Auf den Wogen des Glücks
sich in Richtung Brücke in Bewegung. Bei Gott, sie würde nicht zulassen, dass ihr Schiff wegen ihrer eigenen Unfähigkeit, sich mit einem törichten Mann auseinander zu setzen, daran glauben müsste.
»Sie werden nicht auf Kosten der Mischief ein waghalsiges Experiment durchführen!«, fuhr sie ihn schreiend an, jedoch ließ der starke Wind ihre Stimme dünner erscheinen, als ihr lieb war. Davon abgesehen hatte Hawksmoor ihr gerade den Rücken zugedreht, weil er etwas am Ruder reparierte. Sie räusperte sich lauthals und klopfte ihm mit einem Finger auf die Schulter. »Mr. Hawksmoor, Sie sind im Begriff, einen riesigen Fehler zu begehen.«
Er erhob sich und wandte sich ihr so schnell zu, dass sie flugs einen Schritt zurück machte. Erwirkte so ... imposant. Ihr Herz überschlug sich. Seine sonnengebräunte lederne Haut schimmerte bronzen, was seine Augen wie silbriges Eis erscheinen ließ. »Glauben Sie mir.«
Sie versuchte in einer tieferen Tonlage zu sprechen und wunderte sich, dass ihre Wut so gut wie verpufft war.
»Haben Sie denn nicht das Donnern gehört?«
»Das war kein Donner.«
Sie runzelte die Stirn. »War es doch.«
»Hier.« Er machte einen Schritt auf sie zu, nahm ihre Hand, gab ihr den mit Smaragden besetzten Dolch und schloss ihre Finger um den Griff, weil sie ihn sonst zu Boden hätte fallen lassen.
Sie blickte auf in seine Augen und merkte, wie ihre Angst versiegte. Seine Hand hielt die ihre so sanft und beschützend, während der Griff des Dolches so kühl war. »Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?«
»Stecken Sie den Dolch in einen Ihrer Stiefel.«
»Ich werde mir ins Bein schneiden, wenn ich ihn dort wieder herausziehe.«
Das Schiff erzitterte. Hawksmoor hob den Kopf, und Dominique starrte auf seinen muskulösen Hals sowie den Drei-Tage- Bart, den er sich hatte stehen lassen. »Sie sollten wissen, dass wir kurz vor einem Angriff stehen«, verkündete er.
Dominique wurde mit einem Mal kalt. »Dann sind das Kanonenschüsse.«
»Zwanzig-Pfünder aus massivem Messing, die einst zu einer portugiesischen Galeere gehörten.« Plötzlich schwankte das Schiff unter einer enormen Woge und Lichtblitze, gefolgt vom Dröhnen eines Donners, zuckten über den Himmel.
Hawksmoor schlang seinen Arm um Dominiques Taille und befahl die Besetzung der Kanonen sowie das sofortige Abfeuern.
»Es ist Zeit für ein kleines Abenteuer«, kündigte er an, und bereits einen Moment später erbebte das Schiff. Die Kanonen der Mischief waren abgefeuert worden.
Den Blick noch immer wie hypnotisiert auf ihn gerichtet, presste Dominique den Dolch fest gegen ihre Oberschenkel und versuchte ihr Bestes, sich gegen die lächerlichen Regungen zu stellen, die ihren Körper durchliefen, weil er sie kurz mit seiner Brust gestreift hatte. Sie standen so dicht beieinander, dass sie seine Körperwärme deutlich spürte.
»Sie segeln ja quasi mit offenen Armen in die Gefangenschaft«, konnte sie gerade noch hervorbringen.
»Ist das so auffällig?«
»In meinen Augen schon.«
»Es hat den Anschein, als seien meine Schmuggler-Freunde nur halb so schlau wie Sie, Miss Willoughby.«
Mit einem Mal spürte Dominique ein warmes Glühen in ihrem Innern, verkniff sich jedoch ein Lächeln. Sie zog es vor, den Kopf zur Seite zu drehen, wodurch ihr Blick auf einen Dreimaster fiel, der eine Viertelmeile backbord entfernt segelte. Der Rauchwolke über einer ihrer Kanonen folgte ein Donnern. Im nächsten Moment flog die Kanonenkugel über den Bug und landete knapp steuerbords daneben im Wasser. Dominiques Finger krallten sich fester um den Griff des Dolches. Ja, sie spürte, wie er ihr Sicherheit gab, wenn auch nicht in dem Maße wie Hawksmoors Anwesenheit. »Es ist eine Brigg«, rief sie.
»Mit einem spitzen Bug.«
»Sie ist wunderschön, sieht aus wie ein Schiff meines Vaters.«
»Sie gehörte mal mir.«
Überrascht schaute sie zu ihm auf - just in dem Moment, als er seinen Kopf neigte, um zu ihr herunterzublicken. Wieder einmal wurde ihr bewusst, warum seine Nähe so gefährlich war. Sie konnte sich ihr plötzlich geschärftes Bewusstsein nicht erklären. Überdeutlich nahm sie seine geschlossenen Lippen über den ihren wahr, seine immer inniger werdende Umarmung und dass ihrer beider Atem in kurzen, heftigen Schüben ging. Ihr war, als wären sie gemeinsam am Ende der Welt angekommen, als seien sie an einem Ort gestrandet, der weitaus gefährlicher war als ein Schiff, dem Hagel von Kanonenschüssen ausgesetzt.«
»Sie
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