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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Anstand zu tun. Er hat sich auch nie darum gekümmert, warum ein Kunde sein Schiff unbedingt mit zwanzig schweren Kanonen ausgestattet haben wollte. Zum Teufel noch mal, weit über die Hälfte seiner Kundschaft zählte zu den verabscheuungswürdigsten Piraten, die das Mittelmeer unsicher gemacht haben.«
    Dominique öffnete ihre Lippen, holte kurz Luft und warf ihm erst einen fassungslosen Blick zu, der dann aber in Schmäh umschlug. Ihre Brust hob sich und mit einer derart lieblichen Stimme, wie er sie noch nie aus dem Munde einer Frau vernommen hatte, setzte sie zu einer Gegenrede an.
    »Sie irren sich in jeder Hinsicht gewaltig, Mr. Hawksmoor«, säuselte sie. »Mein Vater hat nie die Dummheit besessen, Arbeit mit Vergnügen zu verwechseln. Er und Mutter sind die letzten fünfzehn Jahre zu ihrem puren Vergnügen in der Welt herumgesegelt. Sein Interesse gilt vornehmlich sozialen Kontakten, nicht mehr und nicht weniger, und was andere Leute auch immer denken mögen, ist mir völlig einerlei.«
    »Soziale Kontakte, so haben sie es Ihnen also verkauft?«
    Dominique bebte vor Wut. »Mir muss man nichts verkaufen, es liegt auf der Hand. Die Häfen, die sie ansteuerten, die Leute, die uns am Kai empfingen, das alles war ...«
    »Schon gut, ich kann mir das alles nur zu gut vorstellen.« Ja, er war bestens damit vertraut, fast schon zu gut. Auf zwei Seemeilen Entfernung konnte er die Küste Nordafrikas und das Opium bereits riechen. Er hätte genug Möglichkeiten gehabt, seinen Reichtum zu verdreifachen, wäre er mit ins Drogengeschäft eingestiegen. Aber selbst er kannte Grenzen.
    Dominiques starrer Blick riss ihn aus seinen Gedanken. »Und wo waren Sie, Miss Willoughby? An Deck mit den anderen, wo Sie das süße Leben der Oberschicht genossen haben?« Er stützte sich mit einer Hand an der Wand hinter ihr ab und senkte seinen Kopf, sodass ihre Augen auf derselben Höhe waren. Hawksmoor konnte sehen, wie ihre Unterlippe bebte, als sie sich ganz dicht an die Wand drückte.
    »Wie alt waren Sie, als Sie ihre ersten Erfahrungen in diesen vornehmen Kreisen gesammelt haben?«, erkundigte er sich mit samtener Stimme. »Neun? Vielleicht zehn?« Ein Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf: Ihr Gesicht, das ein wenig kindlicher und runder, aber schon voller Sommersprossen war und von ihren kastanienbraunen Locken eingerahmt wurde, und wie sie mit großen Augen das bunte Treiben an Bord im Schutze einer dunklen Ecke bewundert hatte. Es musste noch etwas außer ihrer jungfräulichen Unschuld geben, was den eisigen Angstschleier in ihren Augen erklärte. »Sie sind nicht im Bett geblieben, obwohl man Ihnen verboten hatte, aufzustehen, nicht wahr?«
    Sie lief bis zu den Haarspitzen rot an.
    »Das alles sah nicht nach Geschäften aus, nicht wahr, Miss Willoughby? Aber es war geschäftlich, glauben Sie mir. Fragen Sie mich mal, auf welchem Terrain Ihr Bruder gerne Geschäfte macht, und dann lassen Sie uns einmal über die moralischen Gebote der Willoughby-Werften sprechen, wenn Ihnen noch danach sein sollte.«
    »Wie können Sie es wagen, unser Ansehen so in den Dreck zu ... ?«
    Hawksmoor hatte seinen Kopf noch ein wenig weiter nach unten gebeugt und brachte sie zum Schweigen. »Ich wage es einfach!«, kam seine donnernde Antwort. »Etwas in den Dreck zu ziehen, ist das geringste meiner Laster.« Er spürte die Wärme ihres Atems auf seinem Gesicht, konnte ihre Wut riechen und schmeckte die Verlockung des Verbotenen, des Unnahbaren. »Bevor Sie das Schlechteste von mir annehmen, sollten Sie Folgendes wissen: Ich empfinde nichts als tiefe Bewunderung für Ihren Herrn Papa, Miss Willoughby. Scharfsinn gepaart mit geerbtem Wohlstand ist immer eine unschlagbare Kombination. Außerdem sind seine brillanten Schiffe an meiner derzeitigen Situation schuld, weil sie in die Hände blutrünstiger Piraten gefallen sind, die sich darauf spezialisiert haben, mich und meine Schiffe zu attackieren.«
    »Verzeihen Sie mir, aber mich erfreut dieser Gedanke zutiefst«, gab sie ihm mit funkelnden Augen zur Antwort.
    Seine Lippen zuckten. »Ich kann schon die Vertragssumme steigen hören.«
    »Im Minutentakt.«
    »Für das, was ich bisher von der Mischief gesehen habe, sind Fünfundsechzigtausend noch immer ein Spottpreis.« Die ganze Zeit über behielt er sie im Blick.
    »Wenn Sie erst einmal den Salon gesehen haben, werden Sie mir, ohne mit der Wimper zu zucken, siebzigtausend zahlen wollen.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Sie sind gar nicht

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