Auf den Wogen des Glücks
Verlustes und der Verzweiflung in ihrer Privatkabine umherwandern lassen. Alles wirkte jetzt so fremd, so beunruhigend.
Silas hingegen hatte seinen Spaß daran gehabt, Hawksmoor auf der Fahrt durch den Ärmelkanal mehrfach zu spontanen Wettrennen herauszufordern, die er allesamt gewann. Nach jedem Sieg hatte er so triumphierend und lautstark gebrüllt, dass der Wind seine Worte zu dem flachen Bug der Fleetwing und ihrem Skipper weitertrug. Dominique sah keinen Sinn darin, Silas den Spaß zu verderben, wenn es ihm half, seinen Frust über den Bastard abzubauen. Seltsamerweise überkam sie kein triumphierendes Gefühl, wenn sie an der Fleetwing vorbeischössen, denn die Mischief war nicht mehr ihr Schiff. In einem Monat würde sie den Schoner nicht mehr wiedererkennen.
»Wir müssen uns noch einmal über den Umbau unterhalten, Mr. Hawksmoor«, drängte sie, nachdem sie am Dock wieder Fuß an Land gesetzt hatte. Sie baute sich neben Nicholas auf. Ihn ausfindig zu machen war nicht weiter schwer gewesen, er hatte inmitten der geschäftigen Dockarbeiter gestanden, die er um mehr als einen Kopf überragte, was fast den Anschein erweckte, als habe er mit all dem Treiben um sich herum nichts zu tun. Dominique zupfte ihre Handschuhe zurecht.
»Das Gewicht der Kanonen wird einen verheerenden Effekt auf die Wasserlinie des Schiffes und die Tarierung des Ballastes haben, ganz zu schweigen von den Verunstaltungen, die Sie ihm im Unterdeck antun wollen.«
Er schob seinen Zylinder ein kleines Stück nach oben und nickte kurz. »Ihnen auch einen wunderschönen guten Tag, Miss Willoughby«, gab er zur Antwort. Seine Augen verrieten, dass er sich amüsierte. Trotz seines adretten Aufzuges hatte Dominique nicht damit gerechnet, dass er seine polierten Stiefelhacken vor ihr zusammenschlagen würde. »Vielleicht könnten Sie mir kurz erläutern, was Sie noch mit dieser Angelegenheit zu schaffen haben, denn wenn ich mich richtig erinnere, gehört die Mischief nicht mehr lange Ihnen. Wir sollten ohne weitere Verzögerung das Büro meines Anwaltes aufsuchen, wo wir direkt den Vertrag unterzeichnen können. Und als Erinnerung werde ich Ihnen eine hübsche Kopie anfertigen lassen.«
»Prima, dann lassen Sie uns die Unterhaltung fortsetzen, wenn wir dort sind. Aber jetzt habe ich keine Zeit mehr.« Sie drehte sich auf ihren Absätzen um.
Er fiel neben ihr ins Schritttempo. »Wollen Sie denn gar nicht Ihr Geld in Empfang nehmen?«
Ihre Schritte wurden länger. »Natürlich möchte ich mein Geld, aber das hat keine Eile.«
»Ich verstehe, Sie haben einen dringlicheren Termin.«
»Ja, sehr dringend sogar.«
»Das merkt man.«
Dominique richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, als sie an der mit Kopfstein gepflasterten Straße ankamen. Der Wind fuhr unter ihre Röcke, und sie blickte den dicht von Kutschen und Pferden befahrene Verkehrsweg hinauf und hinunter. Erst nach einiger Zeit wurde ihr bewusst, dass Hawksmoor neben ihr stand, woraufhin sie ihm einen funkelnden Blick zuwarf und eine Handbewegung in seine Richtung machte. »Sie können jetzt gehen, Mr. Hawksmoor.«
»Ich wollte Ihnen nur behilflich bei der Suche einer Kutsche sein.«
Dominique stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um über seine Schulter schauen zu können, blickte dann aber an ihm vorbei und hob ihre Hand, um ein gerade vorbeifahrendes Gefährt anzuhalten. »Ich komme sehr gut allein zurecht, vielen Dank.«
» Allein? «
Dominique ließ ihre Hand wieder fallen, als die Kutsche an ihr vorbeifuhr. »Ja, und wenn schon. Ich laufe in New York ja auch allein umher.«
»Wo ist denn Ihr Aufpasser Steel? Wetzt er vielleicht gerade seine Messer zum Angriff gegen einen unbescholtenen Engländer?«
»Das muss er nicht, die Klingen sind noch von der Reise aus Cowes ziemlich scharf. Er hatte nämlich die Gelegenheit, sie an britischem Fichtenholz zu wetzen.«
»Ahorn«, schoss Nicholas zurück. »Der zäheste Ahorn, der in Englands Wäldern wächst.«
Dominique blickte zu ihm auf und spürte, wie ihre Lippen bebten. »Mr. Steel stattet gerade einem alten Segelfreund, der hier im Hafen ein Wirtshaus besitzt, einen Besuch ab. Besagter Mann geht Silas schon seit längerem auf die Nerven, weil er mit ins Geschäft einsteigen soll. Ich werde ihm aber ausrichten, dass Sie nach ihm gefragt haben.«
»Ich bitte darum. Obwohl, ich wundere mich schon sehr darüber, was für ein Beschützer er ist. Lässt eine junge Dame einfach allein im Hafen von London herumspazieren.«
»Er
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