Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
Vom Netzwerk:
unterkühlt. »Sag mal, Silas, du denkst doch auch, dass es ein absurder Gedanke ist, sich vorzustellen, Vater würde jemals mit Gesetzlosen Geschäfte machen, oder?«
    »Hat dieser Hawksmoor dir so etwas erzählt?«
    »Ja, er erwähnte so etwas.«
    »Tut so, als wäre er der Erzengel Gabriel höchst persönlich! Bastard! Du darfst ihm nicht über den Weg trauen, Dominique. Ich sage dir auch warum: Weil er selbst nämlich aussieht, als stünde er jenseits des Gesetzes. Dieser Kerl bedeutet nichts als Ärger. Denk an meine Worte. Wenn du dich mit ihm einlässt, wird er dich auch noch in Schwierigkeiten bringen. Es ist so, als ob du etwas Giftiges anfasst. Ich kenne diese Art Männer mehr als genug, musste die Hälfte von ihnen erschießen. Nichtsnutzige Bastarde, jeder Einzelne von ihnen. Ich sage dir, er ist...« Mit einem Mal ließ Silas seinen Blick über Dominiques Schulter wandern, blickte finster drein und beendete seinen Satz mit den knurrenden Worten: »... wie der Teufel.«
    Der Teufel. Dominique sprang auf und wirbelte herum. Ihr Herz begann wild zu schlagen. Wenn sie ihn so betrachtete, wie er jetzt über ihr am Eingang zum Ruderstand verweilte, fiel es ihr nicht schwer, Silas' Warnung Glauben zu schenken. Sie hatte immer auf Silas gehört, bis auf das eine Mal, als er ihr davon abgeraten hatte, mit der Mischief und Francis Banks an Bord auf Jungfernfahrt im New Yorker Hafen zu gehen.
    Der Teufel... Verlockung ...
    Die Frau hatte hilflos und keuchend mit gespreizten Beinen auf dem Pult gelegen ... Sein teilnahmsloser Gesichtsausdruck ... Die Mischief, ausgestattet mit zwanzig Kanonen und in Gefahr, auf zerklüftete Klippen aufzulaufen ...
    Nein! Sie öffnete die Lippen.
    »Ich gebe Ihnen Siebzig pro Schiff«, schlug Hawksmoor vor und sprang hinunter. »Sie übergeben mir die Mischief auf der Stelle, ein weiteres Schiff in vier Monaten und die anderen beiden in acht Monaten. Fünfzehntausend bekommen Sie vorab, sobald wir wieder an Land sind, weitere zwanzig, wenn wir in London sind. Was sagen Sie dazu, Miss Willoughby?«
    Er machte eine kleine Bewegung nach rechts und gleißendes Sonnenlicht blendete Dominique. »Dreißig, wenn wir in London sind, und wir kommen ins Geschäft, Mr. Hawksmoor«, sprudelte es aus ihr heraus, und sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die von der Hawksmoors fast verschluckt wurde.
    Das Tosen der sich am Bug brechenden Wellen konnte Silas' gefluchte Missbilligung nicht übertönen.

6
     
    London, im August 1850
     
    In ihrem Stadthaus in Mayfair, direkt gegenüber dem Ilyde Park, saß Emmaline Bradford, die Gräfin St. Leger, hinter ihrem Schreibpult, das sich in der Nische eines Erkerfensters befand. Vor ihr stapelte sich nicht nur die Morgenpost, sondern dort stand auch ihr Frühstückstee, der in einem Service aus Knochenporzellan serviert worden war, sowie eine Vase aus Bleikristall mit Malmaison-Nelken, die - wie seit vierzig Jahren schon - jeden Morgen auf Geheiß des Grafen aus dem Eatoner Konservatorium geliefert wurden. Auch das Ableben des Grafen vor über zehn Jahren hatte an dieser Tradition nichts geändert.
    In der einen Hand hielt die Gräfin die Gesellschaftskolumne der Times, mit der anderen streichelte sie die schneeweiße Katze auf ihrem Schoß. Als sich ein Schatten zwischen sie und die Morgensonne schob, blinzelte sie über den Rand ihrer Brille hinweg.
    »Ja, Buttonsbridge, was gibt es?«
    Der Diener streckte ihr seine weiß behandschuhte Hand entgegen. »Dies ist soeben für Sie eingetroffen, Madam.«
    Die Gräfin schaute sich das Siegel des Briefes ein wenig genauer an. »Ach du meine Güte, ein Schreiben von Winterthur!« Sie warf Buttonsbridge einen hastigen Blick zu, den der Diener entgegnete, als wäre nichts Besonderes an diesem für seine Herrin sonst untypischen Gefühlsausbruch. Die Gräfin presste den
    Umschlag in Brusthöhe an ihr spitzenbesetztes Kleid. »Sie sind entschuldigt, Buttonsbridge«, entließ sie ihn. » Ach ja, ich werde heute keine Besucher empfangen.«
    Hatte Buttonsbridge das Verhalten seiner Herrin, die sonst eine unnachahmliche Unverzüglichkeit an den Tag legte, wenn es um die Beantwortung ihrer Korrespondenz ging, irritiert, so ließ er sich dies nicht anmerken und zog sich geräuschlos zurück. Die Tür zum Salon fiel hinter ihm ins Schloss.
    Die Gräfin erbrach das Siegel, öffnete den Brief und hob ihr Kinn, um besser durch ihre Brille schauen zu können. Es dauerte einige Momente, bis ihre Hand nicht mehr zitterte. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher