Auf den Wogen des Glücks
Kopf ein.
Dominique rutschte tief in eine Ecke der Kutsche und richtete ihren Blick nach draußen. Ihr war bewusst, dass Hawksmoor sie beobachtete. Alles lief schief: Die Werft hatte einen völlig vernachlässigten Eindruck gemacht, Drew war nicht an dem Ort, wo sich ein Werftbesitzer normalerweise um die Mittagszeit aufhalten sollte, und Hawksmoor bekam alles hautnah mit. Das war keine gute Ausgangsposition für eine geschäftliche Beziehung.
Abgesehen davon verspürte Dominique ein nagendes Gefühl in der Magengegend. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
»Es gibt bestimmt eine Erklärung«, wollte Hawksmoors sanfte und einfühlsame Stimme sie beruhigen. Dominique schöpfte neue Hoffnung, und mit einem Mal wünschte sie sich, dass sie ihm glauben, ihm vertrauen könne und dass er ihre Hand in die seine nähme.
Wie war das?
Sie presste ihre Hände im Schoß zusammen. »Natürlich gibt es eine Erklärung dafür«, entgegnete sie gereizt. »Das müssen Sie mir nicht erst sagen. Drew is t ein zuverlässiger und verant wortungsbewusster Geschäftsmann, ansonsten hätte mein Vater ihm sicherlich nicht die Londoner Geschäfte übertragen. Ich bin überzeugt, dass es einen plausiblen Grund dafür gibt, warum die Werft mitten in der Woche nicht geöffnet ist. Ich bin kein bisschen besorgt. Nicht im Geringsten.«
Ob Hawksmoor sich damit zufrieden gab, war schwer auszumachen, da er nichts erwiderte. Dominique starrte wieder aus dem Fenster, bis die Kutsche erneut anhielt, dieses Mal in einer mit Bäumen gesäumten Straße am Regent Park. Dominique hätte fast Hawksmoors Hand ausgeschlagen, als er ihr aus der Kutsche helfen wollte. Sie rannte schnurstracks die Stufen zum Haus hinauf, öffnete die Haustür, lief durch den Eingangsbereich und die Treppe in die erste Etage hoch. Hawksmoors schwere Schritte hallten dicht hinter ihr. Sie hätte Kraft und Zuversicht daraus schöpfen können, dass er in ihrer Nähe war, dass er stark war und sie an diesem fremden Ort beschützen konnte, aber das tröstete sie so gut wie gar nicht. Lieber wäre sie allein gewesen, um Drew auf eigene Faust ausfindig zu machen und um die einzige Zeugin einer schlimmen Entdeckung zu werden.
Ihr Klopfen an der Tür blieb unbeantwortet. Sie probierte den Türknauf, der sich jedoch nicht drehen ließ. Sie klopfte erneut, jetzt wesentlich lauter und rief seinen Namen. Keine Reaktion. Sie trommelte gegen die Tür und schrie.
»Vielleicht schläft er«, gab sie nach ein paar Sekunden zu bedenken.
»Jetzt bestimmt nicht mehr; jetzt ist das komplette Viertel wach.«
Sie drehte sich abrupt zu ihm um. Mit einer Schulter hatte er sich gegen die Wand gelehnt, was ihn blasiert und überheblich wirken ließ. »Na und, ich habe eben ein lautes Organ. Was zum Teufel ist daran so schlimm?«
Er lächelte und wieder trat dieses glühende Leuchten in seine Augen. »Es ist nichts gegen den kraftvollen Schrei einer Frau einzuwenden.«
Dominique nahm sehr wohl die Zweideutigkeit dieser Formulierung wahr. Er spielte so leichtfertig mit ihr, dass sie sich vor Scham winden wollte.
»Soll ich Ihnen die Tür aufbrechen ?«, bot er sich schließlich an.
Dominique biss sich auf die Lippe. »Lassen Sie mich nachdenken. Wäre das ein Verstoß gegen das Gesetz? Ich bin mir nicht sicher, ob ...«
»Hände hoch, und umdreh'n, Leute, oder ich schieß euch n Loch in den Schädel!«
Dominique erstarrte. Sie mussten in den Hinterhalt eines dahergelaufenen Räubers geraten sein, den sie nicht sehen konnte, weil Hawksmoor ihr mit seinem breiten Oberkörper die Sicht versperrte. Der Schurke musste im Schatten gelauert haben. Ihr Blick schoss hoch zu Hawksmoor ...
Hatte sie da etwa ein Zwinkern in seinen Augen bemerkt?
Ehe Dominique sich versah, drehte er sich um, packte sie bei der Taille und wirbelte sie hinter sich. Dominique versuchte seitlich an ihm vorbeizulinsen, was er geahnt haben musste, denn
Nicholas hielt sie eng an seinen Rücken gepresst. Deutlich spürte sie den Druck seiner Hände um ihre Taille, sein Wollmantel kitzelte sie an der Nase. Er roch ... wie eine salzhaltige und warme Meeresbrise, und sie wollte nichts sehnlicher, als diesen Duft tief in sich aufzunehmen.
»Ganz ruhig, mein Freund«, brummte Hawksmoor. Dominique konnte das Lächeln in seinen Worten förmlich hören, seine Stimme strotze vor Selbstvertrauen. Ein Teil von ihr genoss das Gefühl, seine starke Hand um ihre Taille zu spüren, ein anderer versuchte sich ins Bewusstsein zu rufen, dass er
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