainiert und unglaublich wohlgeformt. Verflucht, ihre Unterschenkel waren länger als die Beine der meisten Frauen vom Knöchel bis zur Mitte des Oberschenkels. Er mochte erst gar nicht daran denken, wie lang ihre Oberschenkel wohl sein mussten. Kein Wunder, dass sie sich so flink bewegen konnte.
Er spürte, wie sein Hals austrocknete. Wie seltsam, bisher hatte er immer einen Blick und eine Schwäche für Brüste gehabt. Beine hatten ihn noch nie .'.. derart aus der Fassung gebracht. Und dann waren es auch noch Beine, die in blickdichte, schwarze Strümpfe gehüllt waren, welche ihr bis weit über die Knie reichten. Ganz zu schweigen von ihren schwarzen, praktischen Schnürstiefeln und dem dunklen Mantel, der aussah, als hätte sie damit das Deck geputzt. Der Anblick war eigentlich alles andere als sexy, weshalb er sich fragte, warum er so über die Maßen fasziniert war.
Und erregt.
»Wo bleiben Sie denn?« Dominique stand bereits ungeduldig am Fuß der Treppe und wirkte leicht verstimmt. Dort unten wirkte sie mit einem Mal sehr schmächtig, was in Nicholas das Bedürfnis weckte, die Stufen hinunterzustürzen und sie auf der Stelle zu vernaschen.
Dominique schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn sie rannte plötzlich wie von der Tarantel gestochen den Gang hinunter, an dem die Einzelkabinen lagen.
Ein Lächeln lag auf Nicholas' Lippen, als er die Treppe hinuntersprang und ihr folgte. Sie war bereits in einer der Kabinen am Ende des Ganges verschwunden. Als er mit eingezogenem Kopf eintraf, würdigte sie ihn keines Blickes. Mit einem Mal aber versteifte sie sich, als hätte sie um sich herum unsichtbare Schutzschilder aufgebaut. Gleich würde sie ... ah, da war wieder ihr kampflustig nach vorn geschobenes Kinn. Die Schultern hatte sie zurückgenommen, wodurch ihre Brüste äußerst gut zur Geltung kamen.
Hawksmoor verschränkte die Arme vor seiner Brust, lehnte sich gegen die Kabinenwand und wartete auf ihre knappen Ausführungen, die nicht lange auf sich warten ließen. Wenngleich sie so berechenbar war, hatte sie dennoch etwas ungemein Faszinierendes. Diese Frau glich einer weißen Lilie, die inmitten eines üppigen Straußes roter Rosen hervorstach.
»Wie Sie sehen, verfügt dieses Schiff über großzügige Unterbringungsmöglichkeiten für die Crew. Bis zu fünfzehn Mann kommen hier unter«, erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzuschauen.
»Ich brauche nur acht Kojen.«
Sie hielt inne und blinzelte ihn an. »Sie haben noch eine weitere Crew außer der, die auf der Fleetwing arbeitet?«
»Ja, in London.«
»Aber ein Schiff wie die Mischief braucht eine doppelt so große Mannschaft. Abgesehen davon, sollte sie Erfahrungen mit der Takelage und ein Gefühl für das Schiff als solches entwickelt haben.«
»Erfahrungen kann man über Nacht sammeln, Vertrauen zu entwickeln dauert
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