Auf den Wogen des Glücks
haben Kanonen aus massivem Messing von einer Portugiesischen Galeere gestohlen?«, fragte Dominique sanft.
»Die Galeere war im Begriff zu sinken, da habe ich die Kanonen -ich konnte es einfach nicht zulassen, dass solche Werte einfach im Meer versanken - geborgen und in mein damaliges Schiff, die Intrepid, einbauen lassen, die ich leider vor wenigen Monaten an diese Piraten da draußen verlor.«
»Und jetzt wollen Sie Ihr Schiff wiederhaben?«
»Rache ist nur etwas für Narren. Was ich will, sind Informationen.«
»Und dafür sind Sie bereit, die Mischief zu opfern?«
»Sie werden schon dafür sorgen, dass ihr nichts passiert, schließlich sind sie ja hinter unserem Schoner und der Fracht her. Diese Piraten sind Aasgeier.«
»Und wenn sie das Katzenauge gar nicht haben?«
»Dann werden sie zumindest wissen, wo wir es finden können.«
»Wie können Sie da sicher sein?«
Hawksmoors Blick wurde durchdringender. Er schickte Dominiques Seele auf Höhenflug. »Wo bleibt das Abenteuer, wenn alles schon vorher klar ist, Miss Willoughby? Gewissheit ist dasselbe wie Langeweile, eine große Schiffsladung voll purer Langeweile. Aber das wissen Sie sicherlich längst, sonst wären Sie ja nicht mit auf diese Reise gekommen. Verstauen Sie jetzt brav den Dolch in Ihrem Stiefel, auch wenn Sie meinen, Sie könnten sich beim Wiederherausziehen verletzen. Sie werden genau das tun, was ich Ihnen sage.«
Dominique hob die Augenbrauen. Hawksmoor hatte Recht, mit jedem einzelnen Wort hatte er Recht - wenngleich es ihr schwer fiel, das zuzugeben. »Drängen Sie mich nicht.«
»Ich bin kein Dummkopf, aber ein Leben ohne Abenteuer ist noch sinnloser als ein Leben ohne Liebe.«
»Das klingt nach den Worten eines Romantikers.«
Ein nachdenklicher Schatten huschte über Hawksmoors Gesicht. »Es ist eher ein altes Sprichwort der Zigeuner, die die Gefahr zum Leben brauchen, wie die Liebe und den Hass.«
»Sind Sie denn Zigeuner?«
Hawksmoors Gesicht nahm traurige Züge an. »Im Geiste bin ich ein Zigeuner, mehr als ich irgendetwas sonst bin.«
»Und im Blute? Immerhin haben Sie die Hochnäsigkeit eines englischen Aristokraten.«
Seine Augen trübten sich. »Ich gehöre keiner Klasse an, zumindest nicht zum wichtigtuerischen Adel. Sie sind die Letzten, die Anspruch auf mich erheben dürfen, genauso wenig, wie ich zu ihnen gehören möchte. Um Gottes willen ...« Er zog sie ohne Vorwarnung zu Boden. Im nächsten Augenblick explodierte die Welt um sie herum in Tausende von Holzsplittern.
Mit dem Gesicht auf die Planken gedrückt und dem Gewicht seines Körpers auf ihr, konnte Dominique kaum mehr atmen. Sie blinzelte durch ihre Haarsträhnen hindurch, die sich gelöst hatten und vor ihrem Gesicht hingen, und plötzlich stieg Qualm in ihre Nase. Ihr Herz begann wild zu pochen. »Meine geliebte Mischief«, röchelte sie. »Ich bringe Sie um, wenn Sie es zulassen, dass ihr etwas passiert, Mr. Hawksmoor!«
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, kam seine prompte Antwort dicht an ihrem Ohr. »Diese verdammten Bastarde konnten noch nie gut zielen, jetzt haben sie den Großmast erwischt.«
»Vielleicht wollten sie ihn mit Absicht treffen.«
»Den Teufel wollten sie! Sie haben auf das Meer gezielt. Meyer! Verdammt noch mal, Feuer!« Hawksmoor nahm ihre Hand und zog sie noch näher an sich heran. Von der Mitte des Schiffes stiegen Rauchschwaden auf, durch den Qualm hindurch konnte Dominique die Überreste des in zwei Teile zersplitterten Großmastes erkennen. Das Segel schlackerte schlaff und unbrauchbar von den geborstenen Rundhölzern. Unter ihr erschauerten die Decks, als das Schiff ins Wanken geriet.
»Das werden wir wieder reparieren«, keuchte Hawksmoor, rappelte sich auf und zog auch Dominique hoch. »Es ist ja nur Holz und Flachs. Schmuggler sind Experten, wenn es darum geht, beschädigte Schiffe wieder instand zu setzen. Kommen Sie schon.« Er zog sie hinter sich von der Brücke und steuerte mit ihr, über die Trümmer und das Durcheinander stolpernd, den Bug an.
Überall rannten Matrosen umher und schütteten kübelweise Wasser auf lodernde Feuer. Ein klaffendes Loch war durch die Kanonenkugeln in der Mitte des Schoners entstanden. Der Rauch behinderte ihre Sicht, aber endlich fielen erste Regentropfen.
»Stellt das Feuer ein!«, schrie Hawksmoor. »Meyer, hissen Sie die weiße Fahne!«
Meyer blieb wie angewurzelt stehen und wurde kreidebleich.
»Ergeben? Jetzt schon? Wir haben doch noch nie nach einem so weibischen Kampf
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