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Auf den zweiten Blick

Auf den zweiten Blick

Titel: Auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Karriere deutlich schadeten, hatte Rivers den Aufenthaltsort seiner Frau, den er offenbar immer gekannt hat, nicht verraten wollen. Heute abend kehrte Cassandra Barrett am Arm ihres Ehemanns nach L. A. zurück, begleitet von Alex Rivers’ neugeborenem Sohn.« Hier machte die Reporterin eine bedeutungsschwangere Pause. »Es ist traurig, daß ein Star wie Alex Rivers in unserer heutigen Welt einen Skandal auslöst, nur weil er die Privatsphäre seiner Familie wahren will«, meinte sie, geschickt jede Schuld von sich weisend. »Man kann für den kleinen Connor Rivers nur hoffen, daß sich diese Zustände ändern, sollte er sich einst entschließen, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten. Marisa Thompson, NBC News.«
    Cassie stand vor dem Badezimmerspiegel und fuhr mit dem Finger über die Ablage aus grünem Marmor und die vergoldeten Armaturen. Sie begriff einfach nicht mehr, wozu das gut sein sollte. Was ihr früher luxuriös vorgekommen war, erschien nun einfach protzig.
    Sie trat ins Schlafzimmer und drehte den Babyfunk auf, der aus Connors neuem Zimmer sendete. Cassie hatte es kaum fassen können: in den wenigen Stunden, seit er sie abgeholt hatte, hatte Alex eines der Gästezimmer mit dicken, bunten Schafen und purzelnden Kühen tapezieren lassen; die Fenstersimse und Türen waren hellblau gestrichen, und himmelfarbene Vorhänge mit kleinen Wölkchen flatterten vor den Fenstern. Connor schlief in einer weißlackierten Wiege.
    Sie lauschte dem gleichmäßigen Atem ihres Babys. Eigentlich hätte sie das nicht überraschen dürfen; Alex hatte schon immer das Unmögliche möglich gemacht.
    Es war still im Haus; das Personal war bereits heimgegangen. Es schien weniger Angestellte zu geben, und die, die sie wiedererkannt hatte – wie John und Alex’ Sekretär –, verhielten sich ihr gegenüber höflich, aber distanziert. Alle schienen ihre Position anzuerkennen, aber niemand war ausgesprochen freundlich zu ihr. Sie wartete immer noch darauf, daß ein Zimmermädchen sagte: »Schön, daß Sie wieder da sind«, oder daß ihr der Koch seine Hand auf den Arm legte und ihr erklärte, daß sie ihm gefehlt habe, aber das geschah nicht, und Cassie begriff, daß sie zuallererst mit Alex Freundschaft schließen mußte, wenn sie die anderen wieder für sich gewinnen wollte.
    Sie stöberte ihn unten im Arbeitszimmer auf, wo er in seinem gigantischen ledernen Schreibtischsessel saß und sich über eine Liste mit Anlageverzeichnissen beugte. Auf dem Schreibtisch thronten strategisch verteilt die drei Oscars, die er gewonnen hatte, während sie auf Pine Ridge gewesen war. Sie trat ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    Alex sah auf. »Schläft er wieder?«
    Cassie nickte. »Jedenfalls ein paar Stunden.«
    Sie beugte sich über den Schreibtisch und hob den Oscar an der Ecke hoch; ihre Finger glitten über den aerodynamischen Rücken und die verschränkten Arme. Er war viel schwerer, als sie erwartet hatte. »Ich war schrecklich stolz auf dich«, murmelte sie. »Ich wäre gern dabeigewesen.«
    »Ich hätte dich auch gern dabeigehabt.«
    Sie sahen einander ein paar Sekunden in die Augen, dann legte Alex seine Hand auf ihre und stellte den Oscar auf den Tisch zurück. Er zog sie auf seinen Schoß.
    Um ihre plötzliche Nervosität zu überspielen, strich sie mit der Hand über die Papiere auf dem Schreibtisch. »Und wieviel bist du wert?« neckte sie ihn.
    Alex senkte den Blick. »Längst nicht soviel wie damals, als du weggegangen bist«, antwortete er. »Wahrscheinlich ist dir schon aufgefallen, daß wir weniger Personal haben, und ich sollte dir auch sagen, daß das Apartment schon seit ein paar Monaten zum Verkauf steht. Ich – Macbeth hat mich viel gekostet.«
    Wieder spürte Cassie, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. Er hatte ihretwegen so viel durchmachen müssen. Sie versuchte ein Lächeln, legte einen Finger unter Alex’ Kinn und hob es an. »Keine Angst«, beruhigte sie ihn. »Ich habe eine Menge über Wurzeln und Beeren gelernt. Wir werden bestimmt nicht verhungert.«
    Alex’ Mundwinkel hoben sich. »Also, wir stehen noch nicht vor dem Bankrott. Aber es würde mir Spaß machen, dir zuzusehen, wie du Bel-Air auf der Suche nach Nahrung durchstöberst.«
    Cassie schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihre Wange auf sein Herz. »Du hast mir wirklich gefehlt«, sagte sie. Sie wünschte, er würde seine Unterlagen beiseite schieben und mit ihr nach oben gehen. Sie wünschte, er würde sie wenigstens

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